Zum Sterben schoen
sich –, gefiel es Nick nicht, gezwungen zu sein, ihm zu vertrauen, dass er fast 159 Tonnen Stahl in der Luft hielt.
Sorensky hätte Modell stehen können für ein Werbeplakat der Luftfahrtgesellschaft mit seinem silberdurchwirkten, makellos geschnittenen Haar, der perfekt gebügelten marineblauen Uniform mit den rasiermesserscharfen Bügelfalten und der hoch gewachsenen, schlanken Figur. Nick war keineswegs übergewichtig, aber neben ihm fühlte er sich wie ein Elchbulle. Der Kapitän strahlte Selbstbewusstsein aus. Er achtete auch sehr streng auf die Einhaltung seiner Regeln, was Nick zu schätzen wusste. Obwohl Nick eine Genehmigung der Regierung und der nationalen Luftfahrtbehörde hatte, an Bord seine geladene Sig Sauer zu tragen, wusste er, dass das Sorensky nervös machte – und das war das Letzte, was Nick wollte oder brauchte. Deshalb hatte Nick seine Waffe bereits entladen. Als der Kapitän ihn begrüßte, ließ er das Magazin seiner Waffe in dessen Hand fallen.
»Schön, dich wiederzusehen, Nick.«
»Wie geht es dir heute, Jim?«
Sorensky lächelte. »Machst du dir immer noch Sorgen, ich könnte einen Herzinfarkt erleiden, während wir in der Luft sind?«
Nick zuckte die Achseln, um seine Verlegenheit zu kaschieren. »Der Gedanke ist mir schon mal durch den Kopf gegangen«, gab er zu. »Schließlich könnte so etwas passieren.«
»Ja, das könnte es, aber ich bin nicht der Einzige an Bord, der diese Maschine fliegen kann.«
»Ich weiß.«
»Aber deshalb fühlst du dich nicht besser, oder?«
»Nein.«
»Man sollte meinen, du würdest dich daran gewöhnen, so viel wie du fliegen musst.«
»Das sollte man meinen, aber bis jetzt ist es noch nicht passiert.«
»Weiß dein Boss eigentlich, dass dir jedes Mal schlecht wird, wenn du ein Flugzeug betrittst?«
»Sicher weiß er das«, antwortete Nick. »Er ist ein Sadist.«
Sorensky lachte. »Ich sorge heute für einen wirklich glatten Flug«, versprach er. »Du kommst nicht mit uns nach London, oder?«
»Über einen Ozean fliegen? Nie im Leben.« Bei dem Gedanken machte sein Magen einen Satz. »Ich fahre nach Hause.«
»Bist du noch nie in Europa gewesen?«
»Nein, noch nicht. Wenn ich mit dem Auto dorthin komme, fahre ich.«
Der Kapitän warf einen Blick auf das Magazin in seiner Hand. »Danke, dass ich mich daran festhalten kann. Ich weiß, dass ich kein Recht habe, dich darum zu bitten, es herauszugeben.«
»Aber es macht dich nervös, eine geladene Waffe an Bord zu haben, und ich will nicht, dass ein nervöser Pilot diese Maschine fliegt.«
Nick versuchte, an Sorensky vorbeizukommen, damit er sich auf seinen Platz setzen konnte, aber der Kapitän war zu einem Schwätzchen aufgelegt.
»Übrigens las ich vor etwa einem Monat einen wirklich netten Artikel darüber in der Zeitung, wie du das Leben dieses armen Jungen gerettet hast. Es war interessant, etwas über deinen Hintergrund zu erfahren, dass dein bester Freund ein Priester ist … dass ihr beide schließlich unterschiedliche Wege eingeschlagen habt. Jetzt trägst du ein Abzeichen und er ein Kreuz. Und dass du dieses Kind gerettet hast, macht mich stolz, dich zu kennen.«
»Ich habe nur meine Arbeit getan.«
»Der Artikel erwähnte auch die Abteilung, bei der du arbeitest. Wie hat er euch zwölf noch mal genannt?« Bevor Nick antworten konnte, erinnerte der Kapitän sich. »Ach ja, die Apostel.«
»Ich habe nicht herausgefunden, wie er an diese Information gelangt ist. Ich dachte, niemand außerhalb der Abteilung würde diesen Spitznamen kennen.«
»Dennoch passt er. Du hast das Leben des kleinen Jungen gerettet.«
»Wir hatten Glück.«
»Der Reporter sagte, du hättest dich geweigert, dich interviewen zu lassen.«
»Das ist kein Traumjob, Jim. Ich tat, was ich tun musste, das ist alles.«
Die Bescheidenheit des Agenten beeindruckte den Kapitän. Mit einem Kopfnicken sagte er: »Das hast du toll gemacht. Der kleine Junge ist jetzt wieder bei seinen Eltern und das ist die Hauptsache.«
»Wie gesagt, wir hatten Glück.«
Sorensky, der Nicks Unbehagen angesichts seiner Komplimente spürte, wechselte rasch das Thema. »Ein U.S. Marshal Downing ist auch an Bord. Er musste mir seine Waffe geben«, fügte er grinsend hinzu. »Kennst du ihn zufälligerweise?«
»Der Name ist mir nicht geläufig. Er transportiert doch keinen Gefangenen, oder?«
»Doch.«
»Was macht er denn dann in einem Linienflug? Sie haben doch ihre eigenen Maschinen.«
»Laut Downing ist es eine
Weitere Kostenlose Bücher