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Zum weißen Elefanten

Zum weißen Elefanten

Titel: Zum weißen Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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dachte Jane; sie hatte immer einen Bogen um Männer gemacht, die viel älter waren als sie selbst. Geoffrey war jedoch ein attraktiver Mann; sein gutes Aussehen und seine fröhliche Stimme waren nicht alles. Er hatte einen Sinn für Humor, der Kits gelegentlicher Einfältigkeit genau gerecht wurde, und eine Überlegenheit, die wohl anziehend wirkte. Außerdem war es nur zu offensichtlich, wie sehr er für die Schönheit, besonders für die weibliche, empfänglich war.
    Jane war froh, als seine vierzehn Tage vorüber waren, und erleichtert, daß er zwar den Wunsch äußerte, noch zu bleiben, aber nicht so weit ging, ein Zelt vorzuschlagen. Als Katherine ihn darauf hinwies, lachte er nur: »Nicht für mich. Zelte können nützlich sein, aber ich bin nicht scharf auf das einfache Leben. Ich habe mich immer gewundert, daß es die Liebenden in Liebeslauben fremder Gärten zieht.«
    »Keine Laube, ein Zelt«, verbesserte Katherine ernsthaft, und Geoffrey sah Jane an und lachte.
    Am 15. reiste er ab, und sofort danach setzte der Ansturm ein. In dieser Weihnachtssaison ereignete sich nicht viel Besonderes; viele der alten Gäste hatten wieder vorbestellt. Jane hatte jedoch die Noles und das unternehmungslustige Paar, das ohne zu zahlen ausreißen wollte, ersetzt, und ihre Wahl war nicht glücklich gewesen. Die vier jungen Leute, die kamen, waren eine laute Bande, tranken nachts zuviel am Strand, kamen immer spät zurück und verhielten sich in keiner Hinsicht rücksichtsvoll. Alles in allem war sie sehr froh, als Philip Park an Heiligabend erschien, nicht um ein Zelt aufzuschlagen, sondern um in einem sehr luxuriösen Wohnwagen zu schlafen, den er hierher gebracht hatte. Wieder einmal war er im richtigen Augenblick »aufgetaucht.«
    »Er ist herrlich«, sagte Katherine, als er die Einrichtung gezeigt hatte. »Viel schöner als ein Zelt oder eine Liebeslaube.«
    »Eine Liebeslaube?« Katherine hatte doch nicht Shakespeare studiert?
    »Ja. Ich fand es etwas albern, als Mr. Wilson davon sprach. Ich meine, ein punga whare vielleicht, denn es gibt unzählige Riesenfarne auf den Hügeln, aber Lauben habe ich kaum gesehen. Außerdem wäre es bestimmt zu zugig.«
    Als Philip Jane anlächelte, sah er, daß sie mit ihren Gedanken woanders war. Sie fand es eigenartig, daß Kit, die wie jedes moderne Mädchen mit Vornamen immer so schnell bei der Hand war, von diesem Mann noch als »Mr. Wilson« sprach. War das ein gutes Zeichen oder nicht? Sie war nicht sicher, riß sich aber von diesem Problem los, um freundlich zu Philip zu sagen: »Ich freue mich, daß Sie gekommen sind. Das ist eine ziemlich laute Bande, und es ist gut, einen starken Mann hierzuhaben. Tony sagte, er würde kommen, und natürlich ist er sehr hilfreich, aber er ist auch sehr jung.«
    »Vielen Dank für das Kompliment. Zumindest habe ich meine guten Seiten.«
    An Heiligabend gab es Schwierigkeiten, und Jane blieb viel zu lange auf. Als Philip um halb zwölf in die Küche kam, fand er sie, halb eingeschlafen, den Kopf in den Armen auf dem Küchentisch.
    »Gehen Sie zu Bett. Ich tue den ganzen Tag nichts, und ich werde Wache halten und aufpassen, daß sie das Haus nicht anzünden.«
    »Nein. Das ist meine Aufgabe. Ich muß warten, bis sie alle in ihren Betten sind.«
    »Dann gieße ich uns beiden Tee auf. Nein, setzen Sie sich. Ich weiß nicht, wohin mit meiner Kraft.«
    Als sie ihn tranken, beobachtete er ihr müdes Gesicht und sagte plötzlich: »Sie sagen, daß ist Ihre Aufgabe, Jane. Haben Sie nicht gemerkt, daß das nicht stimmt? Es ist absolut keine Aufgabe für ein Mädchen in Ihrem Alter. Vielleicht für eine ältere Person mit einem Mann oder einem Bruder. Katherine trägt ihren Teil ja auch nicht bei.«
    Sie war plötzlich hellwach und sehr verärgert. »Natürlich tut sie das. Sprechen Sie nicht so von Kit. Sie tut alles, was ich will — ist alles, was ich will.«
    »Ich weiß das, arme kleine Jane. Diese völlige Blindheit paßt gar nicht zu Ihnen, aber wahrscheinlich ist es die Gewohnheit eines ganzen Lebens.«
    »Was meinen Sie? Wenn irgend jemand Kit kennt, dann bin ich es, und ich dulde es nicht, daß ein Fremder sie kritisiert.«
    Er zuckte die Achseln und ließ unklugerweise nicht locker: »Sonst sind Sie so ehrlich, Jane. Warum sehen Sie den Tatsachen nicht ins Gesicht? Katherine ist ein wundervolles Mädchen, aber sie ist auf eine charmante, sagen wir passive Art egoistisch. Immer der Weg des geringsten Widerstandes. Sie sieht den Tatsachen

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