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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Park! Was hat dich hierher gebracht? Welch ein Zufall.« Aber die Stimme klang nicht ganz aufrichtig. Miss Paterson mochte zwar sehr schön sein, aber eine Schauspielerin war sie nicht, dachte Jane. Möglicherweise teilte Philip ihre Bedenken, denn seine Stimme war kühl. »Ich komme ziemlich häufig hierher. Die beiden Mädchen, die die Pension betreiben, sind Freunde von mir. Aber ich könnte erwidern, daß dies der unwahrscheinlichste Ort ist, um deinen extravaganten Geschmack zufriedenzustellen.«
    »Weißt du so viel über meinen Geschmack?« Die Stimme klang sehr herausfordernd, aber Philip Park sagte kurz: »Nur, daß er normalerweise zu erfreulicheren Szenen als dieser führt. Ich habe mich zum Mittagessen etwas verspätet. Entschuldige mich bitte.«
    »Ich komme mit. An meinem Tisch ist noch ein freier Platz, Philip.«
    Jane, die ein paar Minuten untätig war und auf die restlichen Gäste wartete, hörte das alles, und irgendein sonderbarer Instinkt veranlaßte sie, zu Katherine zu sagen: »Setz Philip an den Tisch der Neuen. Ich glaube, sie kennen sich schon.« Das war natürlich die einzig richtige Möglichkeit; nur noch ein anderer Platz war frei neben einem lauten und wenig reizvollen Mädchen, das unappetitlich aß. Man mußte auf die Annehmlichkeiten und Freuden seiner Gäste bedacht sein. Philip und Ruth Paterson erregten Aufsehen, als sie gemeinsam den Raum betraten, und Katherine sagte: »Mr. Park, hier ist Ihr neuer Platz.« Jane, die heimlich durch die Durchreiche guckte, sah, wie er zögerte, und lächelte hämisch. Unglücklicherweise ließ ihn irgendein sechster Sinn seinen Blick auch auf die Durchreiche richten, und er sah ihr Lächeln, bevor sie sich ducken konnte. Warum auch nicht? Am späten Nachmittag gelang es ihm, sie alleine in der Küche anzutreffen. »Sie sollten immer daran denken, daß Sie von der einen Seite des Eßzimmers ständig ganz zu sehen sind.«
    »Das ist äußerst geschickt, wenn Kit sehr gehetzt ist.«
    »Oder wenn Sie sich amüsieren wollen. Ein ganz breites Grinsen, das gar nicht aufhören wollte.«
    »Wie unhöflich Sie sind, wo ich mich doch gerade gefreut hatte, weil ich glaubte, Sie hätten eine alte Freundin getroffen.«
    »Sie haben scharfe Ohren.«
    »Sie sollten solche Zusammenkünfte nicht vor dem Fenster abhalten.«
    »Miss Paterson und ich, wir kennen uns seit Jahren.«
    »Das ist schön. Sie ist unheimlich attraktiv.«
    »Wie Sie sagen — unheimlich. Jane, was für ein böser kleiner Teufel Sie doch sind. Ich dachte, Sie hätten mir meine Kritik an Heiligabend vergeben?«
    »Welche Kritik? Ach, das dumme Gerede über Kit. Habe ich völlig vergessen.« Aber er lachte nur unangenehm berührt und ging.
    »Weißt du was«, sagte Kit an diesem Abend aufgeregt, »ich glaube, ich habe herausgekriegt, warum Miss Paterson hierhergekommen ist. Sie hat bestimmt herausgefunden, daß Philip hier ist. Sie ist schrecklich hinter ihm her, und sie macht sich auch nicht die Mühe, es zu verbergen.«
    »Sehr schmeichelhaft für Philip. Sie ist eine wahre Schönheit.«
    »Ja, aber irgendwie glaube ich, daß sie nicht nett ist. Und ich glaube nicht, daß Philip sich freut, sie zu sehen.«
    Jane lachte nicht sehr überzeugend.
    »Die meisten Männer würden sich geschmeichelt fühlen. Ich glaube nicht, daß Philip eine Ausnahme macht.«
    An Silvester drohten sich die Erfahrungen von Heiligabend zu wiederholen. Katherine ging früh zu Bett, erklärte, sie sei zu müde, um den Beginn des neuen Jahres abzuwarten, Jane saß alleine in ihrer Küche und fragte sich, ob die schöne Miss Paterson im Mondschein mit Philip am Strand saß. Und warum auch nicht, fragte sie sich wieder ungehalten.
    Alle waren spät, und wieder kam Philip um halb zwölf herein und schlug vor, Tee zu machen. »Das wird schon zur Gewohnheit«, sagte Jane, »aber lassen Sie sich nicht abhalten, wenn Sie welchen möchten.«
    »Ich möchte auch ernsthaft mit Ihnen sprechen.«
    »Noch eine Gewohnheit bei diesen festlichen Anlässen. Ist das nötig?«
    »Jane, seien Sie vernünftig. Dieses Leben ist unmöglich. Seien Sie zufrieden, mit dem, was Sie geleistet haben und verkaufen Sie, solange es günstig ist.«
    »Und dann soll ich eine andere Stelle annehmen, aus der man mich jeden Moment hinauswerfen kann?«
    »Das wollte ich nicht vorschlagen. Ich...«
    In diesem Augenblick wurde leicht an die Tür geklopft. Miss Paterson stand auf der Schwelle, das Licht schimmerte auf ihrem schönen Haar, ihr Gesichtsausdruck

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