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Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition)

Titel: Zum Teufel mit dem Jenseits! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Herbst
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hartnäckig zwischen den Wänden absetzte, bereite heute sogar ihm Übelkeit.
    »Hast du gefurzt, Madonna?« Leon klopfte leicht an die Scheibe des Terrariums. »Gib´s ruhig zu.«
    Die braune Vogelspinne wackelte zweimal mit den Fängen, ignorierte ihn aber davon abgesehen geflissentlich. Ihre gesamte Aufmerksamkeit galt einer hektisch von links nach rechts huschenden Schabe, die verzweifelt nach einem Ausweg suchte.
    Offenbar war er nicht der Einzige, der über einen gesunden Appetit verfügte ...
    »Übertreib´s nicht, Honey. Das rächt sich.«
    Er rülpste herzhaft und wandte seiner haarigen Mitbewohnerin den Rücken zu. Den finalen Akt der Jagd wollte er sich ersparen. So gern er Madonna hatte, gepflegte Tischmanieren zählten nicht zu ihren Vorzügen; und momentan übernahm er keinerlei Garantie für seinen gebeutelten Magen.
    Aspirin, Zahnpasta und Alka Seltzer!
    Ein erneuter Rülpser stahl sich in die Freiheit und Leon schmeckte gallige Säure aufsteigen. Klassisches Sodbrennen gepaart mit üblen Krämpfen. Er rieb sich schmerzverzerrt die Brust. Scheiße! Wen hatte er gestern bloß gefressen? Die Red Hot Chili Peppers?
    Fahrig schweiften seine Augen zur Couch.
    Nein, die angenagte Hand auf dem Polster gehörte eindeutig einer Frau. Gleiches galt für den säuberlich pedikürten Fuß unterm Fenster. Und auch die übrigen Körperteile erweckten nicht unbedingt einen musikalischen Eindruck. Obwohl er sich schwach entsinnen konnte, dass einer seiner Gäste gegen Mitternacht meisterhaft das hohe C angestimmt hatte.
    Wahrscheinlich der fette Kerl, dessen Bein von der Stereoanlage baumelte ...
    Er trat näher und besah sich den bleichen Schenkel. Ohne seinen Träger wirkte das Ding seltsam unecht. Wächsern und steif - als wäre jemand über eine Schaufensterpuppe hergefallen. Die Haut schimmerte bläulich, wo das Blut in den Venen steckengeblieben war, und beginnende Totenflecke zeichneten eine makabre Landkarte aus dunklen Kontinenten. Außerdem erinnerte ihn das Bild vage an Harald.
    Leon musste unwillkürlich schmunzeln.
    Ja, speckige Dellenlandschaft nebst Knubbelknie und Besenreißer - das klang tatsächlich nach einer erstklassigen Beschreibung seines dämlichen Bruders. Fehlten nur noch die Herrgottslatschen und weiße Socken.
     
    »Verdammte Scheiße ...«, erschrocken fiel sein Blick auf eine Biosandale, die einsam auf dem Boden lag. Ockerfarbene Riemen, die ein Muster aus rostbraunen Flecken zierte und helle Fetzen besprenkelten Stoffs, die dort hingen, wo sich einst ein schwitziger Fuß seine Kuhle gegraben hatte.
    Murphys Gesetz in voller Pracht!
    Leon packte den Schuh und kontrollierte die Größe: 47. Das passte. Nervös flatterten seine Pupillen zwischen dem abgewetzten Schlappen und der Cellulite-Keule hin und her. »Shit!«
    Diesmal horchte selbst Madonna auf. Wie von der Tarantel gestochen rannte sie zur Scheibe, drückte ihre Nase - oder das, was Spinnen als solche bezeichnen - gegen das Glas und zuckte mit den dürren Gliedmaßen. Dabei kaute sie gleichmäßig auf einem Schabenflügel.
    »Shit! Shit! Shit!«
    Regungslos ballte Leon die Hände zu Fäusten. Bei der Macht von Metallica, das durfte nicht ernsthaft Harald sein! Solch einen Fauxpas würde ihm sein Vater garantiert nie verzeihen. Er schluckte hart. Der Spießer hatte ihm schon mit Enterbung gedroht, als er damals seine Banklehre geschmissen hatte.
    Auf gewisse Weise albern, wenn man bedachte, dass sich die Vermögenswerte der Familie Kalinski locker in einer Brotbox transportieren ließen - in einer Brotbox, zu deren Inhalt er selbst maßgeblich beigetragen hatte ... Trotzdem verursachte ihm der Streit noch im Nachhinein Übelkeit; und er konnte beileibe auf eine Wiederholung verzichten. Vor allem, da Harald bekanntlich Daddys Günstling war. Eine Tatsache, die ihm bis heute nicht einleuchtete. Dicker Elektroinstallateur ohne Allgemeinbildung versus finanziell abgesicherter Rockstar mit Abitur ... Rein punktetechnisch sollte er spätestens seit seiner zweiten Platte klar vorne liegen. Doch Pustekuchen!
    »Schau nicht so vorwurfsvoll«, raunte er der stoisch mampfenden Madonna zu. »Hilf mir lieber!«
    Vier dunkle Augenpaare blinzelten ihn verständnislos an.
    Leon seufzte und ließ die ranzige Sandale zu Boden gleiten. Was hatte er auch erwartet? Dass sie sich in Spiderwoman verwandelte, das Lasso schwang und ihn aus der Patsche holte?
    Soweit er wusste, war seine possierliche Hausgenossin nicht einmal fähig, ihre eigenen acht

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