Zum weißen Elefanten
Brötchen zu essen.«
Katherine sah etwas unschlüssig aus. Sie hatte ihren schöpferischen Drang völlig vergessen und hätte viel lieber einen friedlichen kleinen Spaziergang mit Geoffrey Wilson gemacht oder sogar ihre Pflichten in dem >Weißen Elefanten< erfüllt. Aber davon wollte Mrs. Rosman nichts hören. »Lassen Sie mich Ihrer Kusine helfen. So etwas liegt mir viel besser, als den Pinsel eines Künstlers zu inspirieren. In der Hausarbeit kenne ich mich aus, aber beim Malen zuzusehen langweilt mich.«
Katherine langweilte es auch, aber sie sah keine Möglichkeit, es zu vermeiden. Die Vereinigung künstlerischer Seelen schien ebenfalls albern, wenn eine Ehefrau freundlich, aber etwas höhnisch zusah. Und dann mußte man auch noch auf Geoffrey Wilson Rücksicht nehmen. Es war nur allzu offensichtlich, daß Mr. Wilson nicht dasselbe Verständnis für platonische Freundschaften hatte wie Mrs. Rosman. Er zeigte eine ausgesprochen irdische Abneigung gegen diese Angelegenheit und war fest entschlossen, bei den gelegentlichen Ausflügen als Dritter mit von der Partie zu sein, und, was in Janes Augen noch schlimmer war, Katherine gab klar zu verstehen, daß sie seine Begleitung begrüßte.
Was wußten sie wirklich von diesem Wilson, fragte sich Jane. Er war aus dem Nichts aufgetaucht und schenkte Katherine so viel Aufmerksamkeit, wenn auch immer auf eine ruhige und diskrete Art, daß sie sich für ihn jetzt mehr interessierte, als sie es je für irgendeinen Mann getan hatte. Er war mindestens zwanzig Jahre älter und könnte leicht irgendwo eine Frau haben, die er verheimlichte. Außerdem war er genau der Typ des Mannes mittleren Alters, dem Jane mißtraute, der väterliche Typ.
Das alles führte dazu, daß Kenneth sich nicht wohl fühlte, und Vera Rosman beobachtete das Ganze nicht ohne Anteilnahme, aber mit einer gewissen stillen Belustigung. Eines Tages, als sie mit Jane in der Küche Bohnen schnitt, fragte sie plötzlich: »Ist dieser Mr. Wilson ein alter Freund der Familie?«
»Wir haben ihn zum erstenmal gesehen, als er in diesem Frühjahr kam und nach einem Zimmer fragte.«
»Er hat schnelle Arbeit geleistet. Gucken Sie nicht so besorgt, Jane. Katherine ist trotz ihrer Schönheit ein sehr vernünftiges Mädchen. Es tut mir etwas leid für Ken. Für ihn war dieser Urlaub sehr wichtig, und jetzt glaube ich, daß er schlechter malt als sonst.«
Sie lachten beide, und dann sagte Jane: »Erstaunlich, wie Sie über den Dingen stehen. Ich habe nie zuvor jemanden wie Sie kennengelernt.«
»Vielleicht haben Sie nie zuvor eine einfache Frau kennengelernt, die mit einem jüngeren Mann verheiratet ist, der die Schönheit anbetet, aber letzten Endes seine Frau vorzieht. Zuerst war das ziemlich schwer für mich, aber dann bin ich immun geworden. Dieses Mal ist es etwas demütigend für Ken ausgegangen, aber das kann ich vertragen«; sie lachte, als sie aufstand und Jane die Schüssel mit Bohnen reichte.
Wie geplant, blieben sie einen Monat, und Jane ließ Vera nur ungern gehen. Kenneth hingegen fühlte, daß er die Schönheiten auf Tui erschöpft hatte. Bestimmt hatte er Katherine erschöpft, die seines endlosen Kunstgeredes müde war und ein dankbares Lebewohl winkte, bis Veras sehr teurer Wagen um die Ecke bog.
»Und jetzt wird sie dieser alte Geoffrey ganz für sich alleine haben, zum Teufel mit ihm«, dachte Jane.
16
»Hat Mr. Wilson vor, für immer hierzubleiben?« fragte Jane Katherine eines Tages gereizt. Ihre schlechte Laune war verständlich, denn sie war jetzt seit zwei Tagen mit der ganzen Arbeit alleine, während Katherine in Geoffrey Wilsons herrlichem Auto kreuz und quer durch die Landschaft fuhr und sich großartig amüsierte.
»Bis er nach England zurückgeht, mein Schatz. Freust du dich nicht? Hast du dir das nicht immer gewünscht — Gäste, die nicht nur in der Ferienzeit bleiben, sondern länger?«
»Ja, wahrscheinlich. Und wann geht er nach England zurück?«
»Ich glaube, das weiß er noch nicht genau«, sagte Katherine ausweichend und machte sich auf, um vom Strand aus den Sonnenuntergang mit ihrem ständigen Begleiter zu beobachten.
Jane war ernsthaft besorgt. Dieser Mann, dachte Jane, die wie gewöhnlich jeden, nur nicht den wirklichen Schuldigen tadelte, ließ Kit nie in Ruhe. Die Arbeit, die sich nicht vermeiden ließ, brachte sie schluderig hinter sich, und mehrmals verschwand sie dann für den Rest des Tages mit ihm. Ein- oder zweimal hatten sie ein Picknick eingepackt,
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