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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Ich fing die Leiter auf und kletterte hinauf. Als ich etwas höher kam, erblickte ich den Trawler, der uns schon bald erreichen würde. Auf seinem Backbord-Brückennock standen zwei Besatzungsmitglieder und hielten mit ihren Feldstechern offensichtlich nach dem Booster Ausschau.
    Als ich mich durch die Luke in die Kabine hinaufzog, feuerte jemand von der Hubschrauberbesatzung eine Leuchtrakete von der Heckrampe des Pave Low ab. Ein roter Sternhaufen, der ein Rauchband hinter sich herzog, zischte 100 Meter vor dem Trawler ins Wasser. Ich glaube, sie begriffen sofort, was los war. Während der Hubschrauber bereits wieder in die Höhe stieg, konnte ich gerade noch erkennen, wie das russische Spionageschiff scharf nach Steuerbord abdrehte. Eine halbe Minute später übertönten zwei laute dumpfe Schläge das Dröhnen der Turbinen. Ich kam gerade noch rechtzeitig an ein Fenster, um beobachten zu können, wie zwei weiße Geysire in sich zusammenstürzten. Fünf Sekunden später detonierte die letzte Ladung und schleuderte Stücke der Triebwerkshülle hoch in die Luft. Die jetzt von vorne bis hinten aufgerissene erste Stufe versank mit dem Hinterteil zuerst in einem ungeheuren Blasenwirbel in den Fluten.
    Wir flogen nach Cape Canaveral zurück, wo jedoch unsere Anwesenheit bei der NASA-Nachbesprechung nicht erforderlich war. In unserem schäbigen Hotel versuchten wir am Abend, unsere miese Stimmung in einer Kaschemme namens Big Daddy’s zu ertränken. Als wir am nächsten Nachmittag unsere Sachen packten, zeigte man uns die kalte Schulter. Eine andere C-141 flog uns nach Norfolk zurück. Am späten Abend trafen wir wieder in unserem Team-Stützpunkt ein. Ich gab den Jungs frei und setzte mich dann hin, um meinen wahrscheinlich ersten und letzten Einsatzbericht zu schreiben. Kurz nach Mitternacht machte ich mich ins Casino auf und gab mir die Kante. Während die Musikbox einen Reggae nach dem anderen spielte, sah ich einem Lesbenpärchen beim Pool-Spielen zu und trank wie ein Mann, der bald arbeitslos sein würde.
    Am nächsten Morgen rief mich der XO noch vor dem Antreten in sein Büro. Ich überreichte ihm meinen Bericht und erzählte ihm meine Geschichte. Er hörte mit unbewegtem Gesicht zu. Als er meinen Bericht gelesen hatte, fragte er mich, ob ich noch etwas hinzufügen wolle. Zuerst wollte ich eigentlich nichts mehr sagen – »No excuse, Sir« (»Keine Entschuldigung, Sir«) wäre die Standardantwort gewesen –, aber dann gewann doch die Angst vor den Konsequenzen die Oberhand. Ich erklärte, dass ich unter den gegebenen Umständen die bestmögliche Entscheidung getroffen hätte. Ich hätte auch den Oberst mit Respekt behandelt, obwohl seine Argumente nicht zutreffend gewesen seien. Es täte mir leid, wenn ich etwas falsch gemacht haben sollte. Der XO schüttelte den Kopf und forderte mich auf, sein Büro zu verlassen. Am späteren Nachmittag kam Mike Boynton in die Schreibstube und befahl mir, meinen Schreibtisch leer zu räumen. Mir blieb fast das Herz stehen, aber dann sagte er: »Sie wurden gerade in eine neue Position versetzt. Sie sind ab jetzt der stellvertretende Zugführer des 5. Zugs.«
    »Sie verscheißern mich …« war alles, was mir daraufhin einfiel.
    »Ich könnte Sie nicht verscheißern, Sir«, grinste der Master Chief. »Sie sind doch mein Lieblingsscheißhaufen.«
    Ich war also jemandes Lieblingsscheißhaufen. Es stimmte tatsächlich. Die Fronarbeit in der Operationsabteilung war endlich vorbei, und ich gehörte jetzt einem Kampfzug an, der gerade erst neu aufgestellt wurde. Offensichtlich hatte ich über und im Atlantik doch die richtige Entscheidung getroffen. Auch der Captain und der XO hielten es für eine schwachsinnige Idee, das Zodiac-Schlauchboot an einem sinkenden Raketentriebwerk zu vertäuen und darauf zu vertrauen, dass die Air Force zurückkehren und uns finden würde. Obwohl die eigentliche Missionsaufgabe die Bergung des Boosters gewesen war, hatte ich mich kurzfristig entschlossen, die Raketenstufe zu zerstören, und dadurch verhindert, dass wichtiges technisches Material einem russischen Spionageschiff in die Hände gefallen war. Kurz gesagt, meine Entscheidung war richtig gewesen.
    Master Chief Boynton drückte es folgendermaßen aus: »Sie haben ein gutes Urteilsvermögen bewiesen, Sir. Ensigns sind eigentlich nicht gerade für derlei berüchtigt.«
    Aber ich wurde nicht nur endlich einer Kampftruppe zugeteilt. Zwei Tage später überreichte man Rick und mir ohne größeres

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