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Zum Wilden Einhorn

Titel: Zum Wilden Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Hilfesuchenden behandelte. Und nachdem er sich vergewissert hatte, daß sich außer ihm niemand mehr in der Wohnung aufhielt, schob er den schweren Riegel wieder vor die Tür.
    Ein wenig später lag Stulwig dann im Bett, konnte jedoch nicht einschlafen. Er überlegte, ob er das aus Kräutern gewonnene Mittel nehmen sollte, das er bei Schlafstörungen verschrieb. Aber das würde seine Sinne betäuben, und gerade das wollte er in dieser Nacht vermeiden.
    Während er sich schlaflos immer wieder herumwälzte, vernahm er Laute - Stimmen, die aus der Nacht kamen. Viele Stimmen. Die Stimmen einer großen Menschenmenge.
    Seine Neugier erwachte.
    Er eilte ins Treibhaus, öffnete einen Laden, schaute hinaus und hinunter.
    Fackeln erhellten alle Straßen, die er von hier aus sehen konnte, und überall drängten sich die Leute.
    Mehrmals rief er so laut er konnte zu den Vorübergehenden hinunter: »Was ist los? Was geht hier vor?«
    Aus den zurückgebrüllten Antworten konnte er sich den Grund für die Feier - denn darum handelte es sich - zusammenreimen.
    Die Bürger von Freistatt feierten einen Sieg!
    Folgendes war geschehen: Kurz nachdem Vashankas Glühen am Nachthimmel erloschen war, waren Boten durch alle Straßen des Labyrinths und der ärmlicheren Stadtviertel geeilt.
    Diese Boten waren Jubals Leute. Und auf Grund der Botschaft, die sie verbreiteten ...
    Myrtis' Mädchen flüsterten sie den Männern ins Ohr, die gerade erhielten, wofür sie bezahlt hatten. Und was für eine erregende Botschaft es war! Die Männer schlüpften eilig in ihre Kleidung, griffen nach ihren Waffen und rannten hinaus in die Nacht.
    Die Gläubigen im Wilden Einhorn leerten plötzlich ihre Krüge oder Becher, und rannten ebenfalls ins Freie. Der erstaunte Wirt schlurfte zur Tür und schaute hinaus. Und als er die Fackeln sah und die eilenden Schritte hörte, schloß er hastig die Schenke und rannte mit der Menge in die Richtung des Ils-Tempels.
    Durch das Treibhausfenster konnte Stulwig den Tempel mit der vergoldeten Kuppel sehen und bemerkte, daß er hell erleuchtet war, wenigstens tausend Kerzen mußten in ihm brennen.
    Freudige Erregung herrschte im Tempel selbst. Denn die Botschaft, die Jubals Leute überall in Freistatt verbreitet hatten, besagte, daß Ils gegen den Blitzgott der Rankaner gekämpft und ihn besiegt hatte.
    Bis in den frühen Morgen würde Ils im Tempel gehuldigt werden - das jedenfalls erfuhr Stulwig aus den Antworten, die man zu ihm hinaufbrüllte.
    Als ihm klar wurde, was das bedeutete, schloß Stulwig hastig den Laden. Fröstelnd stand er da. Aber es war eine innere Kälte. War das klug? fragte er sich. Angenommen, der Statthalter schickte seine Leute aus, um herauszufinden, was dieser Aufruhr bedeutete? Angenommen, Vashanka schleuderte in seiner Wut, weil man ihn als Verlierer hinstellte, Blitze auf die Stadt herab? Wenn er es so recht bedachte, sah der Himmel bereits ziemlich bewölkt und bedrohlich aus!
    Obwohl er vor Angst zitterte, empfand Stulwig die Feier als gerechtfertigt. Es stimmte. Ils war der Sieger, und er hatte mit voller Absicht, die Gelegenheit gesucht. Könnte es vielleicht sein, daß der alte Gott von Ilsig endlich bereit war - doch bereit wozu?
    Was konnte geschehen? Wie könnten die rankanischen Streitkräfte dazu gebracht werden, Freistatt zu verlassen?
    Stulwig legte sich wieder ins Bett, immer noch mit dem Wunder und dem Rätsel beschäftigt.
    Er war auch später noch wach, als sanft an seine Wohnungstür geklopft wurde.
    Schrecken. Furcht. Zweifel. Dann war er zitternd am Sprechtrichter und fragte: »Wer ist da?«
    Es war Illyras Stimme, die leise antwortete: »Ich bin es, Alten, wie es am Morgen vereinbart wurde, um für das Dalin zu bezahlen.«
    Eine lange Pause folgte, denn Zweifel, Schock und auch etwas wie Enttäuschung schüttelten ihn. Die Frau sprach erneut. »Mein Schmied, wie Ihr ihn nennt, ist in den US-Tempel gegangen und wird erst am frühen Morgen zurückkehren.«
    Sein Verlangen glaubte ihr, aber der andere Gedanke war stärker. Angenommen, es war wieder Azyuna, von ihrem beschämten Bruder-Geliebten gezwungen, noch einmal in des Heilers Haus einzudringen, damit er durch die rätselhafte Verbindung von ihr mit einem Sterblichen selbst durch feste Mauern in das Haus hineinzugelangen vermochte. Und dann, wenn er getötet hatte, wäre Ils' Unfähigkeit bewiesen.
    Nach diesem Gedankengang sagte Stulwig zögernd: »Ich enthebe Euch Eures Versprechens, Illyra. Wieder hat das Schicksal

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