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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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diesen Heiden zu verbreiten. Ich baue deinen verfluchten Tempel so schnell ich kann. Ich bin kein Priester, den du mit grollenden Worten und blendenden Erscheinungen erschrecken kannst. Hebe dich hinweg, und laß diesen armseligen Flecken unerleuchtet. Die Menschen hier verdienen mich nicht, und sie verdienen dich nicht!«
    Ein Windstoß preßte Tempus' Wollkittel unter der Kettenrüstung auf seine Haut.
    »Ich habe dich hierhergeschickt, damit du mir einen Tempel unter den Heiden baust. Und einen Tempel wirst du erbauen, o Schlafloser!«
    »Einen Tempel werde ich erbauen. Jawohl, mein Herr Vashanka, Meister der Schneide und der Spitze. Wenn du mich in Ruhe läßt, damit ich auch dazu komme!« Verdammter, aufdringlicher Gott! »Wenn du mir mein Pferd blendest, o Gott, werde ich dir das Tier statt der im Kampf gefallenen Feinde auf deine Schwelle legen, wie es das Ritual verlangt. Dann werden wir ja sehen, wer kommt, dich anzubeten.«
    »Treib nicht deinen Spott mit mir, Menschlein!«
    »Dann laß mich in Frieden. Ich tue, was ich kann.
    Es ist kein Platz für fremde Götter in den Herzen dieser Freistätter. Dafür haben die Ilsiger Götter gesorgt, unter deren Schutz sie geboren wurden. Tu doch etwas Erstaunliches: Jag ihnen Furcht vor dir ein!«
    »Ich kann nicht einmal dich dazu bringen, dich vor mir zu ducken, unverschämtes Menschlein!«
    »Selbst deine Drohungen verlieren nach dreihundertfünfzig Jahren ihre Wirkung. Geh, jag den Einheimischen Schrecken ein. Dieses Pferd wird noch lahmen, wenn es erhitzt so lange im Regen stehen muß.«
    Der Donner änderte den Ton und bediente sich der List: »Begib dich in den Hafen, mein Sohn. Erschaue, was ich dort getan habe. Und im Labyrinth, wo ich meine Macht kund tue!«
    Damit verschwand der leuchtende Blitzkreis, der Donner verstummte, und der Westwind vertrieb die Wolken, daß der Vollmond auf das Land schien.
    »Zuviel Krrf«, murmelte der Söldner, der sich als Höllenhund hatte anwerben lassen. »Höllenhunde« nannten die Bürger des Prinzen Leibgarde. Für Tempus war Freistatt die Hölle. Das einzige, was sie erträglich machte, war Krrf, das Rauschgift seiner Wahl. Er fuhr sich mit feuchter Hand über die Lippen und kramte unter seinem Gürtel aus Menschenleder, bis seine Finger eine kleine Silberdose zum Vorschein brachten, die er immer bei sich trug. Er öffnete sie und gab sich eine Prise des schwarzen Caronne-Krrfs auf die fleischige Mulde zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Eine Hälfte schnupfte er in das linke, die andere in das rechte Nasenloch, und seufzte tief.
    »Zuviel verdammter Krrf«, murmelte er kichernd, denn sein Krrf war völlig rein, nie kaufte er vermischten. Jeder Zoll seiner sechseinhalb Fuß prickelte angenehm. Aber eines Tages würde er doch aufhören müssen das Zeug zu nehmen - an dem Tag, an dem er sein Schwert niederlegte.
    Er tastete nach dessen Griff und tätschelte ihn. Seit er in dieser götterverlassenen Stadt von Zauberern und Dieben war, nannte er sein Schwert Winderbefrieder. Er wartete ab, bis der anfängliche, durch die Droge hervorgerufene Taumel verflogen war, dann erst lenkte er sein Pferd heimwärts.
    Der Krrf war es, der ihn veranlaßte, den Weg, der am Hafen entlangführte, zu nehmen, nicht die Anweisung des Blitzwesens oder gar Furcht vor Vashanka. Schließlich sollte sein Pferd genügend Auslauf haben, ehe er es in die Stallung brachte, die die Höllenhunde mit den Garnisonssoldaten teilten. Was hatte ihn bloß dazu gebracht, hierher in diese hinterwäldlerische Ilsig-Gegend zu kommen? Ganz bestimmt nicht der Sold, den er sich ganz besonders hoch ausgehandelt hatte. Auch nicht wegen jener in Ranke, die ihn unterstützten -, die den Kaiser so sehr haßten, daß sie sogar bereit waren, sich hinter ein Knäblein wie Kadakithis zu stellen, solange sie sich dadurch nicht zur Zielscheibe allzu vieler Witze machten. Auch nicht des Tempels wegen, obgleich er ihn gern baute. Nein, es war wegen der immer noch vorhandenen Reste von Sympathie für einen Prinzen, der so unfähig war, daß er nah und fern unter dem Namen »Kitty« oder »Kittycat« bekannt war, wie man sonst nur ein winziges Kätzchen nannte. Vor langer Zeit hatte Tempus seinem Erstgeburtsrecht entsagt und den Thron von Azehur seinem Bruder überlassen, der sich aus der Palastpolitik herausgehalten hatte. Im Tempel seiner Lieblingsgöttin hatte er eine Schrift über das Wesen des Seins hinterlegt und dann seine Heimat verlassen. War er wirklich jemals so jung

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