Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
undankbar nennen, wenn es ihm dort nicht gefällt. Er hatte ja gar keine Wahl und konnte sich nicht selbst für eine Schule entscheiden.«
»Polly, Liebes ...«
»Ich glaube, daß sich die Jugend von heute viel mehr als wir damals um solche Sachen kümmern wie Umwelt, soziale Verhältnisse ...« Polly achtete gar nicht auf Melissa und hielt unbeirrt ihr Plädoyer für die jungen Leute. »Und Mark«, endete sie, »Alans und Bridgets Sohn, hat heute den ganzen Tag für mich gearbeitet, ohne einen Penny dafür zu verlangen.« Auch wenn das gewisse Gründe hatte, entsprach es immerhin der Wahrheit.
»Ich kann mir vorstellen, daß das keine besondere Härte für ihn war«, sagte David. »Wie alt ist Mark? Vierzehn? Fünfzehn? Ein sehr anfälliges Alter.«
»Anfällig für was?« versetzte Marks Mutter. »Hühnerpocken?«
»Für den Charme einer sehr attraktiven älteren Frau. Möglicherweise hat Polly ein besonderes Talent, mit jungen Menschen umzugehen.« Der Gedanke schien David nicht unbedingt zu behagen.
»So ist es nicht ... Mark hat nicht ...« Polly machte den Mund zu und hoffte, daß ein anderer den Satz für sie beendete. Sie fühlte sich geschmeichelt, weil David sie als attraktiv bezeichnet hatte, war jedoch empört über seine Anspielung und wütend, daß er auf ihre Bemühungen, für Patrick einzutreten, mit einer so zweideutigen Antwort reagierte. Trotzdem war sie nicht imstande, zu erklären, weshalb Mark bereit war, ohne Entgelt etwas für sie zu tun, ohne einzugestehen, daß er im Grunde so geschäftstüchtig war wie jeder andere Junge in seinem Alter.
Alle warteten darauf, daß sie fortfuhr.
»Ich ... ich kenne viele junge Leute und finde, sie sind großartig«, endete sie lahm.
»Das glaube ich Ihnen gern.« David betrachtete sie kalt, als wäre es eine in der Gesellschaft unakzeptable Gewohnheit, mit Halbwüchsigen zurechtzukommen.
»Es gibt auch eine Masse Gutes über ältere Jungs zu sagen, Polly«, meinte Sheldon und zwinkerte David zu. »Erfahrung zählt viel auf einem ganz speziellen Gebiet. Laß einen Jungen den Job eines Mannes erledigen, und das einzige, was dabei herauskommt, ist eine enttäusche Lady.«
Polly musterte ihn aus schmalen Augen. »Nach dem Motto: ›Auch wenn Schnee auf dem Dach liegt, brennt noch ein Feuer im Keller‹?«
Sheldon dachte darüber nach. »Ganz genau.« Er kicherte vergnügt. »Das Problem ist nur, daß mein Dach neu gedeckt werden müßte.«
Polly und Bridget tauschten Blicke. »Machen Sie sich nichts draus, Sheldon«, sagte Bridget, die zu Pollys Erleichterung von ihrem hohen Roß heruntergestiegen war und keine Vorträge über Kindererziehung mehr halten wollte. »Man sagt allgemein, Kahlköpfigkeit sei ein Zeichen für Potenz und Männlichkeit.«
Polly linste verstohlen auf Davids dichte Haarmähne und wünschte, sie könnte sich sinnlos betrinken und dadurch die Erinnerung an diesen furchtbaren Abend für immer aus ihrem Gedächtnis löschen. Der qualvolle Kater wäre das sicher wert, aber unglücklicherweise war sie zu wohlerzogen.
Verzweifelt suchte sie nach einem neuen Gesprächsobjekt. »Arbeitest du gern im Garten, Melissa?«
Ehe Melissa etwas erwidern konnte, klopfte es an der Tür. Polly zwängte sich an allen vorbei und riß die Haustür weit auf.
Tristan Black stand vor ihr. Seine schwarze Lederjacke hatte den Glanz einer schimmernden Rüstung angenommen, sein teuflisches Lächeln barg engelsgleiche Züge. »Darf ich reinkommen?«
Zu diesem Zeitpunkt hätte Polly eine ganze Horde Zeugen Jehovas im Gefolge der US -Kavallerie wärmstens willkommen geheißen. Tristan wurde so herzlich empfangen wie ein lange verschollener, schmerzlich vermißter Freund – sie fiel ihm um den Hals.
»Aber ja! Ich wollte gerade den Nachtisch servieren.« Sie wandte sich an die anderen. »Das ist Tristan Black. Er arbeitet für Cotswold Radio.« Polly bemerkte, daß Tristan die eigenartige Situation mit einem Blick erfaßte. »Vielleicht macht ihr euch alle selbst bekannt. Ich hole inzwischen ein Glas für Tristan.«
Sie verließ den Raum, als Tristan allen die Hände schüttelte, und als sie zurückkam, saß er am Tisch. Er hatte Salat und den Rest des Risottos auf Melissas Unterteller gehäuft und sich mit Brot versorgt.
»Ich hoffe, es macht dir nichts aus, Polly. Ich habe noch nicht gegessen.« Auch wenn er den Mund voll hatte, war sein Grinsen strahlend.
»Und was tun Sie, wenn ich fragen darf?« Tristan sah Melissa in die Augen, während er ihr
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