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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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das Theater einen großen Teil ihrer Zeit und ihrer Gedanken. Sie liebte Theaterspielen, und das war ihre Rolle. Sie wußte, daß sie die stille, gerade, unbarmherzige erste Frau gut darstellte, und daß auch die beiden anderen Hauptdarsteller nicht enttäuschen würden. Ihr Programmteil sollte eigentlich gutgehen.
    Sie liebte die ganze Atmosphäre des Amateurtheaters: zwanglose Freundschaften, fröhliche Vertraulichkeit, das kurze Zusammensitzen in Cafés, wenn die Proben vorbei waren, die endlosen wichtigen Gespräche über die »Karriere«, von jungen Leuten geführt, die in Wirklichkeit das berauschende Gefühl der fetten Schminke zum erstenmal spürten. Jane war in dieser freien und unkomplizierten Gesellschaft ganz in ihrem Element und wünschte manchmal, daß die Aufführung verschoben würde und die Proben immer weitergingen.
    Als der große Abend gekommen war, ging sie ohne besonderes Lampenfieber auf die Bühne. Der Text hatte ihr nie Schwierigkeiten gemacht, und sie war in ihrer Rolle und ihrer Darstellung sehr sicher. Vom Augenblick ihres Auftritts an hatte sie das Publikum für sich gewonnen und bekam großen Applaus, als das Spiel vorüber war. Wilde Hurrarufe aus dem Hintergrund zeigten, daß Miriam und Hua eine ganze Maorigesellschaft mitgebracht hatten, um ihren Erfolg zu feiern. Als sich die Schauspieler vor dem Publikum verbeugten und die üblichen Blumensträuße erhielten, war sie ganz überwältigt, daß ihr noch drei weitere hochgereicht wurden; einer natürlich von Tony, ein großer und teurer von seinem Onkel und dann einer mit einem Kärtchen »Von Deinem Dich liebenden Patenkind«, den sie allen anderen vorzog.
    Ihre Freunde von Tui waren alle gekommen, und als das zweite Stück vorbei war und Katherine äußerst lieblich und als irisches Fischermädchen wenig glaubwürdig ausgesehen hatte und Jane in aller Öffentlichkeit von Miriam umarmt und von ihrem Gefolge gegrüßt worden war, fuhren sie mit Tony nach Hause bis zu dem Laden, wo ein Babysitter aufgepaßt hatte. Dort hatten sie noch eine kleine Feier, und Jane glühte vor Aufregung und Stolz. Als sie gegangen waren, sagte Nora zu ihrem Mann: »Jane kann auch hübsch sein. Richtig hübsch. Und auf der Bühne war sie nicht zu überbieten. Ich wünschte, dieser dumme Philip Park hätte sie sehen können. Aber, denk an meine Worte, Tony wird ihr einen Antrag machen.«
    »Wie gerne ihr Frauen Romanzen erfindet«, sagte Hugh gelangweilt gähnend. »Vielleicht gibt ihr Tony auf der Veranda einen Gutenachtkuß, aber einen Antrag wird er ihr nicht machen. Er ist nicht der Typ dazu.«
    »Aber Theateraufführungen bringen so was fertig. Erst als ich dich so gut aussehend und so schlecht spielend in >Der Mikado< sah, merkte ich, daß du der Mann für mich warst.«
    Nora hatte recht. Als Katherine gähnend und etwas blaß ins Bett gegangen war, blieb Tony noch, bis Jane schließlich sagte: »Bettzeit, Tony. Danke für die schönen Blumen. Ich war so stolz, als sie mir überreicht wurden — wie ein Starlet oder so ähnlich.«
    »Du sahst auch aus wie ein Star«, sagte er mit einem leichten Zittern in der Stimme, wie sie erschreckt feststellte. »Deine Augen waren groß und glühten, und du sahst unheimlich hübsch aus. Ich fühlte mich, als hätte ich dich vorher nie richtig gekannt.«
    »Unsinn. Du kennst mich seit Ewigkeiten, die einfache Jane in ihrer Küche. Was du heute abend gesehen hast, war eine Jane, die angab und der das Spaß machte. Wenn wir Glück haben und nächsten Sommer wieder hier sind, dann wirst du deine Illusionen kläglich zerstört sehen; sag also >gute Nacht< und gehe nach Hause wie ein guter Junge.«
    Aber er nahm ihre Hände, und unzusammenhängend sprudelten die Worte aus ihm. Sie war das Mädchen, das er begehrte. Nicht nur für einen Flirt, sondern fürs Leben. Sie alleine hatte alle Vorzüge, Kühnheit und Mut und...
    Hier brach Jane den Zauber durch das ihr eigene laute überraschende Lachen und zog ihre Hände weg. »Mut! Welch ein großes Wort! Stell dir vor, eine feine romantische Rede mutig unterbrochen. Aber sag jetzt nichts mehr, Tony. Der ganze Theaterrummel hat dich eingefangen. Mancher wird sentimental, wenn er ein einfaches Mädchen, das er schon so lange kennt, mit ganz gutem Erfolg auf der Bühne sieht. Das steigt ihm zu Kopf.«
    »Dir scheint auch gar nichts zu Kopf zu steigen«, sagte er etwas betrübt, »und es war keine romantische Rede, es war ein ehrlicher Antrag — und du lachst einfach

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