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Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hathaway
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junge Mann zweifelte schon, daß Gwendolin bei diesem Unwetter überhaupt kommen würde.
    Doch dann sah er sie – eine kleine, verloren wirkende Gestalt, die sich durch das Unterholz vorkämpfte. Die Hände hatte sie tief in den Taschen eines hellbraunen Regenmantels vergraben, den Kopf hielt sie gegen den Wind gesenkt. Die brandroten Haare klebten klatschnaß an ihren Schläfen.
    »Gwendolin!« Alle Sorgen und Unannehmlichkeiten vergessend, lief Peter ihr entgegen. »Mein Gott, Gwendolin! Ich. . .«
    Er fand keine Worte mehr, streckte die Arme nach ihr aus, wollte sie an sich ziehen. Der Blick ihrer Augen hielt ihn zurück.
    Diese unnatürlich geweiteten Augen starrten ihn an, starrten durch ihn hindurch in eine unerforschbare Ferne. Das Gesicht, auf dem das Regenwasser schimmerte, hatte etwas Entrücktes an sich.
    Statuengleich standen die beiden jungen Menschen sich gegenüber, die Blicke ineinander verkrallt. Peter zitterte am ganzen Körper, aber nicht vor Kälte. Zwar biß der Wind in seine nasse Haut, doch das fühlte er nicht. Überhaupt merkte der junge Mann nichts mehr von dem tobenden Unwetter, das sich sogar noch verstärkte. Einzelne Hagelkörner fetzten Blätter von den Zweigen.
    Peter sah nur mehr seine Freundin, fühlte, daß mit ihr eine furchtbare Veränderung vorgegangen war, ohne zu begreifen, was in Wirklichkeit geschehen war.
    Ganz langsam zog Gwendolin beide Hände aus den Taschen. Bevor die Finger über dem Stoffrand auftauchten, verhielten sie einen Augenblick lang, dann zuckten ihre Hände hoch.
    Fassungslos taumelte Peter Bower einen Schritt zurück, als er das Rasiermesser in Gwendolins Hand erkannte.
    Es war sein eigenes Rasiermesser, das er vor einigen Tagen in ihrem Badezimmer vergessen hatte, ein besonders gutes und scharfes Messer.
    Und Peter Bower zweifelte keine Sekunde daran, daß Gwendolin ihn damit töten wollte. Ihr haßverzerrtes Gesicht verriet die Absicht zu deutlich.
    »Gwen!« schrie er erschrocken auf. »Komm zu dir, Gwen! Ich bin es, Peter!«
    Auf sie einredend, wich er immer weiter zurück, bis er mit dem Rücken gegen einen Baum stieß. Seine Worte verfehlten jede Wirkung. Gwendolin hörte nicht auf ihn.
    Wie eine Mordmaschine kam sie auf ihn zu, das blitzende
    Rasiermesser in der rechten Hand hoch erhoben.
    »Gwendolin!« brüllte Peter auf.
    Das Rasiermesser zuckte durch die Luft.
    Peter spürte einen scharfen, brennenden Schmerz in seinem linken Arm, den er schützend vor sein Gesicht gerissen hatte. Der Ärmel seiner Jeansjacke klaffte in einem breiten Schlitz. Darunter pulsierte warmes Blut aus einer tiefen und langen Schnittwunde.
    Die Regentropfen vermischten sich auf der Klinge des Rasiermessers mit dem Blut, das in dicken Tropfen auf die durchweichte Erde fiel.
    Peter erwartete, daß sich Gwendolin erneut auf ihn stürzen würde. Dann mußte er sich verteidigen, mußte um sein Leben kämpfen.
    Aber das Mädchen rührte sich nicht mehr von der Stelle. Gwendolins Blick war auf das blutige Rasiermesser geheftet, schwenkte zu der schweren Wunde in Peters Arm. Der glasige Ausdruck wich aus Gwendolins Augen, ihr Gesicht verlor das Maskenhafte.
    Mit einem trockenen Schluchzen schleuderte sie das Rasiermesser von sich.
    »Gwendolin, komm, ich helfe dir!« redete Peter beschwörend auf seine Freundin ein, als er ihre Wandlung erkannte. Unter welchem Einfluß auch immer sie gestanden hatte, jetzt war sie davon befreit. »Gwen, Mädchen, alles halb so wild! Ich bin bei dir und helfe dir!«
    Ihr Blick verwundete ihn tief. Es war der Blick eines tödlich verletzten Tieres, das sich in die Enge getrieben sieht und keinen Ausweg mehr weiß.
    »Gwendolin!« flehte er, doch sie schüttelte wild den Kopf, daß ihre nassen Haare flogen. Dann drehte sie sich um und lief so schnell in den Wald hinein, daß er ihr nicht folgen konnte. Hinter ihr schlugen die Büsche zusammen.
    Während sie sich eine Bahn durch das dichte Unterholz brach, vermeinte Gwendolin Haskill in einem Meer von Blut zu waten. Das Grauen peitschte sie vorwärts und die Angst, sie könnte doch noch schwach werden und das Verbrechen ausführen, das ihr vom Satan befohlen worden war.
    Einmal blickte sie sich kurz um und bemerkte zu ihrer Erleichterung, daß Peter ihr nicht folgte. Sie war allein in dem tobenden Unwetter, allein in diesem gespenstischen Wald, in dessen Mitte sich die Ruinen erhoben, in denen Dr. Emerson Nacht für Nacht den Satan beschwor.
    In der kommenden Nacht würde sie es zum letztenmal

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