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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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überhaupt nicht ins Gesicht. Eine Undine, der Wassergeist ohne Seele. Vielleicht findet sie die ihre, aber nicht, wenn Sie sie so sorgfältig hüten, so zärtlich verwöhnen.«
    Jetzt war sie aufgesprungen, ihre Augen blitzten; »Was fällt Ihnen ein? Sind Sie wahnsinnig, mit mir so über Kit zu sprechen, die für mich mehr als eine Schwester ist? Ich höre Ihnen nicht zu. Wer sind Sie eigentlich, daß Sie sich als Richter aufspielen?«
    Bei diesen Worten lächelte er. «Wer wohl? Ein Rechtsanwalt langweilig, aber vernünftig. Gut, meine Liebe, wir wollen Kit aus dem Spiel lassen. Aber denken Sie an meine Worte; sobald Kit etwas Besseres findet, wird sie sich aus dem Staub machen. Und was dann? Wenn es schon für zwei Mädchen schwer ist, eine Pension zu betreiben, wie dann erst für eine? Jane, ich setze ja nicht herab, was Sie geleistet haben. Sie haben großartigen Erfolg gehabt, und ich bin bereit, klein beizugeben und zu sagen, daß, ich im Büro einen schweren Fehler gemacht habe, aber…«
    Es war unmöglich, sich durch diese Worte nicht etwas besänftigen zu lassen. Jane setzte sich wieder und schob ihm ihre leere Tasse hin. Nach einer Minute sagte sie ruhig: »Philip, Sie waren ein guter Freund, aber niemand auf der Welt darf bei mir Kritik an Kit üben. Ich kenne sie durch und durch. Sie würde mich nie verlassen. Sie ist bis ins letzte treu. Deshalb ist es völlig unnötig, davon zu sprechen, daß ich dieses Haus alleine betreibe — - und zu zweit werden wir schon damit fertig.«
    Er sagte nur: »O Jane, was ist mit Ihrem gesunden Menschen verstand geschehen, den Ihr Mr. Duncan so gepriesen hat? Lassen wir das. Es ist Heiligabend — schon fast der erste Weihnachtstag, und wir wollen uns nicht streiten. Da kommen die Nachtvögel.«
    »Und machen einen Höllenlärm. Ich gehe raus und erzähl’ ihnen was anderes.«
    Sie sah klein und bemitleidenswert, aus, als sie müde von ihrem Stuhl aufstand, aber im nächsten Augenblick hörte er, wie sie sehr bestimmt sagte: »Bitte machen Sie weniger Lärm. Die meisten Gäste schlafen und dürfen nicht gestört werden.« In ihrer Stimme lag eine erstaunliche Autorität, und Philip dachte wieder einmal, daß sie sich sehr verändert hatte, seit sie aus seinem Büro stolziert war.
    Als sie in das Zimmer zurückkam, schlug es gerade zwölf, und einen Stock höher hörten sie eine fröhliche Seele leise singen »Stille Nacht, Heilige Nacht«. Er nahm ihre Hände und sagte: »Frohe Weihnachten, Jane«, und gab ihr einen leichten Kuß. Sie sah ihn mit erstaunten Augen an, erinnerte sich, daß jeder jeden am Weihnachtstag küßt und sagte: »Fröhliche Weihnachten, Philip - und Gute Nacht«.
    Als die festliche Stimmung zwei Tage nach Weihnachten etwas nachgelassen hatte, machten sich Philip und sein Wohnwagen zum Fischfang auf die Reise. Als er sich verabschiedete, verkündete er seine Absicht, über Neujahr wieder hereinzusehen. »Wie es Ihre Miriam von einem Schachtelteufel erwarten würde«, sagte er obenhin.
    »Weil Sie glauben, daß zwei Mädchen alleine nicht zurechtkommen?« fragte sie gereizt, denn sie war sehr müde.
    »Ich habe mir nie eingebildet, eine Monopolstellung zu besitzen«, gab er zurück und verabschiedete sich. Am nächsten Tag mußte eine von der lauten Bande abreisen, und ihr Platz wurde von einem Pensionsgast eingenommen, der sich ziemlich spät angemeldet hatte. Sie kam in einem eigenen Wagen an, und Katherine begann, Bericht zu erstatten. »Jane, sie ist hinreißend. Oh, warum habe ich keine roten Haare? Einfach phantastisch, und so herrliche Kleider. Ich würde gerne wissen, was sie hier alleine macht.«
    Ruth Paterson war wohl ungefähr siebenundzwanzig und erblühte in voller Schönheit. Sie war ein exotischer Typ mit rotem Haar und grünen Augen, die, wie man sagt, nicht ungefährlich sein sollen. Sie tat sofort ihre Wirkung bei den Männern der lärmenden Bande, schenkte ihnen jedoch nicht die geringste Aufmerksamkeit, und sogar Jane begann sich zu fragen, warum sie an diesen stillen, verhältnismäßig bescheidenen Ort gekommen war. Eine Luxusjacht oder ein Fünf-Sterne-Hotel schienen besser zu ihr zu passen.
    Sie glaubte eine Antwort auf die Frage zu haben, als sie ungewollt Zeuge einer Szene am Neujahrsabend wurde. Philip war zurückgekehrt und hatte seinen Wohnwagen auf der Koppel neben dem Haus abgestellt. Er wollte gerade zum Mittagessen hineingehen, als er auf seinem Weg plötzlich Miss Paterson unmittelbar gegenüberstand.
    »Philip

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