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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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pas­si­ven Mit­glie­der der GWA wa­ren äu­ßerst vor­sich­tig, da es in die­ser schö­nen Welt ge­nü­gend Leu­te gab, die auf die Ver­nich­tung des GWA-Haupt­quar­tiers mehr Wert ge­legt hät­ten als auf die Aus­schal­tung des ge­heims­ten Atom­werks der USA. Das Mo­tiv lag auf der Hand.
    »Na, end­lich«, äu­ßer­te der Mann ne­ben mir, von dem ich nicht wuß­te, ob er eben­falls ein ak­ti­ver Agent mit Son­der­schu­lung oder nur Pi­lot war. Bei uns war al­les un­durch­sich­tig und rät­sel­haft.
    Wir flo­gen über den ers­ten Ge­bäu­de­rie­sen hin­weg, über­quer­ten große Hö­fe mit ge­pfleg­ten Grün­an­la­gen und hiel­ten auf den Turm­bau zu, der mit sei­nen ein­hun­dert­fünf­un­dacht­zig Stock­wer­ken die an­de­ren Kom­ple­xe weit über­rag­te. Dort oben, in den höchs­ten Eta­gen, la­gen die Amts­räu­me des Chefs. Au­ßer­dem be­fan­den sich dort ei­ni­ge un­ter­ge­ord­ne­te Ro­bot­kar­tei­en. Frem­de Agen­ten hät­ten den­noch Mil­lio­nen ge­op­fert, um nur ein­mal die Ab­ruftas­te der Band­spei­cher be­tä­ti­gen zu dür­fen.
    Ich be­merk­te, daß mich der Pi­lot re­spekt­voll an­sah. Wenn er von nun an »Sir« sag­te, so klang es nicht mehr mo­no­ton und wie au­to­ma­tisch, son­dern mit ei­nem Un­ter­ton ech­ter Hoch­ach­tung.
    »Sir«, sag­ten wir nor­ma­ler­wei­se zu je­dem Mit­ar­bei­ter. Da­bei wuß­ten wir nie­mals, ob wir nun einen Vor­ge­setz­ten oder einen Mann im Mann­schafts­dienst­grad an­spra­chen.
    Ich schmun­zel­te und fuhr mit der Hand­flä­che über mein Haar. Die Kopf­wun­den wa­ren sorg­fäl­tig ver­heilt. Ich spür­te auch kei­ne Druck­schmer­zen mehr. Pro­fes­sor Dr. Gre­go­ry Ho­ram war ei­ne wirk­li­che Ka­pa­zi­tät, wie das von ei­nem Mit­ar­bei­ter der GWA auch nicht an­ders zu er­war­ten war.
    Die Strahl­tur­bi­ne der Ro­tor­krän­ze wur­de im Ar­beits­ge­räusch et­was lau­ter, als der Pi­lot die Ma­schi­ne ein­pen­del­te. Un­ter uns er­streck­te sich der Dach­lan­de­platz K-3, der zu je­nem Bau­werk ge­hör­te, das wir ›Vam­pir­turm‹ nann­ten. K-3 durf­te nur von Leu­ten be­nutzt wer­den, die zum Chef be­stellt wa­ren.
    In mir wuchs ei­ne bei­na­he un­er­träg­li­che Span­nung. Ich hat­te noch im­mer kei­ne Ah­nung, worum es sich ei­gent­lich han­del­te. Warum hat­te man mich durch ei­ne sol­che Höl­le ge­hen las­sen? Das muß­te einen schwer­wie­gen­den Grund ha­ben!
    Die Ma­schi­ne setz­te sanft auf. Das Trieb­werk ver­stumm­te. Laut­los öff­ne­te sich die hy­drau­lisch be­weg­te Schie­be­tür. Ich klet­ter­te hin­aus.
    Die war­ten­den Män­ner nick­ten nur. Ich wink­te grü­ßend. Sie wa­ren jung, hart; mit wach­sa­men Au­gen und durch­trai­nier­ten Kör­pern.
    »Darf ich um Ih­re ID-Mar­ke bit­ten, Sir?« for­der­te ei­ner von ih­nen. Sie durf­ten mir noch nicht trau­en.
    Ich nick­te, griff in die Hüft­ta­sche und zog das ab­schir­men­de Po­tro­nin-Etui her­aus. Es klapp­te auf. Vor ih­ren Au­gen flim­mer­te die Lu­na­ri­um-Schei­be. Das Ma­te­ri­al war wahr­schein­lich Mil­lio­nen Jah­re lang im Wel­ten­raum un­ter­wegs ge­we­sen, bis es von der Schwer­kraft des Mon­des ein­ge­fan­gen wor­den und auf sei­ne Ober­flä­che ab­ge­stürzt war.
    Sie ana­ly­sier­ten die Schwin­gungs­fre­quenz mit ih­ren nur knopf­großen Mi­kro­tas­tern. Erst nach der Über­prü­fung ver­hiel­ten sie sich et­was per­sön­li­cher.
    »In Ord­nung, Sir. Muß­te sein«, mein­te der Grö­ße­re. »Der Al­te … . ich mei­ne, der Chef, möch­te Sie spre­chen. Es steht Ih­nen je­doch frei, sich vor­her et­was aus­zu­ru­hen. Wenn Sie es wün­schen!«
    Ich wink­te ab.
    »Wie rück­sichts­voll! Dan­ke. Brin­gen Sie mich zu ihm.«
    Ein drit­ter Mann hob mein Ge­päck aus der Ma­schi­ne. Sie star­te­te so­fort wie­der. Der Pi­lot durf­te die­sen Lan­de­platz nicht blo­ckie­ren.
    Wir be­tra­ten den nach un­ten füh­ren­den Ex­preß­lift. Vor­her muß­ten wir einen ge­pan­zer­ten Zu­brin­ger­gang durch­schrei­ten, des­sen Wän­de sich im Ernst­fal­le in ei­ne feu­er­spei­en­de Fes­tung ver­wan­deln konn­ten. Ich wuß­te, daß wir von vie­len Au­gen be­ob­ach­tet wur­den. Wie­der

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