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Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hathaway
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erleben, wie sich der Böse zeigte, und gleichzeitig würde ihre Todesstunde anbrechen. Sie hatte die Anordnung des Satans mißachtet und den Mord nicht ausgeführt, durch den sie in den Bund der dreizehn Mädchen aufgenommen worden wäre. So weit war die Macht Satans doch nicht gegangen, um sie zu dieser Untat zu zwingen.
    Erschöpft ließ sich Gwendolin auf einen Baumstumpf sinken. Tief durchatmend versuchte sie, ihre Selbstbeherrschung wiederzugewinnen. Nur langsam beruhigte sie sich.
    Als Peter angerufen hatte, mußte sie mit ihm ein Zusammentreffen vereinbaren. Sie hatte es auch nicht verhindern können, daß sie mit dem Rasiermesser auf ihn losgegangen war, doch der Anblick seines Blutes hatte den Bann gebrochen. Sie war wieder Herr ihrer Sinne und ihres Willens. Der Böse hatte keine unumschränkte Macht über die Menschen, die ihm genügend eigene Kraft entgegenstellten.
    Aber er hatte sicherlich ausreichende Kräfte, um Gwendolin für ihre Widersetzlichkeit zu bestrafen. In der kommenden Nacht würde sie also sterben, knapp älter als einundzwanzig. Der Gedanke erschreckte sie nicht einmal sonderlich. Sie mußte nur noch so viele Dinge vor ihrem Tod regeln. Sie mußte Peter alles erklären, und sie mußte versuchen, Jane aus dem Bann des Satans zu befreien.
    Doch dann blieb sie auf dem Baumstumpf sitzen, stundenlang, als wäre sie mit ihm verwachsen. Peter, Jane -immer wieder schossen diese Namen durch ihren Kopf, aber die Fratze des Satans löschte sie wieder aus.
    *
    Anfangs schmerzte die Wunde überhaupt nicht. Peter Bower war von dem Mordversuch so überrascht und niedergeschmettert, daß er gar nicht den Ernst seiner Verletzung begriff.
    Sein erster Impuls war, hinter Gwendolin herzulaufen, aber das Mädchen war so schnell, daß es bereits außer Sichtweite war, ehe sich Peter überhaupt in Bewegung setzen konnte. Der Wald war dicht und unübersichtlich. Ohne Fährtenhund konnte er Gwendolin nicht wiederfinden.
    Also ging er zu seinem Wagen zurück, nunmehr vor Kälte und Aufregung mit den Zähnen klappernd. Noch bevor er den Wagen erreicht hatte, setzten die Schmerzen im Arm ein. Von seinen Fingern tropfte Blut, und auch der Ärmel war blutgetränkt. Peter hatte mit dem Auto die Suche nach Gwendolin aufnehmen wollen, doch nun mußte er darauf verzichten. Er fuhr schnellstens zu seinem Hausarzt, der ihn sofort ins Krankenhaus schaffte.
    »Das muß genäht werden«, erklärte der Art kopfschüttelnd. »Woher haben Sie denn diese Wunde, Mr. Bower? Sieht so aus, als wären Sie in eine Messerstecherei verwickelt worden.«
    »Es war ein Unfall«, erklärte Peter schroff, und er blieb auch im Krankenhaus bei dieser Behauptung. Die Behandlung dauerte lange, und auch dann ließen ihn die Ärzte nur ungern gehen.
    Peter fuhr sofort zu Gwendolins Haus. Er traf niemanden an, und auch die Nachbarin konnte keine Auskunft geben, wo sich die Schwestern Haskill aufhielten. Resignierend zog sich Peter in seine Wohnung zurück, wo er sich aufs Bett legte.
    Sein Arm schmerzte, er hatte leichten Schüttelfrost und fieberte. Für Gwendolin konnte er nichts mehr tun. Er mußte warten. Ohne es zu wollen, schlief er ein.
    Um Mitternacht setzte eine entsetzliche Vision ein, die ihm den Schweiß am ganzen Körper ausbrechen ließ.
    Er erlebte Gwendolins Ermordung!
    Gwendolin Haskill sah ihr ganzes Leben vor sich ablaufen wie in einem Film. Sie saß im strömenden Regen auf dem Baumstumpf, unfähig zu jeder Bewegung, und durchwanderte noch einmal die Jahre, die ihr mehr Leid als Freude gebracht hatten – ihre gemeinsame Kindheit mit Jane, der Unfall ihrer Eltern. Sie saß in dem Wagen, der gegen einen Baum raste, ein verstörtes, weinendes Kind, das an den leblosen Körpern seiner Eltern rüttelte, aber keine Antwort bekam. Die Schulzeit, danach das College.
    Und dann die letzten Tage in Oxford, beginnend mit Janes Besuch der Vorlesung von Dr. Emerson. Die Endstation war auch schon klar vorgezeichnet: der Ruinenkeller, in dem die Töchter des Satans ihre Schwarzen Messen feierten.
    Die Angst vor diesem Moment gab Gwendolin ihre Kraft zurück. Mit einem Aufschrei fuhr sie von ihrem unbequemen Sitz hoch und blickte gehetzt um sich. Tiefe Dämmerung umgab sie, und nur der Widerschein der Lichter Oxfords an der tiefhängenden Wolkendecke ermöglichte es dem Mädchen, die Umgebung wenigstens schemenhaft zu erkennen.
    Flucht! Das war der einzige Gedanke, der Gwendolin in diesem Augenblick beherrschte.
    Flucht vor dem Satan!
    Sie

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