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Zum Nachtisch wilde Früchte

Zum Nachtisch wilde Früchte

Titel: Zum Nachtisch wilde Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nach Hause.«
    Die rote Mary hob die Schultern und ging zu der Gruppe der um den schlafenden Dicken Liegenden. Ihr nacktes Gesäß schwabbte etwas … hintenherum war sie zu dick. Die Zeit ihrer großen Geschäfte war bald zu Ende.
    Niemand beachtete Jutta Boltenstern und Harry Muck, als sie die Villa am Essener Stadtrand verließen.
    »Bring mich nach Düsseldorf«, sagte Jutta draußen im Wagen zu Harry Muck. »Bitte, Harry … wenn du es dir zutraust, noch so weit zu fahren … bring mich nach Hause …«
    »Wenn du willst, fahre ich mit dir heute nacht noch bis Rom!«
    »Nein – nur bis Düsseldorf. Das genügt.«
    Dann lehnte sie sich zurück, legte den Kopf auf die Rückenpolster und starrte gegen die bespannte Wagendecke. Und als sie über den Ruhrschnellweg zur Autobahn fuhren, begann sie zu weinen, unvermittelt, wie eine plötzliche Explosion, so daß Harry Muck zusammenzuckte.
    Vater, dachte sie in diesem Augenblick. O Vater … wie völlig entzaubert ist unsere Welt jetzt. Ich habe den Blick des Kindes verloren. Wie ein Fremder bist du mir jetzt … und doch liebe ich dich … weine ich um dich aus schrecklicher Enttäuschung. Und jede Träne entfernt mich mehr von dir.
    Heute nacht ist meine Kindheit endgültig gestorben.
    »Zuviel für die Nerven, was?« fragte Harry Muck. Sie hatten die Auffahrt zur Autobahn erreicht.
    Jutta nickte. »Ja«, sagte sie dumpf. »Es war zuviel …«
    Weiter sprachen sie nichts, bis sie Boltensterns Haus erreicht hatten. Der Schock war vollkommen, und Harry war klug genug, Jutta nur stumm die Hände zu drücken und ohne weitere Fragen wieder abzufahren.
    Auf der Insel Rhodos, im Hotel ›Odysseus‹, hatten Alf Boltenstern und Petra Erlanger ein Apartment bezogen. Ein breiter Balkon vor dem Wohnzimmer hing über dem üppigen blühenden Garten des Hotels und ließ den Blick frei hinüberschweifen zu dem unwahrscheinlich tiefblauen Meer und den fast weiß in der Sonne leuchtenden Felsen der Küste, die mit geheimnisvollen Grotten durchsetzt war. Hier irgendwo hatte im Altertum eines der sieben Weltwunder gestanden, der Koloß von Rhodos, die 35 Meter hohe Statue des Gottes Apollo, vor der die Menschen stumm vor Staunen standen, bis ein Mutiger den Götterbann durchbrach und sie 224 v. Chr. umstürzen ließ. Die Welt war ärmer um ein Wunder, aber die Schönheit Rhodos' blühte über die Jahrhunderte hinweg, eine Insel, wie ein weggewehtes, reiches Samenkorn aus dem Paradies, umweht vom Duft der Rosen und dem Salzatem des Meeres, erquickend in seiner Stille und ewig wie die Bläue des Himmels und ihre Spiegelung im Meer …
    Petra Erlanger sah nur kurz zur Seite auf Boltenstern, als sie nach dem Flug zum Hotel ›Odysseus‹ gefahren wurden und der Chefportier sie mit gnädige Frau begrüßte und den Schlüssel des Apartments Nr. 7 vom Haken nahm. Erst im Zimmer, als sie allein waren, setzte sie sich auf das mit blaßgelber Seide bespannte französische Bett und strich die vom Wind etwas zerzausten Haare aus den Augen.
    »Als was hast du uns angemeldet, Alf?« fragte sie. Boltenstern öffnete die breite Glastür zum Balkon. Das Rauschen der Brandung an der Felsenküste flog bis zu ihnen ins Zimmer.
    »Als Herr und Frau Boltenstern«, sagte er unbefangen. »Es war nur dieses Apartment noch frei … jetzt in der Saison ist alles besetzt. Es war eine Notlüge, Petra. Ich bitte um Verzeihung.«
    »Und wie soll ich mich benehmen?«
    »Ich kann dir deine Reaktion nicht vorschreiben, Petra«, sagte er langsam. In ihrem Blick sah er Abwehr und lauerndes Interesse. Eine Schlange, die sich zum Angriff aufrichtet und doch zurückweicht. »Wir haben gelernt, gute Schauspieler zu sein. Es wird den Zauber unseres Urlaubs nicht zerstören, wenn wir der Umwelt ein glückliches Ehepaar vorspielen. Was hier innerhalb der vier Wände geschieht, ist unsere Sache. Aber wir sollten aus diesen Wochen das Beste für uns machen!«
    »Wo wirst du schlafen?«
    »Dort, im Bett.«
    »Neben mir?«
    »Hast du Angst?«
    Über das schmale, kühle Gesicht Petras zog der Schein eines Lächelns. »Ich hatte noch nie Angst, Alf.«
    »Das weiß ich.«
    »Du bist von einer faszinierenden Skrupellosigkeit.« Petra erhob sich und trat einen Schritt hinaus auf den Balkon. Ihr blondes Haar flammte auf wie Gold, das feuerflüssig aus einem Tiegel rinnt. Boltenstern trat hinter sie. Er sog den Duft ihrer Haut ein und starrte auf die blonden, flaumartigen Haare in ihrem schlanken Nacken.
    »Die Kränze auf Richards Grab

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