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Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hathaway
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Kraft des Satans zu stark gewesen.
    Im Leichenschauhaus war Jane zum erstenmal wankend geworden, und dieser Anruf hatte den Panzer gesprengt, der sie blind und taub für die Wahrheit gemacht hatte.
    Gwendolin war tot, und sie selbst hatte geholfen, sie zu ermorden. Vor Janes geistigem Auge entstand das Bild des Ruinenkellers, des Altars . . . Gwendolin auf dem Boden . . . Die Töchter des Satans schlugen sie, stachen nach ihr – auch sie, Jane . . . Dann der Satan, der Gwendolin tötete . . .
    Ein anderes Bild tauchte auf, wurde stärker, überlagerte die Erinnerung an Gwen. Die Pförtnerloge vom Sinclair College, der weiße Haarschopf des alten Palmer, der sich plötzlich rot färbte, blutrot. . . Der Stein in ihrer Hand . . .
    Ein Zittern durchlief Janes Körper, wurde immer heftiger, bis sie vollständig die Kontrolle verlor. Sie wand sich in Krämpfen auf dem Boden, schrie ihr Entsetzen und ihren Ekel über ihre Untaten aus sich heraus. Tränen flossen in Strömen aus ihren Augen. Schaum trat vor ihren Mund. Minutenlang tobte sie wie eine Wahnsinnige, bis sie erschöpft liegenblieb. Keuchend rang sie nach Luft. In einem neuerlichen Anfall von Selbstzerstörung zerkratzte sie sich das Gesicht, riß sich die Haare büschelweise aus.
    Wie sollte sie mit der Erinnerung an ihre Verbrechen weiterleben? Sie mußte sühnen für den Mord an Mr. Palmer, für ihre Teilnahme an Gwendolins Ermordung.
    Sie hatte zwei Leben zerstört, sie war nicht wert, am Leben zu bleiben.
    Einem raschen Entschluß folgend, stand sie auf und wankte in die Küche. Gwendolins Einkaufstasche stand auf dem Tisch. Der Anblick löste wieder eine Welle der Verzweiflung in dem Mädchen aus. Jane torkelte wie eine Volltrunkene auf den Küchentisch zu, fegte die Tasche ihrer Schwester zu Boden und riß die Schublade heraus.
    Säuberlich geordnet lagen die verschiedenen Messer vor ihr, die Gwendolin für den gemeinsamen Haushalt angeschafft hatte. Sie würde diese Geräte nie mehr benutzen können, aber zu einem Zweck sollten sie noch dienen.
    Jane wollte damit die Welt von einer Verbrecherin befreien – von sich selbst.
    Sie suchte ein schweres, extrem scharfes und spitzes Messer aus, umklammerte das Heft mit schweißnassen Fingern und schleppte sich zurück ins Wohnzimmer.
    Sie hatte niemanden, von dem sie sich verabschieden wollte, und es hatte keinen Sinn, einen Abschiedsbrief zu schreiben. Niemand hätte den letzten Zeilen einer Selbstmörderin geglaubt, die Dr. Emerson der Teufelsbeschwörung bezichtigte und vor einem bevorstehenden Unglück größten Ausmaßes warnte. Und selbst wenn sich jemand gefunden hätte, der einen solchen Abschiedsbrief für bare Münze nahm, wäre es ihm unmöglich gewesen, etwas gegen Dr. Emerson und den Satan zu unternehmen.
    Entschlossen setzte Jane das Messer an die Halsschlagader. Allein von der Berührung ritzte die Schneide ihre Haut. Sie fühlte, wie einige warme Blutstropfen über ihren Hals sickerten. Sie verkrampfte sich und sammelte Willenskraft, um den letzten entscheidenden Schritt zu tun.
    Kein Mensch konnte etwas gegen Dr. Emerson unternehmen, niemand konnte erfahren, was er für die »große Stunde« plante, wie er es nannte.
    Wirklich niemand?
    Jane Haskill ließ das Messer sinken. Sie sah den dünnen Blutsfaden, der über die blitzende Klinge lief, aber sie achtete nicht darauf. Es stimmte nicht, daß es keinen Menschen gab, der die Katastrophe verhindern konnte.
    Einen gab es bestimmt – sie!
    Sie hatte zwei scheußliche Verbrechen begangen. Zwar war sie nicht bei klarem Bewußtsein gewesen, als es passierte, aber kein Gericht der Welt würde ihr glauben, daß sie unter dem Einfluß des Satans und Dr. Emersons gestanden hatte. Das konnte sie nicht beweisen. Wenn sie nicht selbst Hand an sich legte, blieb ihr nur die Aussicht auf eine Zukunft hinter Gefängnismauern. Und selbst wenn sie unentdeckt blieb, würde das Leben für sie eine einzige Hölle darstellen, da sie ständig Gwendolin und den alten Pförtner vor sich sehen mußte, den sie mit einem Stein erschlagen hatte.
    Nein, lieber wollte sie sterben.
    Doch wenn sie sich schon entschlossen hatte, aus dem Leben zu scheiden, warum sollte sie nicht vorher wenigstens einen Teil ihrer Schuld dadurch wiedergutmachen, daß sie Dr. Emerson unschädlich machte und die anderen Mädchen, die ebenfalls in den Bann des Satans geraten waren, rettete oder zumindest an weiteren Greueltaten hinderte?
    Daß dieser Versuch für sie einem Todesurteil gleichkam,

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