Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
erhöht, die von dieser Mission wissen. In dieser Beziehung stand unser Einsatz unter schlechten Vorzeichen. Trotz unserer Zivilkleidung und unseres umständlichen, nichtmilitärischen Reisearrangements stand unsere Mission bereits auf der Titelseite.
»Die Vereinigten Staaten bereiten eine amphibische Landeoperation an der nicaraguanischen Grenze vor.«
Selbst der Codename wurde in dem Artikel erwähnt. Während wir am Gate warteten, reichte ich Jon Wallace die Zeitung. Er las sie mit einem irritierten Blick. Wer immer der Times diese Informationen zugespielt hatte, wusste über alles Bescheid. Es sollte weder das erste noch das letzte Mal sein, dass ich an einer Operation teilnahm, die in der Presse angekündigt worden war. Wir stiegen ins Flugzeug und hofften das Beste.
Nach der Landung in Panama fuhren wir mit dem Taxi ins Hotel. Panama stand damals fest unter der Herrschaft von Manuel Noriega. Obwohl das Land dem Namen nach als US-Verbündeter und »Partner für den Frieden« galt, war es gleichzeitig ein sicherer Rückzugsort für Drogen-Terroristen, Geldwäscher, Drogenhändler und jede Art von internationalem menschlichen Strandgut. Wir bezogen das El-Marriott-Hotel in Panama City, dessen Lobby angeblich der wichtigste Treffpunkt für alle zweifelhaften Geschäfte in ganz Lateinamerika war.
Ein paar Tage hingen wir in dem Hotel ab, während die Leute, die in unserer Befehlskette etwas höher standen, herauszufinden versuchten, was sie mit einer geheimen Erkundungseinheit machen sollten, die an dem Tag entsandt worden war, an dem die New York Times die Operation Agas Tara der ganzen Welt bekannt gemacht hatte.
Wir gingen in den Kraftraum, sonnten uns am Pool und lungerten herum. Die Bar im El Marriott schien direkt aus einem Warren-Zevon-Song zu stammen. Schulter an Schulter standen an deren Tresen Kokain-Cowboys, Callgirls, die 1000 Dollar die Nacht kosteten, Waffenhändler, Agenten der Drogenfahndung, Spione, scheelsüchtige Banker und panamaische Militärschurken, deren Brust vor Ordensbändern nur so strotzte. Nur eines war allen gemeinsam. Bis spät in die Nacht spülten sie einen Ron y tonica, Rum Tonic, nach dem anderen hinunter. Wenn mich jemand fragte, was ich in Panama machen würde, behauptete ich, für eine Firma zu arbeiten, die Segeljachten vertreibt. Im Moment würde ich auf eine Ketsch warten, die gerade den Panamakanal durchfahre. Wenn das Boot in Panama City eintreffe, würde ich mit ihm die Küste entlang nach San Diego segeln. Diese Story benutzte ich häufiger, und sie funktionierte immer. Sie erklärte, weshalb ich einfach nur herumhing, weshalb ich sonnengebräunt war und weshalb ich eine anständige Regenkleidung besaß. Vor allem die Frauen sprangen auf diese Geschichte an.
Manchmal sind eben Leute in Hotelbars nicht, was sie zu sein vorgeben.
Schließlich traf man die Entscheidung, den Einsatz doch noch durchzuführen. Um 4.00 Uhr morgens wurden wir zur Howard Air Force Base gefahren, bestiegen eine C-130 und flogen in Richtung Norden nach Honduras. Der Plan war geringfügig verändert worden. »So unauffällig wie möglich« bedeutete jetzt, dass wir direkt zu dem Flugfeld in Puerto Lempira gebracht wurden. Wir würden weiterhin in Zivilkleidung operieren, aber nachdem die amphibische Landung kein Geheimnis mehr war, konnten wir auf den mitternächtlichen Fallschirmabsprung verzichten.
Auf dem Flugfeld empfing uns ein Paramilitary Officer der CIA. Er trug ein Izod-Hemd und eine Tarnhose mit Tigerstreifen. An seinem Hals hing eine durchgeladene, schussbereite Uzi.
Später erinnerte sich keiner von uns daran, dass er uns seinen Namen genannt hätte. Wir wurden durch die »Stadt« zu Puerto Lempiras einzigem Pier hinausgefahren. Das honduranische Marineschiff war ein aus dem Zweiten Weltkrieg stammendes Mike Boat, ein Landungsboot direkt aus dem »Längsten Tag«. So zerschrammt und rostig, wie es war, sah es aus, als hätte es an der Invasion in der Normandie teilgenommen.
Wir überquerten die Lagune und ließen die Rampe nach innen fallen. Der Bootsführer setzte Frank und den XO am Strand auf der Südseite der Kanalmündung an Land. Mr Uzi und ich gingen an der Nordseite ans Ufer.
Der Strand war breit und der Sand äußerst weich. Ich bezweifelte, dass Radfahrzeuge, selbst wenn sie einen Sechsradantrieb hatten, ihn passieren konnten. Der Tag war regnerisch und grau, und obwohl es kaum eine Brandung gab, bemerkte ich, dass weit oben auf dem Ufer angeschwemmtes Strandgut und
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