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Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hathaway
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beobachtete, konnte nicht feststellen, ob die Kriminalbeamten dieses Theater glaubten. Er hätte es ihnen aber keineswegs übelgenommen, wenn sie auf den Trick hereingefallen wären. Jane war großartig.
    Auf dem Weg zur Leichenhalle hängte sich Peter mit seinem Wagen an das Polizeiauto. Er hatte schon vor Jane die Leiche identifiziert, die von der Polizei nach einem »anonymen« Anruf in dem kleinen Wald vor Oxford gefunden worden war. Peter selbst hatte das Verbrechen gemeldet, vorher aber alle Spuren beseitigt, die auf das Vorhandensein des Ruinenkellers hinwiesen, da es für seinen Plan wichtig war, daß sich die Satansbeschwörer weiterhin an derselben Stelle trafen.
    Die guten Beziehungen zu Oberst Wendung ermöglichten es Peter, Jane unauffällig zu beobachten, als man ihr Gwendolins Leiche zeigte. Er stand hinter einer Tür verborgen und schaute durch ein Guckloch.
    Die erste Überraschung erwartete ihn. Bisher hatte Jane offenbar für die Kriminalisten auf trauernde Schwester gemacht, doch beim Anblick der Leiche Gwens traten Tränen in ihre Augen, die so echt wirkten, daß sie keinesfalls geheuchelt sein konnten. Peter hätte jeden Eid darauf abgelegt.
    Nachdem Jane Haskill ihre Aussage zu Protokoll gegeben hatte, durfte sie nach Hause fahren. Sie nahm ein Taxi, ließ sich zu dem kleinen Backsteinhaus bringen und verriegelte hinter sich die Tür. Aufseufzend betrat sie das Wohnzimmer und setzte sich in das altmodische, bequeme Plüschsofa.
    Seit sie Dr. Emerson kennengelernt hatte, war ihr größter Wunsch gewesen, ihre Schwester loszuwerden, die sie noch immer wie ein kleines Kind behandelte. Jetzt hatte sie es geschafft, jetzt würde ihr Gwendolin nie mehr bei ihren Vorhaben in die Quere kommen.
    Und dennoch verspürte sie nicht die Freude und Befriedigung, die sie sich von diesem Moment erwartet hatte.
    Die polizeilichen Nachforschungen bereiteten Jane keine Sorge, da es zum entscheidenden Schlag kommen würde, bevor die Polizei etwas Greifbares herausfinden konnte. Worin dieser entscheidende Schlag, von dem Dr. Emerson ein paarmal andeutungsweise gesprochen hatte, bestehen würde, wußte Jane nicht, ahnte sie nicht einmal, aber sie erwartete ihn sehnsüchtig.
    Das Telefon in der Diele schrillte. Zögernd stand sie auf und ging hinaus in den Vorraum, hob ab und meldete sich.
    »Hallo, Jane«, hörte sie Peter Bowers Stimme. »Ich dachte nur, ich sollte mich bei dir erkundigen, ob ich dir in irgendeiner Weise helfen kann – jetzt, da Gwen tot ist.«
    »Glaubst du, daß ich nicht allein auf mich aufpassen kann?« fauchte Jane gereizt. »Also, laß mich gefälligst in Ruhe.«
    Wütend knallte sie den Hörer auf den Apparat. Gleich darauf klingelte es wieder.
    »Ich habe dir gesagt, daß . . .«, schrie sie ins Telefon, doch dann erstarrte sie.
    »Jane, hör mir gut zu«, sagte eine weiche, wenn auch etwas heisere Frauenstimme, die sie nur zu gut kannte. »Jane, ich mache mir Sorgen um dich.«
    »Gwendolin!« hauchte Jane Haskill mit blutleeren Lippen. »Nein, Gwendolin, nein!«
    »Doch, Jane, ich bin es, Gwendolin!« Ganz klar und deutlich kamen die Worte ihrer Schwester durch den Draht, ihrer Schwester, deren Leiche sie vor einer knappen Stunde in einem Fach des Schauhauses gesehen hatte.
    »N-e-i-n!« kreischte Jane. »Das darf nicht sein! Nein!«
    Wimmernd schleuderte sie den Hörer zurück auf den Apparat, als hätte sie glühendes Eisen angefaßt. Jane Haskill besaß gerade noch die Kraft, sich zurück ins Wohnzimmer zu schleppen, dann brach sie auf dem Teppich zusammen. Ihr Entsetzen kam jedoch nur zu einem kleinen Teil daher, daß sie die Stimme ihrer toten Schwester am Telefon gehört hatte. Dafür gab es sicherlich irgendeine Erklärung, auch wenn sie im Moment keine wußte. Durch diesen mysteriösen Anruf war aber etwas in Jane ausgelöst worden, eine Sperre hatte sich gelockert, die Dr. Emerson mit seinen geheimnisvollen Kräften errichtet hatte.
    Der Einfluß des Bösen war gewichen, Dr. Emersons Gewalt über Janes Seele erloschen. Das Mädchen erkannte auf einen Schlag mit erschreckender Deutlichkeit, was sich innerhalb der letzten Tage ereignet und was sie selbst angerichtet hatte.
    Plötzlich begriff sie, in welchen Abgrund sie gestürzt war. Dr. Emerson hatte ihr Gewissen lahmgelegt, aber sein Einfluß reichte nicht so weit, daß er dieses Gewissen vollständig auslöschen konnte. Gwendolins Tod in der vergangenen Nacht hatte die erste große Belastung für Jane gebracht, aber noch war die

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