Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)
ausgiebigen Orgie niemand gezwungen wäre, auf einem feuchten Fleck zu übernachten.
David fand sie eine Weile später im Bett vor. Offensichtlich hatte er geduscht, da sein Haar feucht und ungewöhnlich zerzaust war. Er trug einen dunkelblauen Frotteebademantel, der keinen Zentimeter verrutschte. Polly betrachtete ihn ärgerlich. Wenn er ihr diesen Bademantel geliehen hätte statt dem schlüpfrigen Ding, würde sie längst schlafen und ihre Welt wäre noch in Ordnung. David hatte einen Becher und ein T-Shirt dabei.
Er drückte ihr den Becher in die Hand und legte das T-Shirt aufs Bett. »Das kannst du zum Schlafen anziehen, falls dir kalt wird.«
Als ob irgend jemand, der in ihrem Haus wohnte, in diesem zentralbeheizten Palast frieren könnte!
»Und ich habe eine neue Zahnbürste gefunden.«
»Danke.« Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen.
»Kann ich dir sonst noch etwas bringen, brauchst du noch was?«
Ihr Gesicht hätte ein bißchen Feuchtigkeitscreme bitter nötig gehabt, aber es war unwahrscheinlich, daß er ihr so etwas bieten konnte.
»Nein danke.«
David streckte sich neben ihr auf der Bettdecke aus.
»Bist du einem offenen Gespräch gewachsen?«
»Nein.«
Er ignorierte das. »Du hast so heftig reagiert, als ich von einer ›Affäre‹ gesprochen habe. Ich frage mich, ob dich ein Mann einmal sehr verletzt hat.«
»Nein.«
»Gibt es im Moment jemanden in deinem Leben?«
»Nein.« Sie nahm einen Schluck von ihrer Milch.
»Dann würde ich dich gern fragen, ob du mit mir nach Frankreich fährst.«
»Wie bitte?«
»Ich habe dich gefragt, ob du mich nach Frankreich begleitest – auf eine Geschäftsreise. Natürlich kümmere ich mich um die Geschäfte, und du genießt die Reise.«
»Aber ... warum ? Du hast mich bis jetzt noch nicht einmal gefragt, ob ich mit dir zum Essen gehe.«
»Ich muß fahren, und ich dachte, du würdest gern mitkommen – ganz unverbindlich.«
Die entfernte Erinnerung an manierliches Benehmen regte sich in Polly.
»Äh ... David, das klingt wundervoll ... aber ich kann im Moment wirklich nicht weg von meiner Arbeit. Und da ist noch meine Katze und ...«
»Keine Panik.« Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Es ist dein gutes Recht, diese Einladung auszuschlagen. Mir gefällt nur der Gedanke nicht, daß ich dich einen Monat lang nicht sehen kann.«
»Einen Monat!« Polly entriß ihm ihre Hand. Sie würde ihn einen ganzen Monat nicht zu Gesicht bekommen! Einen Augenblick war sie vernichtet, dann riß sie sich zusammen. »Ich könnte nie so lange verreisen. Ich dachte, du sprichst von einem langen Wochenende.«
»Aber auch das würdest du ablehnen?«
»Ja. Nein, eigentlich ... ich meine ...«
»Schon gut, ich verstehe. Ich mag auch keine beiläufigen Affären.«
»David, ich habe überhaupt keine Affären.«
»Wirklich nicht? Wie denkst du dann über eine Ehe?«
Sie hätte nicht erschrockener sein können, wenn er ihr einen gemeinsamen Selbstmord vorgeschlagen hätte. Aber es war wichtig, die Antwort sorgfältig zu überlegen. Wenn sie spontan reagierte, könnte sie etwas von sich geben, was sie später bereute.
»Im allgemeinen oder für mich im besonderen?«
»Beides.«
»Andere Leute können tun, was ihnen gefällt. Ich jedenfalls werde nicht heiraten, jetzt nicht, nie – auf gar keinen Fall.«
Er steckte behutsam eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. »Du bist wenigstens ehrlich. Ich nehme an, du willst nicht, daß ich den Rest der Nacht hier bei dir verbringe, habe ich recht?«
»Ja.«
»Dann wünsche ich dir eine gute Nacht. Schlaf gut, Kleines. Vergiß nicht, deine Milch auszutrinken.« Er beugte sich über sie und küßte sie auf die Wange, dann löschte er die Nachttischlampe.
Polly lag im Dunklen und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. David war ein erstaunlicher Mann – in der einen Minute war er der Sexathlet, den sie nur aus amerikanischen Schundromanen kannte, in der nächsten deckte er sie fürsorglich zu und war kurz davor, ihr eine Gutenachtgeschichte vorzulesen.
Wie, um alles in der Welt, war sie an einen solchen anthropologischen Freak geraten? Verdammte Melissa – sie war für all das verantwortlich.
»Die Frau hat eine Menge gutzumachen«, sagte sie laut, dann schlief sie ein.
Polly hörte jemanden, wahrscheinlich David, an ihrer Tür vorbeigehen. Sie schaute auf ihre Uhr und sah, daß es halb neun war. Nicht spät für einen Sonntag, aber da ihr klar war, daß sie auf keinen Fall noch einmal einschlafen würde, und die
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