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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Fra­ge­zei­chen ver­glei­chen. Von Fi­gur war er ein dür­rer Zwerg. Er konn­te mir bes­ten­falls bis an die Schul­tern rei­chen.
    Ich war er­schüt­tert.
    Agent MA-23 stand ru­hig im Zim­mer. Er schi­en nicht dar­an zu den­ken, die Hän­de aus den Ta­schen zu neh­men. Sein Grin­sen wirk­te all­mäh­lich an­ste­ckend.
    Ich kniff die Au­gen zu­sam­men und sah den Ge­ne­ral an. In des­sen Au­gen lag ein Schim­mer, der in mir den Ein­druck er­weck­te, als wür­de er sich in­ner­lich köst­lich amü­sie­ren.
    Hin­ter mir lach­te mein zu­künf­ti­ger Mit­ar­bei­ter so schau­er­lich, daß mir ei­ne Gän­se­haut über den Rücken lief. Und mit ihm soll­te ich in den Ein­satz ge­hen!
    Der Al­te räus­per­te sich.
    »Neh­men Sie ge­fäl­ligst die Hän­de aus den Ho­sen­ta­schen. Leut­nant! Set­zen Sie sich und spre­chen Sie erst, wenn Sie da­zu auf­ge­for­dert wer­den.«
    »Wenn Sie mei­nen, Chef!« krächz­te mein Kol­le­ge. Bei die­ser Ant­wort be­gann ich zu la­chen. Ich konn­te mich nicht mehr be­herr­schen. Ich war ge­spannt, wie lan­ge sich der Al­te sol­che Tö­ne ge­fal­len las­sen wür­de. Er schi­en aber von die­sem GWA-Agen­ten al­ler­hand ge­wöhnt zu sein.
    Der Bur­sche schnup­per­te in der Luft her­um. Es hör­te sich an, als wä­ren zehn Bull­dog­gen im Zim­mer. An­schei­nend soll­te das ei­ne ›stil­le‹ Auf­for­de­rung zum Spen­die­ren ei­nes Whis­kys sein. Dann setz­te er sich in den an­de­ren Ses­sel vor dem Schreib­tisch.
    Af­fek­tiert schlug er die Bei­ne über­ein­an­der und be­tupf­te sei­ne Lip­pen mit den Fin­ger­spit­zen.
    Ich muß­te mei­ne gan­ze Wil­lens­kraft auf­bie­ten, um mich ei­ni­ger­ma­ßen zu be­herr­schen. Das war be­stimmt der selt­sams­te Agent, der je­mals zur GWA ge­hört hat­te.
    Re­lings Ver­hal­ten wur­de im­mer ab­wei­sen­der. Sei­ne dro­hen­den Bli­cke schie­nen ih­re Wir­kung je­doch zu ver­feh­len. Der Leut­nant ver­än­der­te sei­ne Mi­mik um kei­ne Nu­an­ce.
    Re­ling stell­te uns vor.
    »Kon­nat, das ist Agent MA-23, laut Ro­bot­kar­tei GWA-Leut­nant Utan.«
    Utan hieß mein neu­er Be­glei­ter al­so. Einen tref­fen­de­ren Na­men hät­te er gar nicht ha­ben kön­nen. Ich muß­te un­will­kür­lich an einen Orang-Utan den­ken, die ma­lai­ische Be­zeich­nung für ei­ne Af­fen­gat­tung. ›Wald­mensch‹ heißt das in der Über­set­zung.
    Die Lip­pen un­se­res Al­ten zuck­ten ver­däch­tig. Ich woll­te mich zu­sam­men­neh­men und we­nigs­tens den not­wen­digs­ten Takt be­wah­ren, als mich der Zwerg voll­stän­dig aus der Fas­sung brach­te.
    »Bit­te voll­stän­di­ger, Chef«, em­pör­te sich Utan. »Ich ha­be ein Recht dar­auf, mit mei­nem voll­stän­di­gen Na­men vor­ge­stellt zu wer­den. Ich bin Han­ni­bal Othel­lo Xer­xes Utan. Es ge­nügt, wenn Sie Han­ni­bal zu mir sa­gen, lie­ber Kon­nat.«
    Jetzt war ich über­for­dert und lach­te schal­lend. Auch der Al­te kämpf­te ver­geb­lich um sei­ne Be­herr­schung.
    »Wer hat Ih­nen denn die­se sin­ni­gen Na­men ge­ge­ben«, er­kun­dig­te ich mich, nach­dem ich mich et­was be­ru­higt hat­te.
    »Mei­ne Frau Mut­ter«, er­klär­te er ho­heits­voll. »Sie war ei­ne ge­bil­de­te Frau und hat von an­ti­ken Feld­her­ren und Kö­ni­gen viel ge­hal­ten. Auch mit Sha­ke­s­pea­re war sie ver­traut!«
    Ge­ne­ral Re­ling und ich bra­chen er­neut in Ge­läch­ter aus.
    »Potz Blitz, was schrei­et Ihr mir so ins An­ge­sicht? Was ficht euch an?« rief der Klei­ne da­zwi­schen.
    »Was soll das nun wie­der«, stöhn­te ich. »Sind Sie über­ge­schnappt?«
    »Nee«, feix­te er. »Auf Grund mei­ner be­deu­tungs­vol­len Na­men füh­le ich mich je­doch ge­nö­tigt, mich ge­le­gent­lich in ei­ner spät-mit­tel­al­ter­li­chen Aus­drucks­wei­se zu äu­ßern. Fin­den Sie mich nicht ein­ma­lig?«
    Ich will es kurz ma­chen! Ich brauch­te zehn Mi­nu­ten, bis ich mich ei­ni­ger­ma­ßen er­holt hat­te. Der Bur­sche hat­te ein Ge­müt! In­zwi­schen hat­te ich er­kannt, daß sein äu­ße­rer Aus­druck in der Tat täusch­te. Han­ni­bal wuß­te ge­nau, was er tat und sprach. Sein Ge­ba­ren war wei­ter nichts als ei­ne vor­züg­li­che Mas­ke. Das muß­te ich neid­los

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