Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
leid. Seine kultivierte Ausdrucksweise paßte so gar nicht zu seinem strähnigen Haar und den mehrfach durchstochenen Ohrmuscheln.
Sie stieg in seinen baufälligen Fiat Panda und rückte den Sitz so weit nach vorn, daß sie die Pedale erreichen konnte, Patrick nahm seine Position hinter dem Auto ein.
»Sie wissen, was Sie tun müssen?«, schrie er. »Halten Sie den Fuß auf der Kupplung, und wenn ...«
»Ich weiß, wie das geht!« schrie sie zurück.
Polly hatte sich längst daran gewöhnt, daß männliche Wesen einer Frau nichts zutrauten, wenn es um technische Dinge oder ums Autofahren ging, selbst wenn die in Frage kommende Frau ihren Führerschein mindestens fünfzehn Jahre länger hatte als dieses männliche Wesen. Aber es ärgerte sie nach wie vor. Sie wartete geduldig, bis sich das Auto bewegte. Patrick schob und schob, bis sich Polly schon fragte, ob er sich den ganzen Weg bis Laureton so abschuften wollte. Dann endlich nahm der Wagen Geschwindigkeit auf. Polly erledigte ihren Teil, und der Motor sprang an.
Als Polly einmal um den Parkplatz und zu der Stelle gefahren war, an der Patrick stand, kam er zur Fahrertür, um sich bei ihr zu bedanken.
Schon beim ersten Wort schlug Polly ein bitterer Geruch nach Alkohol entgegen. Sie hatte eigentlich aussteigen wollen, aber jetzt blieb sie, wo sie war. Es würde ihm nicht gefallen, aber sie konnte Davids Sohn nicht in diesem Zustand selbst fahren lassen.
Sie holte einmal tief Luft. »Wenn du getrunken hast, solltest du nicht mehr fahren.« Sie erstickte seinen Protest mit einer Handbewegung. »Ich will nicht pedantisch sein, und ich weiß genau, daß du noch fahren könntest –« sie kreuzte insgeheim die Finger bei dieser Lüge –, »aber das New Inn ist nicht gerade als alkoholfreies Lokal bekannt. Du läufst Gefahr, von der Polizei angehalten zu werden – zu diesem abgelegenen Pub kommt jeder mit dem Auto –, und wenn die Bullen in einer Woche nicht genügend Strafzettel ausgestellt haben, kommen sie immer her und lassen alle blasen«, setzte sie in der Hoffnung hinzu, daß eine Anspielung auf die Gemeinheiten der örtlichen Polizei sein Herz ein wenig für sie erwärmen würde.
Er seufzte und stampfte einmal mit dem Fuß auf. »Wie soll ich dann nach Hause kommen? Mein alter Herr bekommt einen Anfall, wenn ich nicht auftauche.«
»Du könntest ihn anrufen und alles erklären. Immerhin zeigst du Verantwortung, wenn du dich nicht mehr ans Steuer setzt. Du könntest bei einem Freund übernachten.«
»Bei welchem Freund? Ich habe keinen, den er akzeptiert.«
»Wie steht’s mit einem Taxi?«
»Und womit soll ich das bezahlen? Die sind nicht von der Wohlfahrt, müssen Sie wissen.«
Wenn Polly genügend Geld bei sich gehabt hätte, dann hätte sie ihm das Fahrgeld gegeben, aber zwei Pfund fünfzig würden nicht reichen. »Würde dich dein Vater abholen?«
Der Junge schüttelte den Kopf. »Auf gar keinen Fall.«
»Bist du sicher? Die meisten Väter würden ihre Söhne lieber abholen, als sie betrunken nach Hause fahren zu lassen.«
»Wenn er wüßte, daß ich etwas getrunken habe, würde er mich umbringen. Er hat wegen der Geschichte neulich vollkommen durchgedreht.«
Polly wünschte fast, sie wäre in der relativen Sicherheit der verräucherten, mit berauschten Halbwüchsigen vollgestopften Feuerfalle geblieben, der sie gerade entkommen war. Sie wußte, daß Patrick recht hatte.
»Trotzdem muß es ihm doch lieber sein, du rufst ihn an und ...«
»Ich rufe nicht zu Hause an. Ich fahre per Anhalter, wenn ich muß.«
Und wer, glaubst du, wäre so verrückt, dich von der Straße aufzulesen – in diesem Aufzug und betrunken? fragte sie sich, war aber so taktvoll, ihre Bedenken nicht laut auszusprechen.
»Hör mal, ich hab’ nicht viel getrunken. Ich bringe dich heim.«
»Sie läßt man genauso blasen wie mich«, schmollte er.
»Das stimmt, aber bei mir wird man nicht so viel Alkohol finden wie bei dir. Steig ein und warte auf mich. Ich muß jemandem eine Nachricht hinterlassen.«
Sie nahm den Wagenschlüssel mit und trottete über den Parkplatz bis zur Küche des Pubs. Dort schrieb sie eine kurze Notiz für Tristan auf eine Serviette und bat eine der Serviererinnen, sie ihm zu geben. Dann machte sie, daß sie wegkam.
Patrick war noch in der Lage, Polly klar und deutlich Richtungsanweisungen zu geben, und sie lobte sich selbst insgeheim für diese gute Tat, als der Wagen plötzlich stehenblieb und sich nicht mehr vom Fleck rührte.
»O
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