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Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hathaway
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Stellen Sie sich das einmal vor.«
    »Das verstehe ich nicht«, flüsterte Gwendolin gequält. Sie hatte das Gefühl, als lebte sie in einem Alptraum, aber sie erwachte nicht.
    »Wohin soll das führen?« Die Nachbarin schüttelte den Kopf, daß die Lockenwickler leise klirrten. »Ich frage Sie, Miß Gwendolin, wohin soll das führen?«
    Die Uhr vom nächsten Kirchturm schlug Mitternacht.
    Die Regenwolken verdeckten den Mond, der sich im letzten Viertel befand und auch bei völlig klarem Himmel mit seinen Strahlen nicht durch die Blätter der alten Bäume hätte dringen können. Man sah die Hand nicht vor den Augen in dem kleinen Wald am Stadtrand, aber Jane Haskill tat nicht einen einzigen Fehltritt.
    Von links und rechts ertönte das Knacken zerbrechender Zweige, die unter den Schritten von Menschen splitterten. Doch Jane hatte keine Angst. Sie kümmerte sich gar nicht darum, wer zu dieser nächtlichen Stunde dem gleichen Ziel zustrebte wie sie. In einer schnurgeraden Linie ging sie weiter, bis sich der Boden des Waldes veränderte. Anstatt über weiche Erde schritt Jane über Schutt, der von den zerbröckelnden Mauern einer weitläufigen Gebäudeanlage stammte. Die Steine knirschten leise, als Jane einer gähnenden Öffnung zustrebte, aus der feuchte Grabesluft herauswehte.
    Da tauchten von allen Seiten Gestalten auf, schlanke Gestalten, die sich neben Jane vor der Öffnung aufstellten: Mädchen, zwölf Mädchen – Collegemädchen!
    Im Innern der Höhle flammte plötzlich Licht auf, bläuliches, geisterhaftes Licht, das ein Gesicht beleuchtete, das sich den Mädchen unauslöschlich eingegraben hatte. Runde, kurzsichtige Augen hinter dicken Gläsern, eine gerade Nase, ein schmallippiger Mund, der sich zu einem höhnischen, grausamen Lächeln verzog.
    Die kleine Hand mit den schlanken Fingern eines Chirurgen streckte sich den Reglosen entgegen, winkte, zog die Widerstandslosen unaufhörlich näher.
    »Willkommen an der Stätte der Erfüllung!« rief Dr. Emerson mit unnatürlich hoher, singender Stimme. »Tretet ein in den Tempel des Bösen!«
    Die dreizehn Mädchen folgten dem Professor, der voranschritt, um ihnen den Weg zu zeigen. In seiner Hand hielt er hoch erhoben eine rußende, funkensprühende Fackel, um den Weg auszuleuchten.
    Fledermäuse hingen von der Decke des Stollens, der langsam aber stetig in die Tiefe führte. Wasser tropfte von den Wänden. Ratten huschten über den glitschigen Boden.
    Mit gesenkten Köpfen folgten die dreizehn Mädchen dem voranschreitenden Mann in die Tiefe, das Unheimliche ihrer Umgebung nicht wahrnehmend. Jane betrat als erstes Mädchen den unterirdischen Raum, zu dem sich der Stollen erweiterte. Mit staunenden Blicken betrachtete sie die Einrichtung des Gewölbes.
    Der Raum war ringsum mit schwarzem Samt ausgeschlagen. In eisernen Wandringen steckten etwa zehn Fackeln, deren Rauch unter der niedrigen Decke schaurige Formen bildete, Fratzen, Köpfe, Leiber. In der Mitte erhob sich ein Podest, ein Altar, der ebenfalls von einem schwarzen Tuch bedeckt wurde. Verschiedene Gegenstände lagen auf dem Altar, die Jane aber nicht erkennen konnte.
    »Stellt euch in einem Kreis auf!« befahl Dr. Emerson. Jede Spur von Freundlichkeit war jetzt aus seinem rundlichen Gesicht gewichen. Plötzlich hatte er nichts Verbindliches, Beruhigendes mehr an sich. Seine Stimme sank zu einem Flüstern, das dem Zischen einer angreifenden Giftschlange glich. Seine Züge verzerrten sich in bösartiger Ekstase.
    »Der Meister wartet bereits darauf, seine neuen Dienerinnen zu sehen«, hauchte er. »Er wird auch zu seinen Sklavinnen machen, die ihm bedingungslos ergeben sind. «
    Mit zwei Schritten trat er dicht vor den Altar und breitete die Arme aus. Mit volltönender, hallender Stimme begann Dr. Emerson, einen mittelalterlichen Choral zu singen, dessen Worte die Mädchen- die dreizehn Mädchen aus seiner Vorlesung – nicht verstehen konnten. Es waren Beschwörungen in lateinischer Sprache, die den schwarzen unterirdischen Raum erfüllten, Beschwörungen des Bösen.
    Dr. Emerson ging von einem Mädchen zum anderen. Jeder der unbeweglich Stehenden legte er kurz beide Hände auf den Kopf, dann kehrte er an den Altar zurück. Seine Stimme steigerte sich, überschlug sich, artete in Kreischen und Heulen aus. Schaum trat auf seine Lippen, seine Augen glühten vor Haß und vor Freude an der bösen Macht, über die er verfügte.
    Jane sank auf die Knie, und die anderen Mädchen folgten ihrem Beispiel. Sie war

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