Zum weißen Elefanten
darüber.«
»Das wirst du morgen früh auch tun — oder vielleicht wird dir eher der Angstschweiß ausbrechen, wenn du daran denkst, daß du dich um ein Haar lächerlich gemacht hättest, und du wirst der simplen Jane dankbar sein, daß du so gut davongekommen bist.«
»Nein, werde ich nicht. Ich bin nicht der oberflächliche Kerl, für den du mich hältst. Ich habe noch nie einem Mädchen einen Antrag gemacht. Ich habe eine ganze Menge Zeit mit vielen verbracht, und natürlich habe ich Kit unheimlich bewundert, aber ich hätte sie nie gebeten, mich zu heiraten.«
»Das zeigt, daß du doch einigen Verstand hast«, antwortete sie lebhaft, »denn Kit haßt es, die Gefühle anderer zu verletzen, aber sie haßt es noch mehr, wenn man ihr Anträge macht, und sie hätte vielleicht einfach ja gesagt, um deine Ehre zu retten — und dann hätten wir uns den Kopf zerbrechen müssen, wie wir sie am besten aus der Affäre ziehen könnten. Aber ich bin anders. Ich würde heute abend nicht ja sagen, auch wenn ich es wollte, und ich fürchte, mein guter alter Tony, ich will es nicht.«
Er wandte sich ab, sein junges Gesicht war gequält. »Du nimmst mich nicht ernst. Und nur, weil ich mit Marilyn und solchen Mädchen rumgezogen bin.«
»Mir machen die Marilyns überhaupt nichts aus, aber das hätten sie vielleicht, wenn ich dich liebte. Ich möchte nur nicht, daß du eine Dummheit machst und dir einbildest, du wärst verliebt, wenn es gar nicht stimmt. Stellen wir uns vor, es gehöre mit zum Theaterstück.«
»Und jetzt wirst du mir anbieten, daß wir wie Bruder und Schwester sein wollen. So ist das immer im den Büchern.«
»Nein, das werde ich nicht, aber ich werde dich bestimmt vermissen, wenn wir nicht mehr reiten und unseren Spaß zusammen haben können. Aber das überlasse Ich dir. Ich möchte nicht nehmen, wenn ich nicht geben kann, deshalb glaube ich, daß ich dich in Zukunft nicht mehr oft sehen werde.«
Ihr kleines Gesicht sah müde und ziemlich traurig aus, und in Tony vollzog sich plötzlich ein Wandel. Er vergaß seine gekränkte Ehre und sagte ganz natürlich: »Sei doch nicht albern. Aber sicher wirst du mich genauso oft sehen wie früher — und mir vermutlich einen Tritt geben. Ich glaube, ich war ein Esel, daß ich so damit herausgeplatzt bin, aber du bist so gut und vernünftig, Jane, und hast heute abend erstklassig ausgesehen.«
Sie lächelte ihn freundlich an. »Siehst du. Ich habe ja gesagt, das Rampenlicht hat dich verführt. Lieber alter Tony, ich danke dir so für die Blumen und für alles, und ich werde morgen hier sein, wenn du reiten gehen möchtest.«
Das taten sie, aber es dauerte ungefähr eine Woche, bis auch Tony das Gefühl hatte »Ende gut, alles gut« — so hätte es wohl sein Onkel gesagt.
13
Im Oktober wurde Condon von einer Grippewelle erfaßt, die seine Bewohner niederwarf und innerhalb weniger Stunden ans Bett fesselte. Katherine fiel ihr zum Opfer und wurde von dem Geschäft, dem sie zum Aufschwung verholfen hatte, verständnisvoll befreit, aber Jane, die ihr Bett ins Wohnzimmer befördert hatte, blieb immun.
Das war ein Glück, denn Mr. Duncan erlitt einen schweren Grippeanfall, und zwei Tage später folgte ihm sein Bürovorsteher; so hielten nur Jane und der Laufjunge den Betrieb in der Praxis aufrecht.
Sie schlugen sich auf ihre eigene Weise durch. Jane machte ausführliche Notizen über die Anliegen jedes Besuchers und über jeden Telefonanruf und schickte sie dann dem alten Rechtsanwalt mit der Tagespost. Wenn er auch manchmal über die Rechtschreibung lächelte, war er voller Bewunderung für ihre Gewissenhaftigkeit und ihre ausgeprägte Geschäftstüchtigkeit.
»Dieses kleine Mädchen hat unheimlich viel gesunden Menschenverstand und ein sehr gutes Gedächtnis. Schade, daß es mit der Rechtschreibung nicht klappt. Sonst wäre sie schon viel weiter gekommen«, sagte er zu seiner Frau.
»Du bist so geduldig, Liebling. Sie hat mir erzählt, wie gerne sie für dich arbeitet. Ich fand, daß sie in dem Stück ausgezeichnet und geschickt war, und wenn sie auch nicht richtig schreiben kann, ist sie doch eine gute Sekretärin, und so ausgeglichen.«
Jane mußte ihr ganzes Können einsetzen, denn sie und Rupert mußten vierzehn Tage lang die Fahne hochhalten. An diesen Wochenenden kehrte sie nicht zu dem >Weißen Elefanten< zurück. Katherine war in der ersten Woche noch immer sehr mitgenommen, und Jane meinte, sie müsse auf jeden Fall zur Stelle sein, falls Mr.
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