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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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war? Er ergötzte sich geradezu an ihren Symptomen und tat sich schrecklich wichtig, weil sie keine Möhren vertragen konnte.«
    An dem Tag, bevor Nora zurückkommen sollte, zauberte Jane eine riesige glasierte Torte hervor, die sie während ihrer Nachtwache gebacken hatte. »Das ist ein Festkuchen«, sagte sie zu Hugh, »und er wird sich halten. Nein, du kannst ihn heute nicht anschneiden, aber ich lasse ihn dir auf dem Ladentisch stehen, dann kannst du ihn bewundern, während du Kekse zum Kaffee ißt.«
    Er sah wirklich großartig aus, wie Katherine sagte, eher wie ein Hochzeits- als wie ein Babykuchen. Hugh und Jane waren an diesem Tag bester Laune, und als sie rechts und links von einem Hund flankiert den Kaffee auf einem Tablett mit ihren zwei Tassen vom Haus herüberbrachte, rief sie fröhlich: »Tea for two, Hugh — nur ist es Kaffee«, und dann hielt sie plötzlich inne, als sie einen Fremden im gedämpften Licht des Ladens erblickte.
    Auch Philip Park hielt in seinem Zigarettenkauf inne und starrte sie verwirrt an. »Sie! Was machen Sie denn hier?« Dann wanderten seine Augen zu den zwei Tassen und dem herrlichen Kuchen, und er fragte kurz: »Haben Sie eine neue Stelle angenommen?«
    »Nein, nicht direkt eine Stelle«, begann Jane und tauschte einen belustigten vertraulichen Blick mit Hugh. »Sehen Sie, das ist nun der Hugh, von dem ich Ihnen erzählt habe — zumindest wollte ich Ihnen immer von ihm erzählen, aber es wollte mir nie gelingen.«
    Philips Gesicht veränderte sich; es schien sich zu verschließen, und sein Mund bekam den alten harten Zug, an den sich Jane noch so gut erinnerte.
    »Dann will ich Sie nicht aufhalten«, sagte er kurz, nahm seine Zigaretten und wollte sich gerade auf dem Absatz umdrehen, als Jane etwas hastig sagte: »Sind Sie gerade auf dem Weg zu dem >Weißen ElefantenWeißen Elefanten<.
    »So was!« keuchte Jane und starrte Hugh an. »Was ist um Himmels willen in ihn gefahren? Ein gutes Hotel etwas weiter... Zum Teufel mit ihm und seinem guten Hotel.«
    Hugh fragte vorsichtig: »Ist das Philip Park, bei dem du früher gearbeitet hast? Du bist so einseitig bei deinen Vorstellungen, Jane. Jetzt wundert es mich nicht mehr, daß du ihn verlassen hast. Der ist ja ziemlich unfreundlich.«
    »Das war er früher, aber in letzter Zeit nicht mehr«, sagte Jane mit Tränen in den Augen. Das war das Schlimmste, was einem passieren konnte; man glaubte, ein Mensch habe sich geändert, sei ein Freund geworden — und dabei hatte er einen die ganze Zeit tyrannisiert und sich einen Spaß daraus gemacht, einen am Schluß doch noch zu ducken. Aber sie wollte nicht darüber reden und erzählte Katherine nichts, als sie nach Hause kam. Die Mißachtung des >Weißen Elefanten< war ihr fast unerträglich.
    Sie dachte, sie könne diese Mißachtung vor sich selbst mit einem Achselzucken abtun, aber plötzlich wurde sie sehr traurig, äußerst empfindlich gegen jede auch unbeabsichtigte verletzende Bemerkung, sie nahm jetzt Äußerungen übel, über die sie früher gelacht hätte. Das kam nur daher, daß sie einsam gewesen war und immer mehr von Menschen abhängig wurde, die ihr sympathisch schienen; na ja, Kits Begeisterung für Kenneth hatte nachgelassen. Sie war schwer erschüttert worden, als er ihr die Sache mit dem Suppentopf übelgenommen hatte. Sie würde ihn wahrscheinlich sehr bald wegschicken. Bis dahin hatte sie Nora und das Baby.
    Jane hatte immer gesagt, daß sie sich nichts aus Babies mache; sie machten Arbeit, waren nie zufrieden, und man hatte mit ihnen bei weitem nicht so viel Spaß wie mit einem jungen Hund. Aber John Stevenson war das erste Baby, das sie aus der Nähe erlebte, und sie interessierte sich plötzlich für ihn und seine Entwicklung, wenn auch nicht mit sehr viel Gefühl. Sie vergötterte ihn nicht, und es fiel ihr nicht im Traum ein, sich in der Babysprache zu ergehen, aber sie betrachtete ihn gerne, wenn Nora beschäftigt war, obwohl sie offen zugab, daß sie jederzeit lieber ein Ladengehilfe als ein Babysitter wäre.
    »Aber du bist gut für John. Du läßt ihn in Ruhe und nimmst ihn nur hoch, wenn er aufstoßen muß, und dann legst du

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