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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sich der Chi­ne­se ein. »Sie sind uns als Mit­ar­bei­ter und Wis­sen­schaft­ler hoch­will­kom­men. Es kommt uns gar nicht dar­auf an, Ih­nen ho­he Ho­no­ra­re zu zah­len. Wir wol­len Sie nicht be­trü­gen. Ich ver­spre­che Ih­nen, daß ich Sie nicht nach Ih­ren For­schungs­un­ter­la­gen fra­gen wer­de. Wir wol­len nur si­cher­ge­hen. Kön­nen Sie das nicht be­grei­fen?«
    Ich bäum­te mich er­neut auf und sag­te ver­ächt­lich:
    »Gut, dann tun Sie, was Sie nicht las­sen kön­nen.«
    Mor­sets Ge­sicht ent­krampf­te sich. Er schi­en auf­zuat­men. Er band mir den Arm ab, er­tas­te­te sorg­fäl­tig die Ve­ne und stach mit der Na­del zu. Lang­sam spritz­te er mir die Flüs­sig­keit ein, die mich zu ei­nem mensch­li­chen Ro­bo­ter ge­macht hät­te, wenn Pro­fes­sor Ho­ram nicht ge­we­sen wä­re!
    Jetzt be­gann die »Le­bens­ver­si­che­rung« zu wir­ken, die er mir durch ei­ne ge­wag­te Ge­hirn­ope­ra­ti­on mit­ge­ge­ben hat­te. Nun muß­te ich nur scharf auf­pas­sen, daß ich mich auch so ver­hielt, wie sich ein Ra­low­gal­tin­be­täub­ter zu be­neh­men hat­te. Wenn Sie den ge­rings­ten Ver­dacht schöpf­ten, war ich er­le­digt. In die­ser Be­zie­hung brauch­te ich mir nichts vorzu­ma­chen.
    Ich wuß­te ge­nau, daß die ers­ten Ein­wir­kun­gen in ei­nem Zeit­raum zwi­schen drei und fünf Mi­nu­ten ein­tre­ten muß­ten. Ich hoff­te in­brüns­tig, daß mei­ne Ge­sichts­haut den gelb­li­chen, wäch­ser­nen Farb­ton an­neh­men wür­de, der für Ra­low­gal­tin be­han­del­te ty­pisch war. Um den da­mit ver­bun­de­nen, sehr star­ken Schweiß­aus­bruch brauch­te ich mich da­ge­gen nicht zu sor­gen, denn ich wuß­te aus dem Test­ver­such des Al­ten, daß mir ent­setz­lich übel ge­wor­den war. Ein wirk­lich Be­täub­ter konn­te das aber nicht ver­spü­ren. Ich durf­te mich des­halb un­ter gar kei­nen Um­stän­den über­ge­ben. Pro­fes­sor Ho­ram hat­te mir zwar er­klärt, daß das schon ein­mal vor­ge­kom­men wä­re, aber es wä­re vor­teil­haf­ter, wenn ich die Übel­keit un­ter­drücken könn­te.
    Ich mach­te mich auf al­ler­hand ge­faßt. All­mäh­lich be­gann die Wir­kung ein­zu­set­zen. In mei­nem Schä­del häm­mer­te es dumpf.
    Der Schmerz ging rasch vor­über, doch jetzt trüb­te sich mein Seh­ver­mö­gen. Ich konn­te deut­lich hö­ren, wie Mor­set sag­te:
    »Die Re­ak­ti­on be­ginnt, Ka­pi­tän. Sie müs­sen sich aber noch ei­ni­ge Mi­nu­ten ge­dul­den. Das Wil­lens­zen­trum wird nun an­ge­grif­fen und aus­ge­schal­tet.«
    »Ich ha­be Zeit, Dok­tor«, mein­te der Chi­ne­se ge­dul­dig.
    Der Druck im Schä­del wich end­gül­tig; auch mein Seh­ver­mö­gen bes­ser­te sich wie­der et­was. Das Me­di­ka­ment schi­en sich im ge­sam­ten Blut­kreis­lauf ver­teilt zu ha­ben.
    Die­se Ver­mu­tung wur­de für mich durch die fast schlag­ar­tig auf­tre­ten­de Übel­keit zur Ge­wiß­heit. Zwar konn­te ich nicht se­hen, ob sich mein Ge­sicht ver­färb­te, aber ich glaub­te es zu füh­len. Zu­sam­men mit der Ver­fär­bung setz­ten der Schweiß­aus­bruch und die Atem­be­schwer­den ein. Mei­ne Lun­gen ar­bei­te­ten wie Bla­se­bäl­ge, mein Mund öff­ne­te sich, und der Schweiß­aus­bruch wur­de im­mer stär­ker.
    Nun war es so­weit! Jetzt muß­te ich mich stre­cken, steif ma­chen und mei­ne Au­gen auf »Null« stel­len, wie Pro­fes­sor Ho­ram so tref­fend ge­sagt hat­te.
    Es fiel mir nicht schwer, einen er­star­ren­den Blick zu heu­cheln. Ich lag reg­los; nur mei­ne Lun­gen pump­ten.
    Mor­set hob mei­ne Au­gen­li­der an, kon­trol­lier­te mei­ne Herz­tä­tig­keit und stach mir ei­ne Na­del ins Ohr­läpp­chen. Es tat weh, ob­wohl es ei­gent­lich nicht weh tun durf­te. Ich zuck­te mit kei­ner Wim­per und stieß ei­ni­ge stöh­nen­de, un­ar­ti­ku­lier­te Lau­te her­vor. Krampf­haft muß­te ich den im­mer stär­ker auf­kom­men­den Brech­reiz un­ter­drücken.
    »Vol­le Re­ak­ti­on«, hör­te ich Mor­sets Stim­me klar und deut­lich. »Ich ga­ran­tie­re da­für, daß die­ser Mann hun­dert­pro­zen­tig wil­len­los ist. Er muß auf je­de Fra­ge wahr­heits­ge­mäß ant­wor­ten, da er ein­fach nicht lü­gen kann. Das ge­sam­te

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