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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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unheimliche Weise wieder völlig still, nur meine Ohren klingelten. Die Grillen, Nachtvögel und offenbar auch der Regen waren von unserem entsetzlichen Angriffslärm zum Schweigen gebracht worden. Eine ganze Weile war das Zischen des langsam vom Himmel herunterschwebenden Leuchtgeschosses das einzige Geräusch.
    Jetzt kam auch die zweite Gruppe aus ihren Verstecken hervor. Unter dem taumelnden Licht des Leuchtgeschosses konnte ich durch die Lüftungsöffnungen ihrer Gewehre erkennen, dass deren Gasrohre rot glühten. Die Männer traten in den Lichtkreis der eigentümlich verdrehten Scheinwerfer. Ihre Gesichter waren schwarz und grün bemalt. Ihre Augen waren weit geöffnet und zeigten eine beinahe gelbe Farbe. Alle standen noch unter Strom, das Adrenalin pochte durch ihre Adern und erzeugte ein eigentümliches Hochgefühl. Einer grunzte. »Yeah, Mann – denen hab ich’s gegeben.« Er klang wie ein südstaatlicher Redneck bei einem Konzert der Southern-Rock-Band Molly Hatchet.
    Ich schaute mich um, während ich ein neues Magazin ins Gewehr rammte. Der Angriff war perfekt verlaufen. Die Fahrzeuge waren vollständig zerstört worden. Der Jeep lag jetzt vollends auf dem Dach und der Lastwagen brannte neben der Straße. Fast jeder Quadratdezimeter der beiden Fahrzeugkarosserien war von Kugeln durchsiebt oder von den tödlichen Schrapnellen der Claymore-Minen durchlöchert worden.
    Ich befahl: »Gewehre sichern! Such-Trupps ausrücken!« Zwei Zwei-Mann-Teams begannen, die Toten zu suchen und zu zählen, während sich der Rest der beiden Gruppen an der Straße entlang verteilte. Die Männer gingen in Deckung und luden ihre Waffen nach. Sie waren jetzt bereit, jeden Feind, der vom Lärm unseres Hinterhalts angelockt werden sollte, gebührend zu empfangen.
    Plötzlich gingen auf der Straße links und rechts von uns Scheinwerfer an. In ihrem Schein sah ich Männer stehen. Einer steckte sich eine Zigarette an. Das waren jedoch keine Feinde, sondern Mitglieder der Ausbildungsabteilung des SEAL Teams Four. Unser Hinterhalt war ein letzter Test im Rahmen des AOT (Advanced Operator Training), eines der höchst realistischen Szenarien, die alle SEAL-Züge im Rahmen dieses Trainingskurses zur Vorbereitung ihrer späteren Einsätze durchlaufen müssen. Die Mitglieder der »Kader«, wie man die Ausbilder des AOT nannte, beobachteten die überfallenen Feindfahrzeuge, während wir diese durchsuchten. Die Kader hatten die gesamte Operation, das Legen des Hinterhalts und unseren Angriff genau verfolgt. Jetzt überprüften sie, ob wir den Einsatz in der vorgegebenen Zeit abgeschlossen hatten. Ich ließ mich auf Hände und Knie nieder und schaute in den auf dem Kopf liegenden Jeep hinein. Hinter dem Lenkrad saß ein lebensgroßer »weiblicher« Dummy, der eine 5,56-mm-Kugel direkt ins »Gesicht« abbekommen hatte. Auf dem Bodenblech unter dem Beifahrersitz lag ein billiger Plastikaktenkoffer voller Papiere und Karten. Ich zerrte ihn mit einiger Mühe heraus, während mein Funker den Dummy aus dem Jeep zog und auf die Straße legte.
    Sowohl der Lkw als auch der Jeep waren von solchen Dummys »gesteuert« worden. Tatsächlich war der Jeep vom Lastwagen an einer 6 Meter langen Kette gezogen worden. In die Straße in diesem speziell für ein solches Hinterhalt-Training angelegten Übungsgelände waren mit Holz verkleidete, 30 Zentimeter tiefe Spuren eingegraben, in denen die Reifen der beiden »Feind«-Fahrzeuge gerollt waren. Den Lastwagen hatte man in den ersten Gang geschaltet und dann langsam losfahren lassen, wobei er den Jeep in unseren Hinterhalt schleppte. Die »Passagiere« waren Dummys oder sogar nur einfache Pappkameraden. Bis die Granaten in sie einschlugen, konnten die Fahrzeuge wie bei einer Modellrennbahn nur in ihren Spuren mitten auf der Straße rollen.
    Ich reichte den Aktenkoffer einem Schützen, während ein Kader mit einer Taschenlampe auf die Ladefläche des Lkw und unter und in die auf dem Kopf stehenden Sitze des Jeeps leuchtete. Er wollte sichergehen, dass jeder Dummy und jeder Pappkamerad wenigstens ein Einschussloch aufwies. Es wurde erwartet, dass man auf unbeschädigte Ziele oder Dummys noch einmal aus nächster Nähe einen sogenannten »Sicherheitsschuss« abgab.
    Innerhalb von zwei Minuten waren beide Fahrzeuge durchsucht, alle Gegenstände von nachrichtendienstlichem Wert geborgen und auf unversehrte Zielpersonen ein Schuss abgegeben worden. An einigen Dummys wurde dann eine versteckte druckempfindliche

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