Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
Bemerkung.
»O ja, es ist ein Vierundzwanzig-Stunden-Rave. Wir machen nur die letzten acht Stunden mit.«
»Oh.« Es war lange her, seit sie zum letztenmal eine Nacht auf einer Party durchgemacht hatte. Sie wußte nicht, ob sie so viel Durchstehvermögen hatte.
»Komm schon, Polly«, drängte Tristan und zog sie aus dem Wagen direkt in eine Pfütze. »Komm, wir gehen da hinein und haben Spaß.«
Er hängte sich bei ihr ein, während sie den Hintereingang des Pubs ansteuerten. Sie kamen gerade an der Küche vorbei, als ein Mädchen auf Tristan zuschoß und seinen Arm umklammerte. Sie war sehr klein, blond und hatte schwarze Leggins, einen violetten Lycra- BH und ein hauchdünnes Hemd darüber an. Ihre Augen waren mit einem schwarzen Eyeliner umrandet, und ihre Nase hatte einen leichten Höcker. Nach einem gründlichen Bad, dachte Polly, die möglicherweise zwanzig Jahre älter war, und mit einigermaßen anständigen Klamotten wäre die Kleine sehr hübsch.
»Hey, Tris! Hallo, ich bin froh, daß ich dich erwische. Ich hab’ dir doch von diesem Rave erzählt, weißt du noch?« Die Kleine warf Polly einen unsichern Blick zu. »Macht es dir was aus, wenn wir unter vier Augen weiterreden?«
Tristan sah Polly an und zuckte mit den Schultern. »Kommst du allein zurecht, Süße?« Pollys Befürchtungen standen ihr ins Gesicht geschrieben, und Tristan winkte einen Hell’s Angel heran. »Hey, Spike. Kauf meiner alten Lady einen Drink, ja?«
Er drückte dem Rocker einen Fünfer in die Hand und verschwand mit der verwahrlosten Minderjährigen in einem Lagerraum.
Polly folgte ihrem neuen Begleiter äußerst widerwillig zur Hauptbar. Hier waren die Verstärker so laut aufgedreht, daß die Musik in Pollys Brustbein vibrierte.
»Was willst du?« brüllte der Rocker den Lärm nieder.
»Ein Lagerbier«, schrie sie zurück.
Er bestellte. »Ein Lager und einen Pernot.« Er gab dem Barmann den Geldschein und steckte das Wechselgeld in seine Tasche. »Bis später!« sagte er und tauchte in der Menge unter.
Polly gab es nicht gern zu, aber herzukommen war ein Fehler gewesen. Sie zog die Jacke aus und bemühte sich, ihre Gesichtszüge zu einer lockeren, freundlichen Miene zu entspannen. Sie versuchte auch, sich nicht als Außenseiter zu fühlen, aber ihre Kleidung, ihre Herkunft und ihre Persönlichkeit bildeten eine unüberwindliche Barriere zwischen ihr und der Masse. Der Höllenlärm machte jede Kommunikation abgesehen von simpler Körpersprache unmöglich. Sie strengte sich an, ganz normal einzuatmen, als würde der ätzende Qualm nicht in ihren Lungen brennen. Erst bei diesem Unterfangen wurde ihr bewußt, daß hier nicht nur ganz normale Zigaretten geraucht wurden. Sie tippte sogar ein paarmal mit den Füßen im Rhythmus der Musik auf den Boden, aber schließlich gab sie jede Bemühung auf und gestand sich ein, daß sie nach Hause wollte.
Wahrscheinlich liegt es daran, daß ich über dreißig bin, überlegte sie, und die Musik schnitt durch ihren Körper wie eine Kreissäge. Ich habe kein Wachs oder so was in den Ohren, und meine Klamotten sind falsch. Ich hätte meinen tonverschmierten Overall anbehalten sollen, dann würde ich kein bißchen auffallen.
Sie trank einen Schluck von dem warmen Bier und machte sich im stillen ein zweites Geständnis: Sie war regelrecht in Panik, weil sie hier, in einem abgelegenen Pub, das sich durch zahllose Polizeirazzien und einige Verhaftungen einen Namen gemacht hatte, ohne ein eigenes Transportmittel gestrandet war. Wenn Tristan sie wenigstens nicht im Stich gelassen hätte!
Sie konnte ihm wirklich keinen Vorwurf machen. Er war Journalist, und sie war eine erwachsene Frau undleidlich unabhängig. Sie müßte im Grunde allein und ohne Begleiter an einem fremden Ort zurechtkommen, auch wenn sie die einzige Person war, die weder betrunken noch stoned war. Aber all ihre feministische Energie schien aus ihr gewichen zu sein und ein jämmerliches Weibchen mit dem Wunsch nach einem Beschützer hinterlassen zu haben. Sie schaute auf ihre Uhr. Tristan war schon über eine halbe Stunde weg. Sicher würde er gleich zurückkommen.
Sie versuchte, dem Mann, der ihr gegenüber stand, zuzulächeln. Er nahm ihr Angebot mit einem verwirrten Stirnrunzeln zur Kenntnis und wandte sich ab – wahrscheinlich hielt er sie für einen Bestandteil seiner Halluzinationen.
Er war, wie die meisten Leute hier, das, was Mark und alle anderen unter siebzehn, ›crust‹ nannten, und jetzt, da Polly Gelegenheit
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