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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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war sanft und entschuldigend. »Meinen Sie, ich könnte eine Tasse Tee bekommen? Ich ging gerade am Fenster vorbei, als davon gesprochen wurde. Die letzte Nacht des alten Jahres — und ich kann nicht schlafen. Das ist albern und altmodisch von mir, aber ich kann nichts dagegen tun.«
    »Aber natürlich, kommen Sie herein. Mr. Park geht es genauso.«
    Mr. Park schenkte ihr einen Blick, aus dem man seine Meinung hätte erraten können, aber Jane blieb vergnügt und herzlich und zog ihn gewaltsam in eine unbedeutende Unterhaltung über das Abendessen. Als sie beendet war, sagte sie: »Bitte fühlen Sie sich nicht verpflichtet, wegen mir aufzubleiben. Es macht mir nichts aus, zu warten, bis das Haus still ist.«
    »Ich habe nicht die Absicht, vorher ins Bett zu gehen«, sagte Philip mürrisch, und Ruth Paterson sagte freundlich: »Scheint wirklich nicht sehr ratsam zu sein, oder? Ich habe einen so leichten Schlaf, und jedes Geräusch weckt mich. Wenn ich hierbleiben dürfte...?«
    »Aber gewiß doch«, willigte Jane lebhaft ein. »Es ist ja so nett für Mr. Park, etwas Gesellschaft zu haben, aber eigentlich ist es unnötig, daß wir zu dritt aufbleiben, nicht wahr? Ich weiß, es ist sehr egoistisch von mir, aber ich muß so früh aufstehen, und wenn Sie wirklich sicher sind... Ich werde es wieder gutmachen, Miss Paterson, indem ich Ihnen das Frühstück ans Bett bringe.« Sie lächelte beide einnehmend an und sagte Gute Nacht.
    Aber als sie gebadet hatte, mußte sie an dem Küchenfenster vorbeigehen, um zum Zelt zu kommen, und Miss Paterson hatte eine klare Stimme: »Ehrlich, Philip. Du kannst doch nicht über diesem kleinen Geschöpf den Kopf verlieren und dich lächerlich machen. Ja, ich sagte Geschöpf. Ich leugne nicht, daß sie so etwas wie eine Pensionsinhaberin ist, aber sie ist nicht Besonderes...«
    Jane flüchtete in die Dunkelheit, aber als sie in ihrem Bett wach lag, sagte sie laut: »Völlig richtig. Sie ist nichts Besonderes. Und wenn seine Freunde zu glauben wagen, ich sei hinter Philip Park her, werde ich es ihnen zeigen...«
    Das stellte sie ihrer Meinung nach sehr geschickt an. Als sie am nächsten Morgen einen mürrisch aussehenden Philip traf, wünschte sie ihm mit fast beleidigender Fröhlichkeit ein gutes Neues Jahr und ging später mit einem Ausdruck gütiger Besorgtheit an ihm vorüber, ein Tablett für Ruth in der Hand. Als sie es am Bett abstellte, dachte sie: »Sie ist wirklich hübsch, sogar um diese Zeit. Unheimlich ansprechend. Die richtige Frau für einen erfolgreichen Rechtsanwalt.«
    Ruth schlug ihre grünen Augen auf und lächelte. »Wie nett von Ihnen. Ein gutes Neues Jahr!«
    »Das wünsche ich Ihnen auch. Ich hoffe, Sie mußten nicht zu lange aufbleiben?«
    »O nein. Ich bin daran gewöhnt; Miss Lee, gestern sagte jemand, hier gäbe es Pferde. Meinen Sie, ich könnte eins bekommen? Ich reite für mein Leben gern.«
    »Ja, ich werde zusehen, daß eins für Sie bereitsteht. Mr. Park reitet auch, wissen Sie.«
    »Ja, ich habe mit ihm gejagt. Vielleicht ist auch noch ein Pferd für ihn da?«
    »Bestimmt. Ich werde dafür sorgen. Sagen wir zehn Uhr. Möchten Sie ein Picknick als Mittagessen mitnehmen? Es gibt so herrliche Reitwege an der Küste.«
    »Eine fantastische Idee. Herzlichen Dank.«
    Entschlossen ging sie zu dem Wohnwagen und klopfte. Philip kam an die Türe und blickte finster zu ihr herab. »Was ist jetzt los?«
    »Seien Sie nicht so unfreundlich. Ein herrlicher Ritt und ein Picknick. Miss Paterson hat Pferde für Sie beide bestellt.«
    »Verdammt noch mal! Das haben Sie wieder geschickt eingefädelt, vermute ich?«
    »O nein. Die Pferde sind dazu da, an die Gäste vermietet zu werden. Wußten Sie das nicht?«
    »Meines können Sie streichen.«
    »Das kann ich nicht. Kit macht das Picknick fertig, und Miss Paterson zieht sich gerade die herrlichsten Reithosen an. Seien Sie kein Spielverderber, Philip. Helfen Sie, die Gäste zu unterhalten.«
    »Sie sind...« Er schluckte und setzte neu an: »Sie sind...« Und ein teuflischer Drang ließ sie fortfahren: »... nur ein kleines Geschöpf. Vielleicht eine Pensionsinhaberin, aber nichts Besonderes.«
    Er starrte sie an. »Horchen Sie an der Tür?«
    Sie war jetzt genauso ärgerlich wie er. »Diese Frage mußte kommen. Wenn Sie sich mit Ihren Freundinnen am offenen Fenster streiten, habe ich wohl trotzdem das Recht, daran vorbei ins Bett zu gehen. Die Fenster gehören zufällig mir«, stolzierte sie davon und rief über ihre

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