Zur besonderen Verwendung
Arzt hatte immer noch keinen Ton gesprochen. Rückwärts ging er auf die Tür zu. Bevor er jedoch verschwand, fiel ein durchsichtiger Glasbehälter auf den Boden und zersprang. Ich sah die grünlichen Gasschwaden, die fast augenblicklich den ganzen Raum erfüllten. Dann waren wir alleine.
Ich wollte aufspringen, irgend etwas unternehmen, doch ich kam nicht mehr dazu. Das Zeug wirkte so rasch, daß mir schon beim zweiten Atemzug die Sinne schwanden.
»Aus …«, hörte ich Hannibals Stimme wie aus weiter Ferne.
»Aus …«, war auch mein letzter Gedanke. »Aus, etwas ist schiefgegangen.«
9.
Ich erwachte durch den festen Druck eines Gegenstandes, den man mir auf das Gesicht gepreßt hatte. Beinahe ruckartig schlug ich die Augen auf.
Es dauerte einige Augenblicke, bis ich die Sachlage erfaßt hatte. Dann wußte ich wieder, was geschehen war.
Dr. Morset sah mich prüfend an und hob die Sauerstoffmaske von meinem Gesicht ab. Mit einem Griff verschloß er das Ventil der Druckflasche. Die leisen Zischlaute verstummten.
Meine Gedanken begannen sich zu überschlagen. Was war geschehen? Was hatte ihn zu dieser Maßnahme veranlaßt?
Ich wollte mich bewegen. Erst jetzt bemerkte ich, daß ich auf einem Operationstisch lag, an Händen und Füßen festgeschnallt. Unwillkürlich mußte ich an Professor Horam denken; doch die Erinnerung kam nur nebelhaft in mir auf, obwohl das Ereignis erst wenige Tage zurücklag.
Mein Gesicht rötete sich vor Zorn.
»Was, zum Teufel, soll das bedeuten? Sind Sie wahnsinnig geworden, Morset!«
Der Arzt zuckte mit den Schultern und schwieg. Dafür klang hinter mir die sanfte Stimme eines Mannes auf, der das Englisch mit einem deutlich erkennbaren Akzent sprach. Ich lauschte nur eine Sekunde. Dann war mir klar, daß der Sprecher ein Chinese sein mußte. Ich war zwei Jahre lang in Asien eingesetzt worden, und bei diesem Aufenthalt hatten sich meine Sprachkenntnisse so gefestigt, daß ich absolut sicher war.
»Machen Sie ihm keine Vorwürfe, Dr. Tensin! Der Arzt handelte auf meine Anweisungen.«
Ich wandte mühevoll den Kopf und erblickte einen zartgebauten, feingliedrigen Mann, der mich sehr höflich und freundlich anlächelte. Natürlich war das ein Chinese. Ein Irrtum war ausgeschlossen.
»Ach, ich beginne zu verstehen«, lachte ich rauh. »Ein Abgesandter des ›Großasiatischen-Staatenbundes‹, nicht wahr?«
Er lächelte puppenhaft und verneigte sich leicht.
»Warum sollte ich es nicht zugeben? Sie haben es erraten, Doktor.«
»Was soll das bedeuten? Man hat mir versichert, daß man mich anständig behandeln würde.«
»Selbstverständlich«, bestätigte er ruhig. »Tun wir Ihnen etwa weh? Das Betäubungsgas ist vollkommen unschädlich und hinterläßt nicht einmal Kopfschmerzen. Doktor Morset, bitte, beginnen Sie.«
Ich drehte meinen Kopf wieder in die andere Richtung und sah, daß Morset den blaßblau schimmernden Inhalt einer großen Ampulle in eine Spritze aufsaugte. In dem Augenblick war mir alles klar!
Ich begann schrill zu lachen und versuchte erneut, mich von dem Tisch zu erheben. Der Versuch war natürlich sinnlos.
»So sieht das also aus«, brüllte ich anscheinend außer mir. »Sie wollen mir das Mittel injizieren, das einen Menschen zu einer willenlosen Puppe macht! So sagten Sie doch, Morset, nicht wahr? Der GWA gelang es nicht, aber Sie machen es. Warum, warum nur? Ich weigere mich, mir das Zeug ins Blut spritzen zu lassen, und …«
»Erregen Sie sich nicht unnötig«, unterbrach mich der Chinese mit seiner öligen Stimme. »Ich versichere Ihnen, daß dieses Medikament vollkommen unschädlich ist, wenn man seine Anwendung nicht übertreibt. Es wird Ihnen etwas übel sein, wenn Sie wieder
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