Zur besonderen Verwendung
damals zu mir kamen, waren Sie ein junger Mann von achtzehn Jahren. Nun arbeiten Sie schon seit vier Jahren für die GWA. Sie haben Erfolge errungen, die selbst Ihre ältesten Kollegen nicht aufweisen können. Ich setzte all meine Hoffnungen auf Sie, denn Sie wurden von den Elektroniken – ich erwähnte es bereits – als besonders geeignet bezeichnet. Das und Ihre großen Fähigkeiten stempeln Sie zu dem Mann, den ich unbedingt brauche. Sie ahnen nicht, was hinter den Kulissen wieder einmal gespielt wird.«
Ich schwieg, so hatte ich ihn noch niemals »kennengelernt«. Mir war, als brauchte er jemand, vor dem er sein Herz ausschütten konnte.
Es wurde still in dem großen Raum. Nur das Summen der Klimaanlage war zu hören.
»Es ist in Ordnung, Sir. Kann ich nun erfahren, was die Maßnahmen zu bedeuten haben?«
Plötzlich wurde er wieder zu dem Vorgesetzten mit dem undurchdringlichen Gesichtsausdruck. Er verbarg seine innersten Gefühle hinter seiner harten Schale, die kaum jemand so durchlässig gesehen haben mochte wie ich vor wenigen Augenblicken.
Ich fühlte aber, daß er dankbar war. Er war nie ein Freund vieler Worte oder großartiger Beteuerungen gewesen.
»Vor Ihnen liegt eine gewaltige Aufgabe, Konnat. Sie werden noch allerlei erdulden müssen. Man wird Sie verachten, verurteilen; in den Schmutz ziehen und in der Weltpresse als Verbrecher an der Menschlichkeit abstempeln. Ich darf weder eingreifen noch öffentlich erklären, wer Sie in Wirklichkeit sind. Es ist alles vorbereitet. Sie können sich darauf verlassen, daß wir kein Detail übersehen haben. Wir haben exakte Arbeit geleistet. Die Zeit drängt.«
Ich glaubte seinen Worten vorbehaltlos! Aber wie war das mit der Verdammung zu verstehen? Bei dem Gedanken rebellierte mein Magen, der infolge der Injektion noch immer angegriffen war.
Ich wollte etwas erwidern, doch er winkte kurz ab. Dann drückte er auf einen Schalter.
»Miss Bogard, schicken Sie den Leutnant herein. Er soll sich beeilen.«
Aha, also Bogard hieß die junge Dame. Ich lächelte. General Reling schaute mich durchdringend an.
»Sie sehen zwar gut aus! Sie sind durch und durch männlich. Ihr Gesicht wirkt bei verschiedenen Gelegenheiten etwas brutal. Sie sind groß, haben breite Schultern mit muskulösen Armen und feste Hände. Kurz, Sie sind ein Typ, der jede Frau anzieht. Aber meine Mitarbeiterinnen sind für Sie tabu. Das ist ein Befehl! Haben wir uns verstanden?«
Das war deutlich gewesen. Dieser Mann besaß die Angewohnheit, harmlose Menschen in ihrem innersten Ich zu erkennen.
»Wo bleibt MA-23, Miss Bogard?« rief General Reling ungeduldig in das Mikrophon.
»Sofort, Sir«, erklang ihre Stimme im Lautsprecher. »Er betritt soeben die Strahlschleuse.«
Der Alte nickte geistesabwesend und zog seine Uniformjacke glatt. Auf dem linken Ärmel schimmerte das GWA-Symbol.
»Wer ist das?« fragte ich. »MA-23, noch nie gehört. Ein Agent, der auf dem Mond eingesetzt wird?«
»Sie dürfen ausnahmsweise Fragen stellen, denn Sie werden mit dem Mann zusammenarbeiten«, entgegnete er knapp. »MA-23 ist ein Jahr lang als Chefpilot und Astronavigator auf dem Mondbasis-Versorgungsschiff R-95 geflogen. Zuverlässig, aktiv, tüchtig! Wir benötigen ihn dringend. MA-23 hat auf dem Erdtrabanten zwei Anschläge aufgedeckt, die sich gegen unsere neuen Uran-Verwertungsanlagen richteten. Haben Sie davon gehört?«
Ich nickte. Der Einsatz war nicht einfach gewesen. Etwa zur gleichen Zeit hatte ich in Asien andere Aufträge zu erledigen gehabt.
»Schön, Sie werden also mit ihm arbeiten. Er gibt sich betont eigenartig. Wenn er seine Aufgaben nicht so hervorragend löste, hätte ich ihn
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