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Zungenkuesse mit Hyaenen

Zungenkuesse mit Hyaenen

Titel: Zungenkuesse mit Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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Hand und simst mit seinen Bumskartoffeln herum. Er telefoniert mit Hinz und Kunz und tut, als sei alles prima. Und dann seine Hausbesuche. Letzte Woche die Nutte in Goldstrapsen, gestern Kuki Bobito. Ausgerechnet diese hässliche Sahara-Gurke, die schon lang nach ihm lechzt. Sie lacht und verhöhnt mich, sie stöhnt extra laut, und M. gibt durch die Tür Getränkebestellungen bei mir auf. Ich könnte der Negerin Gift in den Cocktail tun. Ich weiß, Müller hat Gift in seinem Sargring.
    So, mein Freund, jetzt nehm ich dir den Rollstuhl weg! Da guckst du dumm, was, da guckst du richtig dumm! Jetzt bist du im Arsch. Ja, brüll nur! Wer nicht hören will, muss fühlen. Ist mir egal, wenn du da in deinem Dreck liegst. Ist mir egal, wenn du Hunger, wenn du Durst hast. Ist mir egal, wenn du nach deinem Smartphone brüllst.
    Ich hab Béla angerufen, der eigentlich schon entsorgt war. Ich hab es mit ihm getrieben, im oberen Stock, in der Küche, auf der Treppe, direkt vor der Schlafzimmertür, schön laut. M. hat alles gehört. Und was ruft das Schwein? Macht weiter, Baby, das macht mich richtig scharf!
    Langsam kriegt er es mit der Angst, dass ich ihn verrecken lasse wie Misery Paul Sheldan. Jetzt surrt er und säuselt und lenkt ein und sagt, dass er ohne mich nicht sein kann. (Klar! Ich hab ja seinen Rollstuhl.) Dass ich doch eine gescheite Frau sei, jung, schön, vital, die das alles einordnen könne, und die anderen nur Spielzeug. Dass er mich als Alleinerbin einsetze, weil ich ein schönes Leben haben solle, nachdem ich so ein Scheusal wie ihn ertragen habe.
    Hat mich tatsächlich eingewickelt, das Schwein! Hat das Testament auf meinem nackten Rücken geschrieben, wie John Malkovich in »Gefährliche Liebschaften« auf Uma Thurmans Rücken an Michelle Pfeiffer schreibt.
    Bist doch ein prima Mädchen, sagt er. Ich will nicht, dass er mir sagt, ich sei prima. Ich will, dass er sich wieder verzehrt, nach meinen Brüsten, meiner Fotze, meinem Mund.
    M. respektiert mich wieder. Kaum tyrannisiere ich ihn, hab ich auch schon seine Achtung zurück. Das will er, das herzlose Luder, die Schlampe, die Furie. Alle Achtung, ruft er, egal, wie grob auch meine Misshandlungen und Beleidigungen sind. Wenn ich ihn füttere, hasst er mich, aber wenn ich ihn hungern lasse, ist er ganz vergnügt. Ich bin ein freier Mann, hat er mir gesagt. Und ich: Du bist ein fickwütiger Mistbock, ein notgeiler Neandertaler, ein wandelnder Altherrenwitz. Er hat nur gelacht und gesagt: Und du bist ein Giftpilz. Man hat regelrecht Angst, in dich hineinzubeißen.
    Kaum hat er seinen Rollstuhl wieder, klaut er sich das Telefon zurück und verabredet sich mit Vo, ausgerechnet mit meiner Freundin Vo. Sie kommt, eine blonde Plastikpuppe wie Sylvie van der Vaart. Er fickt nicht nur mit ihr (sie macht kein Geräusch), er sagt ihr Liebesschwüre, schön laut, so dass ich sie höre.
    Ich rufe durch die Tür: Der Scheißkerl lügt!
    Und M. ruft zurück: Die Mistsau lauscht!
    Eben hat er versucht, die Polizei anzurufen. Ich hasse ihn, und er hasst mich. Ich hab sein Smartphone gegen die Wand geschmissen, dass es in tausend Teile zerfiel. Ich bin mit der Mistforke vom Nachbarn ins Schlafzimmer gerannt und wollte sie M. ins Bein rammen, hab mich dann in letzter Sekunde besonnen. Ich hab gerufen: Du willst doch nicht leugnen, dass du einen Verstand hast und ein Gewissen, ich meine, jenseits von Reflexen, Trieben und Instinkten. Nicht? M. hat nur gelacht. Stich doch! Macht mir nix!
    Er hat immer öfter Aussetzer, Anfälle, in denen er vor sich hin starrt oder mich nicht erkennt. Dann lieber gemein! Ob ich Teuben anrufe?
    M.s Leute sind extrem von ihm abhängig und wissen ohne ihn nichts mit sich anzufangen. Und plötzlich kommt Teuben an, wie so ein Naziarzt in einem Hitchcock-Film, er kommt auf mich zu mit halb geschlossenen Lidern, brabbelt wie ein Hypnotiseur vor sich hin, ich denke, was ist los, ist M. gestorben, will der mich trösten, da nimmt Teuben meinen Arm, streift den Ärmel hoch und haut mir eine Spritze rein. Ich denke noch: Na warte, du Sackgesicht! Dann bin ich weg.

IM KING-SIZE-BETT IM SEPAREE
    Ich war aufgewühlt und betrunken und begann die Geschichte der Roten Müllerin zu schreiben. Ich fing von vorn an. Es ging ganz leicht. Müller und die Müllerin, zwei Emporkömmlinge, die unabhängig sein wollten, aber einander verfielen. Von Drogen zerrüttet, von Erfolg verwöhnt, von Krankheit, Tod und Wahnsinn bedroht, zwei begabteEinzelgänger, zwei

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