Zum weißen Elefanten
er dann wieder ins Haus ging, drehte er sich schnell um. nahm ihre Hände und sagte: »Haben Sie sich also einmal gefreut, mich zu sehen? Das verdanke ich zumindest dem Hinterlandmörder«, dann ging er schnell durch das Eßzimmer.
Einen Augenblick später hörte Jane zu ihrem Erstaunen schallendes Gelächter.
»Ja Bob, alter Junge, was machst du denn hier? Und warum in aller Himmels Namen ist dein Kragen nicht auf links?«
Der Vikar Robert Brown stand hastig auf und schüttelte Philip sehr herzlich die Hand. »Philip, nicht möglich. Um ehrlich zu sein, ich habe mich verkleidet. Ich wollte einmal sehen, wie es ist, Urlaub zu machen, ohne Pfarrer zu sein und habe mir ein paar alte Sachen angezogen. Und der verdammte Wagen hat eine Panne gehabt. Aber in Miss Lee habe ich eine barmherzige Samariterin gefunden, und sie hat mich trotz meiner Verkleidung aufgenommen."
»Na, das ist wirklich eine. Ich mußte selbst zweimal hinsehen.«
Robert Brown errötete. »Ich weiß, ich sehe aus wie ein Schreckgespenst; mancher hätte wohl glauben können, ich sei ein geflohener Verbrecher oder so ein...«
In diesem Augenblick zerschmetterte Katherine eine Platte des besten Geschirrs, indem sie einen Teller mit Schinken und Eiern fallen ließ, und Mrs. Simpson verschluckte sich an einem Stück Niere und würgte krampfhaft. Nach dem Frühstück klopfte sie ziemlich verlegen an der Küchentür. »Unter diesen Umständen, Miss Lee, bin ich bereit, Ihre Grobheit von gestern abend zu vergessen und zu bleiben«, sagte sie.
Mit großem Vergnügen, das sie auch nicht zu verbergen suchte, sagte Jane von oben herab: »Ich fürchte, Ihr Zimmer ist schon an Mr. Park weitervermietet, Mrs. Simpson. Sie haben gestern abend Ihre Abreise angekündigt.«
Am späten Vormittag erschienen Hua und Miriam, und als Jane herrlichen frischen Fisch als »Geschenk« entgegengenommen und nebenbei Hua ein entsprechendes »Geschenk« in die Hand geschoben hatte, erzählte sie ihnen die ganze Geschichte. Hua lächelte und sagte zu Philip Park: »Sie kommen sehr gut. Sparen viel Schwierigkeit«, aber Miriam drückte es plastischer aus. »Sie immer auftauchen, dann wegtauchen. Wie Schachtelteufel, hm? Viel gut. Sie gekommen, kleine Fräulein helfen.«
Alle lachten, aber Miriams Worte machten Jane bewußt, daß Philip wirklich einige Eigenschaften eines Schachtelmännchens entwickelt hatte. Irgendwie erschien er immer im kritischen Augenblick. »Entweder kommen Sie und werden von einer Matratze umgeworfen, oder Sie tauchen auf, wenn ich mich mit einem gutaussehenden Unbekannten einzulassen oder von einem Mörder bedroht zu werden scheine. Es ist alles wie in einem schlechten Theaterstück, in dem die Personen auf die unwahrscheinlichste Weise auftauchen und verschwinden.«
Aber Philip ließ sich nicht in Verlegenheit bringen. »Ich scheine Sie immer in abwegigen Situationen erwischt zu haben«, sagte er gelassen, »aber es erhebt sich natürlich die Frage, ob es bei Ihnen auch Situationen gibt, die völlig normal und nicht ein bißchen abwegig sind? Wenn ja, dann rufen Sie mich, damit ich sie genießen kann.«
15
»Sie sind eine schreckliche Pensionsinhaberin, wenn Sie nicht einmal ein Eckchen für einen armen Rechtsanwalt auf Urlaub freimachen wollen«, klagte Philip, bevor er am Sonntagabend abreiste. »Aber ich nehme an, Sie haben keinen wesentlichen Einwand dagegen zu machen, daß jemand zu den Mahlzeiten hereinschaut? Ich meine, wenn ich für ein paar Tage herkommen und ein bescheidenes Zelt aufschlagen würde, dürfte ich dann hier baden und essen?«
»Sie sind endlich einmal so ergreifend bescheiden, daß ich ja sagen muß. In der Regel nehmen wir keine unbefugten Ansiedler. Aber dieses Mal waren Sie wirklich die letzte Rettung und haben verhindert, daß sich das Haus leerte oder wir uns mit der Polizei lächerlich machten. Danke, Philip.«
»Schon gut. Ich glaube, ich gehe jetzt besser, solange dieser Stimmungswechsel andauert.«
Als Jane sich verabschiedet hatte, kehrte sie in ihre Küche zurück und fühlte, daß er trotz all ihrer Zweifel ein verläßlicher Freund war. Auch Tony war treu, wenn auch nicht sentimental geblieben. Sie hatte wirklich Glück.
Ihre einzige Sorge war ein leichtes Gefühl des Unbehagens über die Freundschaft, die zwischen Geoffrey Wilson und Katherine zu entstehen schien. Sie waren so beschäftigt, daß ihr nur wenig freie Zeit blieb, aber die verbrachte sie oft mit ihm. Das paßte gar nicht zu Katherine,
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