Zur besonderen Verwendung
Fragen verrieten mir, daß sie mich für erledigt hielten. Bei jedem anderen Menschen wäre das auch unweigerlich der Fall gewesen.
Ich überwand meine Übelkeit und stöhnte:
»Fragen dieser Art sind innerhalb der GWA-Gemäuer anstößig. Geboren werde ich wahrscheinlich übermorgen. Demzufolge war ich vor einer Stunde noch gar nicht auf der Welt. Mein Name ist Miller, sogar mit zwei ›L‹. Hätten Sie nun etwas dagegen einzuwenden, wenn ich meinen risikofreudigen Vorgesetzten um eine halbe Flasche Whisky erleichtere? Mir ist nämlich ziemlich übel. Ralowgaltin schädigt den Kreislauf. Wußten Sie das nicht?«
Dr. Hatteras und seinem Kollegen blieb fast das Herz stehen. Das war wenigstens mein Eindruck.
Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Alten. Die beiden Psychiater versuchten mit derart komplizierten Fachausdrücken eine Erklärung zu finden, daß meine Übelkeit alleine vom Zuhören stärker wurde.
Der Alte reichte mir eine kaum angebrochene Flasche. Ich nahm sie dankbar entgegen.
»Legen Sie sich auf den Boden«, forderte mich Dr. Hatteras auf. »Sie sind eine Henne. Legen Sie sich hin und gackern Sie. Sie sollen gackern!«
Ich fühlte mich schon wieder recht wohl. Relings ›Kreislauftropfen‹ waren erstklassig.
»Doc, Sie sollten darauf achten, bei diesem Experiment keinen Schock zu erleiden. Wir brauchen Sie noch. Wenn Sie aber unbedingt ein Gackern hören wollen – bitte!«
Ich gackerte. Naturgetreu!
»Legen Sie nur kein Ei!« beschwor mich der Alte.
»Unbeeinflußbar«, stellte Hatteras verwirrt fest. »Rätselhaft. Verstehen Sie das, Menchin?«
»Wir sollten die Ampullen auf ihren Inhalt überprüfen«, forderte Dr. Menchin. »Unsachgemäße Lagerung, unwirksam geworden … . viele Möglichkeiten.«
Der Alte rette mich vor den beiden Wissenschaftlern, indem er sie freundlich aber bestimmt hinauskomplimentierte.
Aufatmend strich er sich über die Stirn. Anschließend begann er zu lachen, wie ich es noch nie von ihm gehört hatte. Er schien sich köstlich zu amüsieren. War das noch der eiskalte und immer beherrschte Chef der allmächtigen GWA?
Ich sah ihn besorgt an, worauf er fast schrie:
»Sie sind die größte Rarität der Wissenschaftlichen Abwehr. Ist die Wirkung denn tatsächlich so durchschlagend? Ich kann es kaum glauben. Sie haben nicht einmal auf Ralowgaltin reagiert.«
»Sie machen mir Spaß, Chef! Erst schicken Sie mich durch die Hölle, und dann wundern Sie sich, daß ich nun Eigenschaften besitze, über die andere Leute nicht verfügen.«
Er wurde schlagartig ernst. Fast beschwörend, erstmals meinen Namen nennend, kam er zur Sache.
»Konnat, Sie ahnen nicht, was das für uns bedeutet! Ich habe vierzehn Männer zu Professor Horam geschickt. Jeder war vorher hundertfach getestet worden. Die Robotauswertung bestätigte den Erfolg mit achtundneunzigprozentiger Sicherheit. Trotzdem kam außer Ihnen nur noch ein Mann durch. Die anderen Jungs …!«
Er unterbrach sich. Ich wußte, weshalb er plötzlich so bedrückt war. Er brauchte nicht weiterzusprechen.
Eindringlich sah er mich an.
»Konnat, glauben Sie mir, ich habe allen Männern außer Ihnen gesagt, wie gefährlich der Eingriff ist! Sie haben es freiwillig getan, weil sie GWA-Leute waren. Ich sollte nicht erschüttert sein und bin es trotzdem. Mit Ihnen konnte ich über die Operation nicht sprechen. Ich hatte nicht den Mut dazu. Ihre Testergebnisse waren die besten von allen. Sie hatten gute Chancen. Deshalb habe ich mich entschlossen, ohne Ihr Wissen zu handeln. Wenn Sie sich geweigert hätten – ich hätte Sie nicht gezwungen! Ich habe gebangt, bis die ersten Nachrichten von Horam eintrafen. Ihr Vater war mein Freund. Als Sie
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