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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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komischerweise schwach in Rechtschreibung. Ein interessanter Fall.«
    »Die Rechtschreibung muß die Dinge für Sie doch erschwert haben?«
    »Manchmal hatte mein Bürovorsteher etwas mehr Arbeit, weil er ihre Briefe durchsehen mußte, aber das hat sie uns beiden in hundertfacher Weise wieder wettgemacht. Ein Jammer, diese eine Schwäche, aber sie war sehr ehrlich, bevor sie die Stelle hier annahm, Trotzdem, ich habe gemerkt, daß es ein sehr wunder Punkt war, insbesondere, da sie, wie sie mir erzählte, eine Großstadtpraxis wegen drei Fehlern in einem Schreiben verlassen mußte. Außerordentlich kurzsichtig von diesen Leuten. Es hätte sich gelohnt, sie zu halten. Aber Sie wissen ja, wie es ist — manche von diesen großen Rechtsanwälten meinen, sie seien allwissend, dabei sind sie völlig beschränkt.«
    Philip Park sah verlegen in sein Glas mit dem gräßlichen Bier and sagte langsam: »Ich vermute, es war eine sehr lebhafte
    Praxis. Wissen Sie, es ist schon ärgerlich, einen Brief zur Unterschrift zu bekommen und dann Rechtschreibfehler darin zu finden.«
    »Das kann schon sein. Trotzdem hätte jemand mit ein bißchen Urteilskraft gesehen, daß in Miss Lee viel mehr steckte. Ich werde sie vermissen. Ich habe schon eine neue Sekretärin, die garantiert richtig schreibt, aber sie wird nicht zwölf Stunden am Tag im Büro verbringen und das ganze Wochenende arbeiten, weil mein Bürovorsteher und ich zufällig die Grippe bekommen. Nein, nein. Ich nehme Miss Lee jederzeit wieder, und dieser Mensch in der Stadt war ein Narr, sie gehen zu lassen.«
    Diese Worte klangen in Philip nach, als er an diesem Abend in einem muffigen Condoner Hotel zu Bett ging. Ein Narr, sie geben zu lassen. Ein Narr, sie zu unterschätzen. Vielleicht konnte er von diesem älteren Rechtsanwalt in einer Kleinstadt auf dem Land noch einiges lernen.
    Die Mädchen hatten drei Tage lang alle Hände voll zu tun. um den >Weißen Elefanten< für die Sommersaison herzurichten und sich auf die Ankunft von Geoffrey Wilson oder dem »Weiberhelden«, wie sie ihn unter sich nannten, vorzubereiten. »Obwohl ich nicht erstaunt wäre, wenn er nicht auftauchen würde. Irgendwie benahm er sich seltsam, und als ich ihn nach seinem Namen fragte, zögerte er. Ich glaube überhaupt nicht, daß er Wilson heißt.«
    »Ich dachte, die Leute würden sich immer Brown oder Smith nennen, wenn sie ihren richtigen Namen nicht angeben wollen«, sagte Katherine friedlich. »Sei nicht gegen ihn voreingenommen, mein Schatz, bevor er ankommt. Vielleicht ist er nachher ein ganz liebenswerter Mensch.«
    Bei sich dachte Jane, daß sie nie jemanden gesehen hatte, der ihr weniger liebenswert erschienen war, als dieser große dunkle Fremde, aber sie sagte nichts mehr. Letzten Endes war es ja Kit, die mit ihm fertigwerden mußte, und sollte er sich als Weiberheld erweisen, dann würde sie kurzen Prozeß machen. Jane mußte nur kochen.
    »Und er ist doch wirklich ein Segen, nicht wahr, denn bis zur Hochsaison haben wir nur die Sekretärinnen.«
    Miss Martin und Miss Menzies, die im letzten Jahr so angenehme Gäste gewesen waren, kamen wieder und würden dazu beitragen, das Schiff bis zum Beginn der Saison über Wasser zu halten. Dann kam ein Ferngespräch von Mrs. Simpson, die ziemlich zaghaft nach einer Unterkunft für sich und für ihre Mutter fragte. Jane zögerte einen Augenblick und wollte ablehnen, aber sie wußte, daß das dumm war. Fünf Gäste würden ihnen eine Gewinnspanne garantieren.
    Am Abend des 1. Dezember kam Geoffrey Wilson im einem großartigen Wagen an und wurde, wie es bei ihnen üblich war, von Katherine empfangen. Zu Janes Bestürzung kam sie sehr beeindruckt zurück. »Er sieht sehr gut aus. Noch dazu so groß und eine so angenehme Stimme. Jane, meine Gute, ich glaube, du hast ihm wirklich unrecht getan.«
    »Hat er schon versucht, mit dir anzubändeln?«
    »Ich finde, anbändeln ist kein sehr schönes Wort. Er fragte mich, ob er mich nicht schon irgendwo gesehen habe, aber als ich sagte, ich sei sicher, daß das nicht der Fall ist, lächelte er nur und sagte, er müsse mich mit jemand anders verwechseln, was kaum möglich sei. Eigentlich nett gesagt, oder?«
    »Sehr nett. Aber sieh mal, Kit, sei vernünftig. Ja, ich weiß, letzten Endes bist du es ja auch immer, aber manchmal beginnst du recht spät damit. Laß den Mann nicht versuchen, mit dir zu flirten. Er ist zu alt, und jeder sieht ihm an, daß er sich mit Mädchen auskennt — mit jeder Art von Mädchen.

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