Zum weißen Elefanten
Gib ihm also sofort eine Abfuhr.«
»Wirklich, mein Schatz, hast, du mich jemals mit jemandem flirten sehen?«
»Nein, aber du bringst sie dazu, daß sie mit dir flirten wollen, und das gibt solche Schwierigkeiten. Und wir haben einfach keine Zeit. Die schreckliche Mrs. Simpson kommt morgen an, und die Sekretärinnen auch.«
Weder Miss Martin noch Miss Menzies hatten sich verändert; sie waren ebenso angenehme Gäste wie zuvor. Unglücklicherweise war auch Mrs. Simpson genau dieselbe geblieben; sie tyrannisierte die beiden Sekretärinnen ebenso sehr wie sie Katherine und Jane verächtlich behandelte, schien jedoch von Geoffrey Wilson beeindruckt zu sein.
»Eine Wohltat, mit einem Mann von Welt sprechen zu können«, sagte sie laut und vernehmlich zu ihrer Tochter. »Einmal etwas anderes als dieses ewige Weibergeschwätz.«
Und als Geoffrey Wilson einmal Zeuge einer Szene geworden war, bei der die Dame Katherine öffentlich zurechtgewiesen hatte, sprang er ihr bei und brachte sie geschickt zur Höflichkeit.
»Ich bin ihm dankbar«, sagte Katherine etwas weniger gelassen als sonst. »Ich hätte Lust gehabt, etwas nach ihr zu werfen. Aber weißt du, Jane, du hast dich in Mr. Wilson völlig getäuscht. Er ist ein unheimlich netter Mensch.«
Jane nickte geistesabwesend, denn sie hatte keine Zeit, über Geoffrey zu reden. Er schien ein angenehmer Gast zu sein, und obwohl seine Blicke Katherine ständig folgten, unternahm er keinen Versuch, mit ihr alleine zu sein. Gar nicht wie ein Weiberheld, dachte sie erleichtert. Eines Nachmittags sah Mrs. Simpson von ihrer Zeitung auf, die sie regelmäßig mit Beschlag belegte. »Unglaublich, diese unfähigen Polizisten. Erschreckend. Schon wieder ein Verbrecher entkommen. Diesmal ist es dieser grausame Hinterlandmörder. Es sollte jemand an den Justizminister schreiben.«
Ihre Tochter sah nervös aus, und Jane, die gerade die Teetassen einsammelte, dachte belustigt, daß Mrs. Simpson wahrscheinlich zu diesen seltsamen Menschen gehörte, die erregte anonyme Briefe an Minister und Redakteure schrieben.
»Ausgebrochen ist er? Aber ich wußte gar nicht, daß sie ihn erwischt hatten«, sagte Geoffrey.
»Doch, gestern abend — und sie haben ihn in irgendeinem elenden kleinen Landgefängnis eingesperrt, während sie die Stadtpolizei anriefen, und natürlich ist er ausgebrochen. Unsere Polizei ist eine Katastrophe.«
»Ich finde immer, daß sie ganz gute Arbeit leistet. Natürlich greift sie manchmal daneben, und wenn ich an die paar Landgefängnisse denke, die ich gesehen habe, ist das wohl wirklich ein Problem.«
»Dann müssen sie neue bauen. Stellen Sie sich vor, dieser Mann läuft frei herum. Sie erinnern sich doch, daß er in das Haus einer alten Frau eingebrochen ist, sie über den Kopf geschlagen und ihr Geld genommen hat. Wir werden wahrscheinlich alle in unseren Betten ermordet werden.«
«Da würde ich mir keine Sorgen machen. Mrs. Simpson. Verbrecher halten sich entweder im Busch oder in belebten Städten auf. An einem Ort wie diesem würden sie sich nicht sehen lassen.«
»Das mag vielleicht in England so sein, aber bei uns ziehen sie das Hinterland vor«, versicherte Mrs. Simpson wenig glaubwürdig. Inzwischen hatte sie herausgefunden, daß Geoffrey Wilson aus England gekommen war, obwohl er nicht preisgegeben hatte, wann.
In einer kleinen und etwas gelangweilten Gesellschaft wird ein einmal aufgebrachtes Thema bis zum bitteren Ende ausgeschöpft, und beim Abendessen drehte sich die Unterhaltung ausschließlich um »den Hinterlandmörder«, wie die Zeitungen ihn genannt hatten. Wo war er? Wie war es ihm gelungen, seine Spur so gut zu verwischen? Wen würde er als nächsten ermorden? Sogar Katherine wurde etwas nervös. Jane versuchte, sie zu beruhigen. »Unsinn. Wahrscheinlich lesen sie Krimis und denken dementsprechend. Du hast doch gesagt, du hättest einen unter Mrs. Simpsons Kopfkissen versteckt gefunden, Kit, du nimmst sie doch nicht richtig ernst?«
»Nicht richtig, aber in einem Zelt ist man ziemlich ungeschützt. Ich meine, wenn jemand will, kann er überall durchkommen.«
»Aber auf die Idee wird er nicht kommen. Warum sollte er? Das paßt gar nicht zu dir.«
»Ich weiß, daß es albern ist, aber was würden wir tun, Jane, wenn er auftauchte und nach einem Zimmer fragte?«
»Er würde nicht öffentlich hierherkommen. Er könnte erkannt werden.«
»Von diesen unscharfen Fotos in den Zeitungen her ist es schwer zu sagen, wie er aussieht. Trotzdem,
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