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Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)

Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit David!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Möglichkeit bestand, daß David weg mußte, hielt sie es für besser, gleich aufzustehen. Sie fühlte sich ausgelaugt, fast apathisch, als ob sie ihren ganzen Vorrat an Gefühlen aufgebraucht hätte und warten müßte, bis sie sich selbst erneuerten, ehe sie wieder etwas empfinden konnte. Es war ein friedlicher Zustand.
    Ihre Kleider waren trocken, aber so steif vor Schmutz, daß Polly sie nicht anziehen mochte. Aber diesmal hatte sie wenigstens ihre Unterwäsche und Davids T-Shirt, das sie unter dem Morgenrock tragen konnte. Sie putzte sich die Zähne, bürstete ihr Haar, aber auf Make-up mußte die wohl oder übel verzichten.
    Ihr drängendstes Problem war ihr Gesicht, das sich nach dem vielen Waschen saharatrocken anfühlte. Sie mußte in der Küche nach einer Creme suchen, die Mrs. Danvers nach dem Scheuern und Putzen für ihre Hände benutzte.
    Es war unwahrscheinlich, daß diese apokryphische Person an einem Sonntag hier auftauchen würde, um David den Frühstücksspeck zu braten – darüber war Polly heilfroh. Und wenn Patrick auch nur annähernd so war wie andere Siebzehnjährige, dann würde auch er sich erst in ein paar Stunden blicken lassen. Also hatte sie sich nur mit David auseinanderzusetzen. Und wenn es ihm gelang, eine Jeans für sie aufzutreiben, deren Beine sie hochkrempeln konnte, würde sie ihn bitten, sie nach Hause zu fahren.
    Schon allein der Gedanke an einen Sonntag in ihrem unordentlichen, kleinen Cottage mit ihrer Katze, einem Buch und ihrem ehemals unbekümmerten zölibatären Dasein störte ihren kurzlebigen Frieden so sehr, daß sie am liebsten wieder losgeheult hätte. Würde auch nur irgend etwas je wieder so sein wie früher? Konnte sie wieder zu dem Leben einer alten Jungfer zurückkehren, nachdem sie eine echte erotisch-sexuelle Erfahrung hinter sich hatte?
    David briet Speck, als sie in die Küche kam. Er hatte eine abgetragene grüne Cordhose und ein offenes Hemd, aber keine Schuhe und Strümpfe an. Er sah von der Pfanne auf. »Guten Morgen, Polly. Hast du gut geschlafen?«
    Er schien unnötig gute Laune zu haben, wenn man bedachte, daß er kaum länger als fünf Stunden geschlafen haben konnte. Er summte leise vor sich hin, als er zum Kühlschrank ging, um die Eier zu holen. Polly brachte nur mühsam ein Lächeln zustande.
    »Ist das nur eine höfliche Frage, oder willst du es wirklich wissen?« Ihre Stimme klang heiser. Normalerweise redete sie nie vor ihrer ersten Tasse Tee, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Und falls David vorhatte, sie die nächste Stunde mit seinen Freundlichkeiten unter Druck zu setzten, würde sie sich ein Taxi rufen, zu Bridget fahren und sie bitten, ihr das Fahrgeld auszulegen. Und zwar sofort.
    »Ich möchte es wirklich wissen.«
    »Eigentlich ganz gut«, gestand sie mißmutig. »Erstaunlich, wenn man die Umstände bedenkt.«
    »Das Weinen hat dich erschöpft, denke ich.«
    Nicht nur das Weinen. »Das kann man wohl sagen.«
    »Hast du Hunger? – Ich will das wirklich wissen.«
    »Ich frühstücke nie.«
    David schloß die Kühlschranktür und ging auf Polly zu. Er ergriff ihre Hände und zog sie zum Tisch, dann rückte er einen Stuhl zurecht, damit sie sich setzen konnte.
    »Polly, wir können so tun, als wäre letzte Nacht gar nichts passierte aber das wäre ein bißchen kindisch, meinst du nicht?«
    Polly sah ihn gequält an. »Manchmal ist Kindischsein die einzige Möglichkeit, mit den Dingen zurande zu kommen. Tut mir leid, aber ich ziehe es vor, daß wir so tun, als wäre nichts geschehen.«
    Er legte die Hände auf ihre Schultern und massierte sie sanft. »Aber warum ? Du hast zugegeben, daß es dir gefallen hat. Ich denke, wir könnten großartig miteinander auskommen.«
    »Im Bett, meinst du?«
    »Natürlich.«
    Wie viel »großartiger« wollte er noch sein? »Na ja, ich habe das schon einmal erklärt – ich habe keine Affären.«
    »Und wenn ich vorschlage, daß es mehr als eine bloße Affäre wird?«
    »Was gibt es da noch mehr? Du willst damit doch nicht andeuten, daß wir zusammenziehen, oder?« Trotz ihres Elends mußte sie lachen.
    Er ließ ihre Schultern los und ging zurück zu seinem Speck – das Fett spritzte auf den polierten rostfreien Stahl. »Nein, nicht direkt. Möglicherweise hast du recht – es ist vielleicht wirklich besser, wenn wir so tun, als wäre nichts passiert. Wie viele Scheiben Speck möchtest du essen?«
    Seine Art, praktisch mitten im Satz das Thema zu wechseln, war nervenzerfetzend, aber mit dieser Taktik

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