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Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)

Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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hatte keinen moralischen – oder sollte sie sagen: unmoralischen – Druck gegeben. Also daran konnte es bestimmt nicht liegen.
    Außerdem hatte sie schon vor einiger Zeit ernsthaft in Erwägung gezogen, mit Tristan zu schlafen und das Abenteuer auszukosten, also konnte sie auch nicht das abrupte Ende ihres selbstauferlegten Zölibats so sehr aus der Fassung gebracht haben.
    Sie mußte sich fragen, ob es sie genauso erschüttert hätte, wenn sie mit Tristan ins Bett gegangen und das Erlebnis ebenso umwerfend gewesen wäre.
    Polly rieb sich das Gesicht mit einem Handtuch ab und dachte angestrengt nach. Die Antwort lautete: nein. Sie hatte erwartet , daß Tristan gut im Bett sein würde. Beth war felsenfest davon überzeugt, daß jüngere Männer besser seien – und sogar Bridget hatte zugeben müssen, daß Tristan ausgesprochen sexy war. Wenn er die richtigen Knöpfe gedrückt und die automatische Reaktion in Gang gesetzt hätte, wäre sie damit fertig geworden.
    Aber in ihrem Innersten hatte Polly immer gewußt, daß der Sex mit Tristan genauso eine Pleite für sie sein würde wie der Versuch vor so vielen Jahren in dem Zelt in Frankreich. Ein Abenteuer mit Tristan hätte ihre Vorurteile nur bestätigt, und sie wäre gefühlsmäßig vollkommen unbeteiligt geblieben.
    Also hatte David diesen Aufruhr verursacht. Allein der Gedanke an David, der so zärtlich und liebevoll gewesen war, der sie in den Himmel entführt und wieder auf die Erde gebracht und ihr das Bad eingelassen hatte, entfachte von neuem ihren Zorn.
    Fünfunddreißig Jahre lang hatte sie – mehr oder weniger – ein glückliches Leben im Zölibat geführt, und sie war hundertprozentig sicher gewesen, daß sie, wieviel der Sex anderen Leuten auch bedeuten mochte, blendend ohne auskam.
    Und ausgerechnet der verkniffene, hochnäsige, pedantische, alte David Locking-Hill hatte die Stirn, ihr zu beweisen, daß sie sich geirrt hatte. Er hatte sie auf dem Sofa eingelullt, sie ins Bett geschleppt und ihre feste Überzeugung ins Wanken und zum endgültigen Sturz gebracht. Wie konnte er sich eine solche Frechheit herausnehmen?
    Und wie, fragte sie ihr rotgesichtiges Spiegelbild, das ihr mehrfach aus den Spiegelfliesen entgegenstarrte, wie hatte sie selbst es zulassen können, in eine derart lächerliche Situation zu geraten? Sie war eine verdammte Närrin – man sollte sie zu ihrem eigenen Schutz einsperren!
    Das Wort ›Schutz‹ löste einen weiteren Tumult in ihrem ohnehin schwankenden Gefühlshaushalt aus. Sie könnte schwanger geworden sein – wenn auch nicht so leicht wie eine Siebzehnjährige, dann doch so leicht wie jede andere unachtsame fünfunddreißig Jahre alte Frau. Verzweifelt versuchte sie sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal ihre Periode gehabt hatte. Aber ohne Bridget, die über Pollys Menstruationszyklus genau Bescheid wußte, war sie verloren. Möglicherweise war heute gerade einer der riskanten Tage, an denen eine Zeugung im Handumdrehen stattfinden konnte.
    Eines wußte sie genau – eine Abtreibung kam für sie nicht in Frage. Genauso wenig wie eine Adoption. Konnte sie ein Kind ganz allein aufziehen? Und würde ihre Mutter auch von einem unehelichen Enkel begeistert sein? Nach einigem Nachdenken, kam sie zu dem Schluß, daß Sylvia sich wirklich freuen würde. Erst würde sie ein Riesentheater veranstalten, das ja, aber zu guter Letzt würde sie sich überschlagen, einen Kinderwagen kaufen und platzen vor Stolz.
    Diese Überlegungen trösteten Polly seltsamerweise.
    »Und vielleicht bin ich ja gar nicht schwanger«, sagte sie laut. »Und ich kann Beth am Montag fragen, woher man die ›Pille danach‹ bekommt.«
    Wie sie das in eine allgemeine Unterhaltung einflechten und Bridget unauffällig fragen sollte, wann ihre nächste Periode fällig war, konnte sie sich überlegen, wenn sie ein wenig geschlafen hatte.
    Sie ging zurück ins Schlafzimmer – vom Hals bis zu den Zehenspitzen in ein Badetuch gewickelt, für den Fall, daß David auf eine zweite Runde wartete. Er war gar nicht da, aber sie merkte, daß er mittlerweile das Laken gewechselt hatte.
    Warum? Um seiner Mrs. Danvers nicht die Schamröte ins Gesicht zu treiben? Oder war seine Frau so heikel gewesen, daß sie sich geweigert hatte, in denselben Laken zu schlafen, in denen sie sich geliebt hatten?
    Polly wollte kein Risiko eingehen und kroch mit dem riesigen Badetuch ins Bett. In der Wäschekammer stapelten sich genügend Leintücher, daß selbst nach einer

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