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Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht
Autoren: Andrew Hathaway
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ihr Entsetzen aus sich herausschreien wollte.
    Schon öffnete sie den Mund, da hob Dr. Emerson gebieterisch die Hand. Der Schrei erstickte in ihrer Kehle, die Tränen, die aus ihren Augen hervorbrachen, versiegten.
    In sich zusammengesunken wankte Gwendolin auf den Altar zu, fiel auf die Knie und berührte mit der Stirn den Boden. Sengender Schmerz durchzuckte sie.
    Die Steine waren glühend heiß.
    Über sich hörte sie, wie Dr. Emerson die altertümlichen Beschwörungsgesänge anstimmte. Die Mädchen fielen -genauso wie in der vergangenen Nacht, als Annabel ermordet wurde – mit ihren Begeisterungsschreien ein.
    Gwendolin hob den Kopf nicht, als über ihr ein unheilverkündendes Zischen und Prasseln ertönte. Sie wußte, was es zu bedeuten hatte.
    Der Satan war erschienen, um über sie zu richten.
     
    Auch Peter Bower hatte sich seine Gedanken über die Mordserie in Oxford und über die mögliche Beteiligung Janes gemacht. Immerhin hatte Jane von dem Mord an dem alten Pförtner des Sinclair College bereits gewußt, noch ehe bei der Polizei etwas bekannt gewesen war. Und dann war da ihr unerklärliches Verhalten.
    Peter warf die zu Ende gerauchte Zigarette aus dem Fenster des geborgten Wagens, mit dem er den beiden Schwestern Haskill bis an die Endstation der Buslinie gefolgt war, und zündete sich eine neue an. Er war nervös und bedrückt, weil er die einzelnen Ereignisse nicht durchschauen konnte. Und er machte sich Sorgen um Gwendolin. Warum war sie nur mit Jane in diesen Wald gegangen? Peter war in Oxford aufgewachsen und wußte daher, daß nicht nur Frauen nachts diesen Wald mieden. Gelegentlich trieb sich lichtscheues Gesindel in der Gegend herum, dem man besser auswich.
    Bis vor wenigen Stunden hatte sich Jane ihrer Schwester gegenüber unfreundlich, sogar feindlich gezeigt. Und jetzt gingen die beiden nachts in einen dunklen Wald! Da stimmte doch etwas nicht. Erbittert stellte Peter fest, daß er immer öfter zu diesem Schluß kam.
    Die zweite Zigarette war zu Ende geraucht, und noch immer hatte er keinen Entschluß gefaßt. So konnte das nicht weitergehen. Er mußte etwas unternehmen, aber er sah keinen Sinn darin, den Wald zu durchsuchen. Er dachte an einen alten Bekannten seiner Familie, Oberst Wendung. Der ehemalige Offizier bekleidete einen wichtigen Posten bei der Polizei von Oxford. An ihn konnte sich Peter vertrauensvoll um Rat wenden.
    Es war nicht die richtige Zeit für einen Besuch. Die Zeiger der Uhr am Armaturenbrett rückten gegen Mitternacht vor, aber Peter kümmerte sich nicht darum. Er hatte das Bedürfnis, sofort etwas zu unternehmen.
    Oberst Wendung selbst öffnete ihm die Tür. Seine Haushälterin hatte also ihren freien Tag. Der Oberst trug bereits einen bequemen Hausmantel, und erst in diesem Augenblick kam Peter die Unverschämtheit seines späten
    Besuchs zum Bewußtsein. Er entschuldigte sich, aber der Oberst schnitt ihm das Wort ab.
    »Unsinn, mein Junge!« polterte der Offizier. »Nicht umsonst waren dein Vater und ich befreundet. Ich habe dir doch gesagt, daß du dich immer an mich um Hilfe wenden kannst, und du siehst ganz so aus, als würdest du jetzt Hilfe brauchen. Oder irre ich mich?«
    Es schmeichelte dem Selbstbewußtsein des Offiziers, zu hören, daß er sich nicht irrte. Allerdings verdüsterte sich sein Gesicht immer mehr, als er mit seinem Gast in der Bibliothek Platz genommen und Peter zu berichten begonnen hatte.
    »Das hört sich ernst an«, faßte er zum Schluß Peters Ausführungen zusammen. »Ich möchte nicht in der Haut des Mädchens stecken.«
    »Wer weiß, ob Gwendolin überhaupt noch lebt«, murmelte Peter Bower niedergeschlagen.
     
    »Sieh mich an!«
    Gwendolin Haskill kannte diese dröhnende, harte Stimme bereits. In der vergangenen Nacht hatte sie sie gehört, als der Satan durch den Mund Dr. Emersons zu den Mädchen gesprochen hatte. Gequält hob sie den Kopf und richtete ihren Blick voll auf die Erscheinung, die auf sie zukam.
    Ganz gleich, was mit ihr geschehen würde, wie lange sie noch zu leben hatte – nie wieder würde sie diesen Anblick vergessen können. In der letzten Nacht hatte sie zwar auch den Satan zu Gesicht bekommen, hatte auch erkannt, wen sie vor sich sah, aber jetzt erst kam ihr die Scheußlichkeit seiner leiblichen Hülle voll zum Bewußtsein. Wie konnte sich jemand diesem Wesen ausliefern, seinem Willen gehorchen? Wie hatte Jane sich zur Sklavin des Satans wandeln können?
    Alle Abbildungen, die Menschen jemals vom Teufel gemacht
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