Zur besonderen Verwendung
passiven Mitglieder der GWA waren äußerst vorsichtig, da es in dieser schönen Welt genügend Leute gab, die auf die Vernichtung des GWA-Hauptquartiers mehr Wert gelegt hätten als auf die Ausschaltung des geheimsten Atomwerks der USA. Das Motiv lag auf der Hand.
»Na, endlich«, äußerte der Mann neben mir, von dem ich nicht wußte, ob er ebenfalls ein aktiver Agent mit Sonderschulung oder nur Pilot war. Bei uns war alles undurchsichtig und rätselhaft.
Wir flogen über den ersten Gebäuderiesen hinweg, überquerten große Höfe mit gepflegten Grünanlagen und hielten auf den Turmbau zu, der mit seinen einhundertfünfundachtzig Stockwerken die anderen Komplexe weit überragte. Dort oben, in den höchsten Etagen, lagen die Amtsräume des Chefs. Außerdem befanden sich dort einige untergeordnete Robotkarteien. Fremde Agenten hätten dennoch Millionen geopfert, um nur einmal die Abruftaste der Bandspeicher betätigen zu dürfen.
Ich bemerkte, daß mich der Pilot respektvoll ansah. Wenn er von nun an »Sir« sagte, so klang es nicht mehr monoton und wie automatisch, sondern mit einem Unterton echter Hochachtung.
»Sir«, sagten wir normalerweise zu jedem Mitarbeiter. Dabei wußten wir niemals, ob wir nun einen Vorgesetzten oder einen Mann im Mannschaftsdienstgrad ansprachen.
Ich schmunzelte und fuhr mit der Handfläche über mein Haar. Die Kopfwunden waren sorgfältig verheilt. Ich spürte auch keine Druckschmerzen mehr. Professor Dr. Gregory Horam war eine wirkliche Kapazität, wie das von einem Mitarbeiter der GWA auch nicht anders zu erwarten war.
Die Strahlturbine der Rotorkränze wurde im Arbeitsgeräusch etwas lauter, als der Pilot die Maschine einpendelte. Unter uns erstreckte sich der Dachlandeplatz K-3, der zu jenem Bauwerk gehörte, das wir ›Vampirturm‹ nannten. K-3 durfte nur von Leuten benutzt werden, die zum Chef bestellt waren.
In mir wuchs eine beinahe unerträgliche Spannung. Ich hatte noch immer keine Ahnung, worum es sich eigentlich handelte. Warum hatte man mich durch eine solche Hölle gehen lassen? Das mußte einen schwerwiegenden Grund haben!
Die Maschine setzte sanft auf. Das Triebwerk verstummte. Lautlos öffnete sich die hydraulisch bewegte Schiebetür. Ich kletterte hinaus.
Die wartenden Männer nickten nur. Ich winkte grüßend. Sie waren jung, hart; mit wachsamen Augen und durchtrainierten Körpern.
»Darf ich um Ihre ID-Marke bitten, Sir?« forderte einer von ihnen. Sie durften mir noch nicht trauen.
Ich nickte, griff in die Hüfttasche und zog das abschirmende Potronin-Etui heraus. Es klappte auf. Vor ihren Augen flimmerte die Lunarium-Scheibe. Das Material war wahrscheinlich Millionen Jahre lang im Weltenraum unterwegs gewesen, bis es von der Schwerkraft des Mondes eingefangen worden und auf seine Oberfläche abgestürzt war.
Sie analysierten die Schwingungsfrequenz mit ihren nur knopfgroßen Mikrotastern. Erst nach der Überprüfung verhielten sie sich etwas persönlicher.
»In Ordnung, Sir. Mußte sein«, meinte der Größere. »Der Alte … . ich meine, der Chef, möchte Sie sprechen. Es steht Ihnen jedoch frei, sich vorher etwas auszuruhen. Wenn Sie es wünschen!«
Ich winkte ab.
»Wie rücksichtsvoll! Danke. Bringen Sie mich zu ihm.«
Ein dritter Mann hob mein Gepäck aus der Maschine. Sie startete sofort wieder. Der Pilot durfte diesen Landeplatz nicht blockieren.
Wir betraten den nach unten führenden Expreßlift. Vorher mußten wir einen gepanzerten Zubringergang durchschreiten, dessen Wände sich im Ernstfalle in eine feuerspeiende Festung verwandeln konnten. Ich wußte, daß wir von vielen Augen beobachtet wurden. Wieder
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