Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
Zeremoniell unsere Budweiser. Wir veranstalteten daraufhin eine Mordsparty im Casino, gaben jedem Froschmann an der Ostküste ein kaltes Bier aus und hatten danach tagelang Kopfweh.
Endlich waren wir Navy SEALs.
Für ein bis zwei Wochen übernahm ich das Kommando über den 5. Zug. Das 5. Platoon war eine provisorische Sache, das Skelett eines Kampfzugs und erst einmal nur eine gekaderte Einheit. De facto operierte der Zug aus einem Blechcontainer heraus, der in der hintersten Ecke des Stützpunktgeländes des SEAL Teams Four stand. Frank, mein Nachbar aus San Diego, sollte dessen Zugführer werden, nachdem er die spanische Sprachschule in Monterey, Kalifornien, absolviert hatte. Bevor er zurückkam, war jedoch noch eine Menge zu tun. Wir hatten bisher weder Ausrüstung noch Männer. In den ersten Wochen gab es diese Truppe eigentlich nur auf dem Papier. Im Grunde war sie nur ein Name.
Frank hatte seine Offizierslaufbahn ein Jahr vor meinem Eintritt in die Navy begonnen und die Marineakademie in Annapolis erfolgreich durchlaufen. Hätte ich meine Zulassung zur Akademie direkt nach der Highschool angenommen, wären wir Jahrgangskameraden gewesen. Frank hatte als Hauptfach »Schiffbau« gewählt. Am Ende gehörte er zu den zehn besten Akademie-Absolventen seines Jahrgangs. Ich hätte bestimmt nicht so gut abgeschlossen, da ich technisch nicht sonderlich begabt bin. Eine Ingenieursausbildung wäre für mich sicherlich das Falsche gewesen. Während ich mein Graduiertenstudium verbummelte, diente Frank zwei Jahre auf einem Minensucher in San Diego und wartete dort auf einen Platz im BUD/S-Kurs. Dabei galt eine Karriere als Naval Special Warfare Officer damals für einen Annapolis-Zögling noch als absolut unwürdig. Als Buße dafür, dass er überhaupt daran dachte, SEAL zu werden, musste Frank erst einmal eine Funktionsausbildung auf dem Gebiet der Überwasserkriegsführung (Surface Warfare) absolvieren, bevor er am BUD/S teilnehmen durfte. Mit seiner Vorbildung hätte er sich für viele interessante Optionen entscheiden können, aber er wählte dann ausgerechnet den Dienst auf einem Minenräumboot. Ein solches mochte zwar in der Rangordnung der Kriegsschiffe ganz unten stehen, aber Frank wusste, dass die Offiziersmesse auf einem ozeantüchtigen Minensucher nur sehr klein war und dort kein einziger Offizier überflüssig war. In den beiden Jahren arbeitete Frank als Operations Officer und Damage Control Assistant (Schiffssicherungsoffizier). Frank verdiente sich sein Surface-Warfare-Abzeichen in der Hälfte der üblichen Zeit. Mit diesem Pfund konnte er wuchern und wurde jetzt endlich auf die andere Seite der San Diego Bay nach Coronado versetzt, um dort seinen BUD/S zu absolvieren. Auf fast natürliche Weise wurde er zum Class Leader der Klasse 113 bestellt, als sich der eigentlich dazu berufene Offizier die Wirbelsäule brach. Dieser Job war in jenem Jahr jedoch nicht gerade leicht. Von den 105 Studenten, die den Kurs 113 begannen, schafften nur 13 den Abschluss. Sie wurden später als »die 13 der 113« berühmt. Niemand war überrascht, dass Frank der beste Absolvent seiner Klasse war.
Der 5. Zug sollte jetzt Franks erstes Kommando werden. Das Platoon musste jedoch erst einmal systematisch aufgebaut werden. Auch die Operators mussten sich erst zusammenfinden. Man hört oft, dass die Unteroffiziere und Mannschaften das Rückgrat der SEALs bilden. Dies galt ganz bestimmt für den 5. Zug. Unsere erfahrensten Operators waren Stan und Tim, die beide schon zehn Jahre bei der Truppe waren. In den Wochen vor Franks Rückkehr bewiesen sie ihren Wert, indem sie mit allen möglichen, manchmal nicht ganz legalen Mitteln die kleinen Deals deichselten, die beim Militär manchmal nötig sind, um die Gerätschaften zu erhalten, die man für seinen Job braucht. Auf diesem Gebiet waren sie einsame Spitze. Bald waren unser Zug ausgesprochen gut ausgerüstet. Jetzt fehlten nur noch die Männer.
Der Rest des Platoons, zehn Operators, sollte insgesamt aus Absolventen der BUD/S-Klasse 117 bestehen. Sie kamen frisch aus Coronado und Fort Benning, und nicht einer von ihnen hatte Senior Chief Jaegers AOT-Programm durchlaufen. Sie waren jung, in ausgezeichneter körperlicher Form und hoch motiviert. Sie kannten einander gut und arbeiteten verlässlich zusammen. Das war das Gute, was man über sie sagen konnte. Weniger gut war jedoch, dass sie keine Ahnung von Tuten und Blasen hatten.
Nur vier der 16 Männer, die dem 5. Platoon zugewiesen
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