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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine neue Karriere!«
    Die Partygäste – das kleine Fest fand in einer Villa am Stadtrand Essens statt und war Besitz eines Stahldirektors, dessen Frau sich zur Zeit auf Mallorca sonnte und sich mit iberischen Fischerjungen beschäftigte – waren bereits in froher Erwartung, als Muck und Jutta eintrafen. Sie waren die ersten; die anderen Damen verspäteten sich.
    Noch war alles korrekt und völlig im Rahmen gesellschaftlicher Form. Die etwas von den andeutenden Erzählungen unruhig gewordenen schwedischen Direktoren begrüßten Jutta mit Handkuß, man trank ein Glas Sekt, und Jutta wandte sich enttäuscht an Harry Muck, der an der Bar stand und sich einen Whisky braute.
    »Wenn das alles ist«, sagte Jutta leise, »wird es fade. Genauso hat mir Paps die Parties geschildert … steif, mit reserviert höflichen Komplimenten, und am Ende folgt das große Gähnen.«
    »Abwarten.« Muck sah auf seine Armbanduhr. »Wenn die Miezen kommen, weht ein anderer Wind. Dann segeln die stolzen Fregatten gen Süden …«
    Zehn Minuten später hallte die Villa von Mädchenlachen und sonorem Männergegacker wider. Die Schweden wurden flink, holten Getränke von der Bar und stritten sich in einer Ecke um die gerechte Verteilung der Mädchen, die vom Hausherrn zunächst in die Zimmer eingewiesen wurden, in die sie sich zurückziehen konnten, wenn die schwedischen Herren das Bedürfnis hatten, die schöne Welt horizontal zu genießen. Jutta stand ebenfalls in der Halle, kämmte sich noch einmal die Haare und kam sich plötzlich sehr deplaciert und irgendwie beschmutzt vor.
    »Neu hier?« fragte eine etwas ordinäre Stimme hinter Jutta. Sie drehte sich um. Ein üppiges rothaariges Mädchen zog noch einmal die vollen Lippen nach und leckte flink über die Oberlippe. »Woher kommst du?«
    »Aus Düsseldorf …«, sagte Jutta und bemühte sich, völlig unbefangen zu sprechen.
    »Gute Kundschaft, was? Zahlen für die blödsinnigsten Dinge!« Sie sah sich um und fuhr sich mit beiden Händen in ihre brandroten Haare. »Ich heiße Mary.«
    »Jutta.«
    »Wie sehen die Scheiche da drinnen aus?«
    »Ganz vernünftig. Zwei Schweden sind ausgesprochen nett.«
    »Mensch, Jutta, geh mir weg …« Die rote Mary winkte ab. »Wenn die die Hosen fallen lassen, sind sie wie alle anderen! Hoffentlich haben die hier nicht auch so 'n Scheißzeug wie eure Heinis in Düsseldorf …«
    »Was für ein Zeug?« fragte Jutta, und auf einmal war es kalt in ihr. »Ich kenne kein Zeug –«
    »Sei froh, Jutta!« Die rote Mary warf den Kamm auf den Garderobentisch. »Da waren wir mal eingeladen in Düsseldorf … vier dicke Geldsäcke, alle so um Mitte Vierzig, wie in Solingen geschliffen so scharf … und statt den üblichen Mist kommt da einer und tut uns was ins Glas! Du, ich war plötzlich eine Riesenapfelsine, die geschält werden wollte! Stell dir das vor! Und umgebracht haben sie auch einen dabei … na, ich halt ja die Schnauze, aber unter uns … es war ein Drecksabend. Wenn die hier auch so 'n Mist machen, kneif ich! Ich schlucke nicht so schnell wieder LSD …«
    »Vier Männer waren es?« fragte Jutta. Ihre Stimme war wie mit Schimmel belegt. »Und … und umgebracht ist einer?«
    »Ja. Aber nun komm zu unseren schwedischen Hüpfern!« Die rote Mary faßte Jutta unter und zog sie mit sich fort. Aus dem großen Wohnzimmer tönte schon Lachen und das gezierte Kreischen, das einem deftigen Witz folgt. »Ich erzähl dir's nachher auf der Toilette. Junge, Junge, was man in unseren Kreisen so alles erlebt!«
    Mit steifen Knien ging Jutta zurück zu den anderen. Harry Muck zog sie sofort aus dem Verkehr, wie er es nannte … er nahm sie mit zur Bar. »Wie siehst du denn aus, Mäuschen?« fragte er gedämpft. »Unter der Schminke erkennt man ja, wie blaß du bist …«
    »Willst du mir einen Gefallen tun?« fragte sie leise zurück.
    »Jeden!« Harry Muck schob Jutta ein Glas White Lady über den Bartisch. »Die lange Nacht der jubelnden Hormone hat begonnen! Sieh dir unsere würdigen Herrn Direktoren an … lebendiger kann kein Pavian sein, wenn man ihm den roten Hintern kitzelt!«
    Jutta starrte über ihr Glas hinüber zu der roten Mary, die einen schwedischen Gast untergefaßt hatte und ihm etwas ins Ohr flüsterte, was den Nordländer zu schnaufendem Grinsen anregte.
    »Kannst du dafür sorgen, daß ich mit der roten Mary eine halbe Stunde allein bin?« fragte Jutta. Harry Muck sah sie verblüfft an.
    »Warum denn das? Willst du eine Reportage schreiben:

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