Zur besonderen Verwendung
der Verbindungstür eine tiefe Stimme. Ich erkannte das Organ des Alten, der mich – wie gewohnt – unfreundlich anfuhr:
»Unterlassen Sie Ihre seltsamen Scherze, Miller. Kommen Sie rein. Oder soll ich Ihnen eine Einladung schicken? Miss Miller, sorgen Sie gefälligst dafür, daß dieser Jüngling nicht noch mal aus der Rolle fällt.«
Ich verzog das Gesicht. Zum Teufel, in dem Bau schien jeder und jede »Miller« zu heißen.
»Angenehm, ebenfalls Miller«, sagte sie ironisch. »Benehmen Sie sich bitte. Sie sind dienstlich hier.«
Im Lautsprecher zischte etwas. Das Geräusch konnte nur der Chef verursacht haben. Ich beeilte mich, durch die automatisch aufgleitenden Doppeltüren zu gehen. Vor mir befand sich ein fensterloser Saal. Das Fehlen des natürlichen Sonnenlichtes bemerkte man aber kaum, da drei Bildwände und eine duftvariable Klimaanlage den Eindruck vermittelten, als läge der Raum in einem gepflegten Park.
Hinter dem, den Blick auf sich ziehenden, Schreibtisch, der zur Hälfte mit Visiphongeräten, Kippschaltern und Fernmeßinstrumenten überhäuft war, saß ein untersetzter, breitschultriger Mann. Sein Gesicht war tief gebräunt. Melierte Borstenhaare und ein struppiger Oberlippenbart vollendeten den Eindruck, einem von Wind und Wetter gegerbten Seemann alter Prägung gegenüberzustehen.
In den grauen Augen lag ein ironischer Schimmer. Die Hände ruhten geballt auf dem metallenen Ungetüm, zu dem er Schreibtisch sagte.
Das war Vier-Sterne-General Arnold G. Reling, Oberbefehlshaber und Gründer der GWA. Das war der Mann mit den weitreichendsten Vollmachten der amerikanischen Geschichte.
Prüfend sah mich der Chef an. Ich verbeugte mich und heuchelte Unbefangenheit. Schließlich kannte ich General Reling schon seit etwa vierzehn Jahren. Er war mit meinem Vater befreundet gewesen. Das war auch der Grund, warum ich mich damals zur Aufnahmeprüfung angemeldet hatte.
Ich wollte etwas sagen, als er grollend rief:
»Keine Bemerkungen, bitte, Sie sogenannter Spaßvogel. Sprechen Sie kein Wort, sondern passen Sie auf.«
Einen GWA-Agenten kann so schnell nichts verblüffen. Ich schwieg und bemühte mich, möglichst ernsthaft zu wirken.
Spaßvogel hatte er mich genannt! Nun, er schien wieder einmal in Fahrt zu sein.
»Von wem stammte der Witz, der Ihnen im Lift erzählt wurde?« fragte er aufgebracht. »Oder glauben Sie etwa, die Schilderung entspräche der Wahrheit?«
Ich machte »hmmm« und flüsterte:
»Ich darf nicht sprechen Sir. Ihr Befehl.«
Er starrte mich unbewegt an, doch in seinem Gesicht zuckte es verdächtig. Wenn man mit dem Alten alleine war, gab er sich immer menschlich. Nur draußen war er der harte, eiskalte und ungemein logisch denkende Vorgesetzte.
»Sie sollen auch weiterhin schweigen. Warten Sie.«
Er berührte einen Knopf. Rechts von mir öffnete sich eine Tür. Zwei Männer traten ein, von denen einer besonders bemerkenswert war.
Er war klein, dunkelhäutig und schmächtig. Sein Gesicht wurde von zwei großen Augen geprägt. Sie schienen ein verzehrendes Feuer auszustrahlen. Er sah wie ein Eurasier aus. Irgendwie wirkte er unheimlich.
Er sah mich nicht direkt an. Der andere Mann war hochgewachsen und machte auf mich den Eindruck eines weltweit erfahrenen Intellektuellen.
General Reling stellte mir die Männer nicht vor. Er gab dem Schmächtigen ein Handzeichen und deutete mit dem Kopf auf mich. Langsam drehte sich der Eurasier um – und plötzlich war mir, als fiele ich in einen Abgrund.
Es waren seine Augen; seine großen, brennenden und zwingenden Augen, von denen ich gefesselt wurde. Ich fühlte mich verwirrt. Seltsame Gefühle wollten mich übermannen. Instinktiv
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