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Zungenkuesse mit Hyaenen

Zungenkuesse mit Hyaenen

Titel: Zungenkuesse mit Hyaenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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mir wie ein schlechtgelaunter König nach seinem Hofnarren. Tag und Nacht sind meine grünen Kontaktlinsen im Einsatz. Am Haaransatz wächst es schon dunkel raus, weil ich nicht zum Friseur komme. Außerdem spukt hier jemand rum. Gestern war ich nur einen halben Tag in der Stadt, und als ich wiederkomme, sind alle Hibiskussträucher im Garten zerhackt. Mit dem Beil. Alles kurz und klein gehackt. Die Security-Firma hat nichts gesehen, aber ich hab die alte Nutte im Verdacht.
    Gestern ließ er sich nicht füttern, er warf den Teller um wie ein trotziges Kind, er schrie mich an, schickte mich weg, starrte an die Decke, verdrehte die Augen, hielt sich die Ohren zu. Ich schmiss mit Geschirr, das frustrierenderweise nicht kaputtging. M., aus der Deckung heraus, rief, er wolle leben, wie er immer gelebt habe, ich solle mich wegscheren, ich sei inkompetent, böswillig, nicht mehr so hübsch wie früher und überhaupt schuld an der ganzen Scheiße, er habe mich satt.
    Er kann das Bett wieder verlassen und sitzt im Elektrorollstuhl. Wir drehen jeden Tag eine Gartenrunde. Gestern ist ein Rad in der Wiese stecken geblieben. Ich wollte helfen, hab den Rollstuhl aber fast umgekippt. Er hat gebrüllt: »Du bist der Nagel an meinem Sarg, du willst mich umbringen, offensichtlich bin ich hier wirklich jedem ausgeliefert!« Ich könne nicht mal fünf Minuten still sein, ich solle meine Pfoten von ihm wegnehmen. Sonst spricht er nur mit dem Personal so.
    Abends hat er doch tatsächlich eine Nutte ins Haus bestellt. Ich meine, er sagt zu mir, ich solle abräumen, das Schlafzimmer lüften und mich vom Acker machen, später komme Besuch für ihn, er brauche mich nicht mehr. Nachts, als sie weg war, hat er nach mir gerufen. Ich soll ihn aufs Klo bringen. Ich meine, was denkt der sich?
    Heute haben wir diskutiert. Seine Theorien über Frauen, meine Theorien über Männer. Wie wir alle Kraft darauf verwenden, einander hinters Licht zu führen. Wie glücklich wir sein könnten, und wie wir aneinander leiden. Ich hab die Nutte nicht erwähnt. Gut, das Einzige, was ich gefragt habe, war morgens: Und? War’s schön? Gleich unterstellt er mir inquisitorischen Eifer, Verhöre, grundlose Eifersucht, spitzen, zickigen Tonfall, den ganzen Ehefrauenquatsch. Er beleidigt meine Intelligenz. Erklär mir mal, warum ein alter Mann an einer Frau wie mir, die dreißig Jahre jünger ist, die attraktiv ist, klug ist, leidenschaftlich ist, erklär mir, du blöder, alter Sack, wie du an mir jegliches sexuelles Interesse verlieren konntest? Ich hungere, ich pflege mich, ich mache Sport, ich trage eine Frisur, die mir nicht gefällt. Und du? Leckst alle Fotzen, nur nicht meine? Du altes Schwein? Du altes, dummes Schwein? Erklär mir das! Erklär mir das! Du Hund von einem Mann! Was fällt dir eigentlich ein?
    Mein ganzes Herz hängt an diesem Truthahn, dieser Kröte, diesem grau haarenden Perserkater, der schon lang nicht mehr sagt, dass ich die in sein Leben getretene Wichsvorlage bin, der schon lange nicht mehr hingerissen grunzt, wenn er mich nackt sieht, für den ich inzwischen nichts mehr bin als ein alter Latsch. Dabei ist ER der alte Latsch, nicht ich. Er stellt meine Welt auf den Kopf, meine Werte. Ich muss alles wieder graderücken. Er ist kein Prinz, er war nie ein Prinz, er ist immer ein aufgeblasener Frosch gewesen, ein dicker, alter Ochsenfrosch, der alles frisst, was er ins Maul kriegt.
    Ich pflege M., betreue ihn, ziehe ihn an, ziehe ihn aus, ich hab versucht, ihn zum Lachen zu bringen, ihm Mut zu machen, ihn geil zu machen. Aber je mehr ich mich mühe, je mehr ich über meinen Schatten springe und versuche, jemand zu sein, der ich nicht bin, desto abweisender und unfreundlicher wird er.
    Wusst ich's doch, es war die alte Puffmutter, die die Hibiskussträucher zerhackt hat. Der Nachbar hat es gesehen. Wie ein Rumpelstilzchen sei sie herumgesprungen. Sie selbst habe diese Sträucher vor zehn Jahren gepflanzt, sagt er, und jetzt will sie nicht, dass sich »die Drecksschlampe«, also ich, an ihren Blüten erfreut. Heilige Scheiße, mit der Psychopathin war ich schon im Bett!
    M. hatte recht. Seit dem Moment, als ich seine Krankenschwester wurde, begehrt er mich nicht mehr. Ich bin für ihn als Sexobjekt gestorben, ich bin ein Teil seiner Sklavenschar, jemand, den man ignorieren oder herumschicken, jemand, den man demütigen und anschreien kann. Ich bin Luft für ihn, ein Bettpfannenleerer, ein Neutrum, ein Insekt. Er hält ständig das Telefon in der

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