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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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da­mals zu mir ka­men, wa­ren Sie ein jun­ger Mann von acht­zehn Jah­ren. Nun ar­bei­ten Sie schon seit vier Jah­ren für die GWA. Sie ha­ben Er­fol­ge er­run­gen, die selbst Ih­re äl­tes­ten Kol­le­gen nicht auf­wei­sen kön­nen. Ich setz­te all mei­ne Hoff­nun­gen auf Sie, denn Sie wur­den von den Elek­tro­ni­ken – ich er­wähn­te es be­reits – als be­son­ders ge­eig­net be­zeich­net. Das und Ih­re großen Fä­hig­kei­ten stem­peln Sie zu dem Mann, den ich un­be­dingt brau­che. Sie ah­nen nicht, was hin­ter den Ku­lis­sen wie­der ein­mal ge­spielt wird.«
    Ich schwieg, so hat­te ich ihn noch nie­mals »ken­nen­ge­lernt«. Mir war, als brauch­te er je­mand, vor dem er sein Herz aus­schüt­ten konn­te.
    Es wur­de still in dem großen Raum. Nur das Sum­men der Kli­ma­an­la­ge war zu hö­ren.
    »Es ist in Ord­nung, Sir. Kann ich nun er­fah­ren, was die Maß­nah­men zu be­deu­ten ha­ben?«
    Plötz­lich wur­de er wie­der zu dem Vor­ge­setz­ten mit dem un­durch­dring­li­chen Ge­sichts­aus­druck. Er ver­barg sei­ne in­ners­ten Ge­füh­le hin­ter sei­ner har­ten Scha­le, die kaum je­mand so durch­läs­sig ge­se­hen ha­ben moch­te wie ich vor we­ni­gen Au­gen­bli­cken.
    Ich fühl­te aber, daß er dank­bar war. Er war nie ein Freund vie­ler Wor­te oder groß­ar­ti­ger Be­teue­run­gen ge­we­sen.
    »Vor Ih­nen liegt ei­ne ge­wal­ti­ge Auf­ga­be, Kon­nat. Sie wer­den noch al­ler­lei er­dul­den müs­sen. Man wird Sie ver­ach­ten, ver­ur­tei­len; in den Schmutz zie­hen und in der Welt­pres­se als Ver­bre­cher an der Mensch­lich­keit ab­stem­peln. Ich darf we­der ein­grei­fen noch öf­fent­lich er­klä­ren, wer Sie in Wirk­lich­keit sind. Es ist al­les vor­be­rei­tet. Sie kön­nen sich dar­auf ver­las­sen, daß wir kein De­tail über­se­hen ha­ben. Wir ha­ben ex­ak­te Ar­beit ge­leis­tet. Die Zeit drängt.«
    Ich glaub­te sei­nen Wor­ten vor­be­halt­los! Aber wie war das mit der Ver­dam­mung zu ver­ste­hen? Bei dem Ge­dan­ken re­bel­lier­te mein Ma­gen, der in­fol­ge der In­jek­ti­on noch im­mer an­ge­grif­fen war.
    Ich woll­te et­was er­wi­dern, doch er wink­te kurz ab. Dann drück­te er auf einen Schal­ter.
    »Miss Bo­gard, schi­cken Sie den Leut­nant her­ein. Er soll sich be­ei­len.«
    Aha, al­so Bo­gard hieß die jun­ge Da­me. Ich lä­chel­te. Ge­ne­ral Re­ling schau­te mich durch­drin­gend an.
    »Sie se­hen zwar gut aus! Sie sind durch und durch männ­lich. Ihr Ge­sicht wirkt bei ver­schie­de­nen Ge­le­gen­hei­ten et­was bru­tal. Sie sind groß, ha­ben brei­te Schul­tern mit mus­ku­lö­sen Ar­men und fes­te Hän­de. Kurz, Sie sind ein Typ, der je­de Frau an­zieht. Aber mei­ne Mit­ar­bei­te­rin­nen sind für Sie ta­bu. Das ist ein Be­fehl! Ha­ben wir uns ver­stan­den?«
    Das war deut­lich ge­we­sen. Die­ser Mann be­saß die An­ge­wohn­heit, harm­lo­se Men­schen in ih­rem in­ners­ten Ich zu er­ken­nen.
    »Wo bleibt MA-23, Miss Bo­gard?« rief Ge­ne­ral Re­ling un­ge­dul­dig in das Mi­kro­phon.
    »So­fort, Sir«, er­klang ih­re Stim­me im Laut­spre­cher. »Er be­tritt so­eben die Strahl­schleu­se.«
    Der Al­te nick­te geis­tes­ab­we­send und zog sei­ne Uni­formja­cke glatt. Auf dem lin­ken Är­mel schim­mer­te das GWA-Sym­bol.
    »Wer ist das?« frag­te ich. »MA-23, noch nie ge­hört. Ein Agent, der auf dem Mond ein­ge­setzt wird?«
    »Sie dür­fen aus­nahms­wei­se Fra­gen stel­len, denn Sie wer­den mit dem Mann zu­sam­men­ar­bei­ten«, ent­geg­ne­te er knapp. »MA-23 ist ein Jahr lang als Chef­pi­lot und Astro­na­vi­ga­tor auf dem Mond­ba­sis-Ver­sor­gungs­schiff R-95 ge­flo­gen. Zu­ver­läs­sig, ak­tiv, tüch­tig! Wir be­nö­ti­gen ihn drin­gend. MA-23 hat auf dem Erdtra­ban­ten zwei An­schlä­ge auf­ge­deckt, die sich ge­gen un­se­re neu­en Uran-Ver­wer­tungs­an­la­gen rich­te­ten. Ha­ben Sie da­von ge­hört?«
    Ich nick­te. Der Ein­satz war nicht ein­fach ge­we­sen. Et­wa zur glei­chen Zeit hat­te ich in Asi­en an­de­re Auf­trä­ge zu er­le­di­gen ge­habt.
    »Schön, Sie wer­den al­so mit ihm ar­bei­ten. Er gibt sich be­tont ei­gen­ar­tig. Wenn er sei­ne Auf­ga­ben nicht so her­vor­ra­gend lös­te, hät­te ich ihn

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