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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Er­in­ne­rungs­ver­mö­gen liegt of­fen vor Ih­nen, Ka­pi­tän. Es kann durch kon­trol­lier­te Ne­ben­be­ein­flus­sung nicht mehr dar­an ge­hin­dert wer­den, die ab­so­lu­te Wahr­heit preis­zu­ge­ben.«
    »Ich dan­ke Ih­nen. Ru­fen Sie jetzt die an­de­ren her­ein.«
    Es war gut, daß er das ge­sagt hat­te, denn da­mit half er mir über mei­ne Übel­keit hin­weg. Ich war ge­spannt und neu­gie­rig. Nicht nur auf die ein­tre­ten­den Per­so­nen, son­dern in ers­ter Li­nie auf das, was sie vor­aus­sicht­lich spre­chen wür­den. Jetzt oder nie muß­te ich das er­fah­ren, was ich noch nicht wuß­te.
    Ich durf­te den Kopf nicht wen­den und muß­te mich auch hü­ten, die Au­gen zu ver­dre­hen. Trotz­dem er­kann­te ich Ho­ly Ses­ter, die in Be­glei­tung ei­nes sehr großen und fül­li­gen Man­nes an den Tisch trat.
    Der kor­pu­len­te Mann stütz­te sich schwer auf einen Stock. Ich wuß­te so­fort, mit wem ich es zu tun hat­te. Die­ser Mann war der gan­zen Welt ein Be­griff. Das war Leo Estat, der Herr­scher über un­zäh­li­ge Schiffs­ree­de­rei­en, Werf­ten, Flug­li­ni­en und Flug­zeug­fa­bri­ken.
    Wel­che Grün­de moch­te der Mil­li­ar­där ha­ben, den Hand­lan­ger für den »Großasia­ti­schen Staa­ten­bund« zu spie­len? Er hat­te doch wirk­lich ge­nug Be­sitz, um nicht auf die Zu­schüs­se der Asia­ten an­ge­wie­sen zu sein. Er­hoff­te er sich ei­ne noch macht­vol­le­re Po­si­ti­on? Woll­te er sei­ne Han­dels­be­zie­hun­gen noch grö­ßer und ge­wal­ti­ger aus­bau­en? Wuß­te er denn nicht, daß er ge­ra­de im Be­griff war, dem »GAS« ei­ne Waf­fe aus­zu­lie­fern, die zur Ver­nich­tung der gan­zen west­li­chen Welt füh­ren konn­te?
    »Wol­len Sie einen Stuhl, Chef«, frag­te Ho­ly. Bei die­ser An­re­de schwang al­les in mei­nem Ge­hirn, das ei­gent­lich be­täubt sein soll­te.
    Al­so Leo Estat war der Chef je­ner Spio­na­ge­or­ga­ni­sa­ti­on, die die Staa­ten un­si­cher mach­te! Das hät­ten wir nie­mals ver­mu­tet.
    »Nein dan­ke«, lehn­te er ab. Sein Asth­ma schi­en ihm heu­te das At­men be­son­ders zu er­schwe­ren. »Ich möch­te ihn se­hen. Das ist al­so die­ser Dok­tor Ten­sin, Mor­set? Was hal­ten Sie von ihm? Kann man ihm ver­trau­en? Wird es mit sei­nem Strah­ler mög­lich sein, den Vi­ren­staub ab­zu­bla­sen?«
    »So­weit ich die Sa­che be­ur­tei­len kann, hat er die Wahr­heit ge­spro­chen. Ich kann des­halb Ih­re Fra­ge mit ›ja‹ be­ant­wor­ten«, ent­geg­ne­te Mor­set. »Sie kön­nen be­gin­nen, Ka­pi­tän!«
    Ich at­me­te im­mer schwe­rer. Die keu­chen­den Lau­te ka­men jetzt von selbst aus mei­nem Mund. Ich litt stär­ker, als ich er­war­tet hat­te. Die über­aus hef­ti­ge Re­ak­ti­on war je­doch nicht ver­wun­der­lich, denn man hat­te mir ja erst vor ei­ni­gen Ta­gen bei dem Test­ver­such ei­ne Do­sis inji­ziert.
    In mei­nem Blick­feld tauch­te der Chi­ne­se auf. Er sah mich prü­fend an und frag­te mit sei­ner ein­schmei­cheln­den Stim­me:
    »Hö­ren Sie mich? Ant­wor­ten Sie, hö­ren Sie mich?«
    Bei­na­he hät­te ich »ja« ge­sagt! Der Schreck rann mir eis­kalt durch die Glie­der. Mit die­sem einen Wört­chen hät­te ich mich un­wi­der­ruf­lich ver­ra­ten.
    »Er kann nicht ant­wor­ten, Ka­pi­tän«, er­klär­te Mor­set. »Sie müs­sen bei ei­nem Ra­low­gal­tin­be­täub­ten im­mer den Na­men er­wäh­nen, da­mit sich sei­ne noch wa­chen Ge­hirn­zen­tren auch an­ge­spro­chen füh­len.«
    »Ja, ich weiß«, sag­te der Chi­ne­se ver­bind­lich. »Ich woll­te nur noch ein­mal tes­ten.«
    In­ner­lich fluch­te ich über die­sen kalt­schnäu­zi­gen Bur­schen, der mich um ein Haar her­ein­ge­legt hät­te.
    »Dok­tor Ten­sin, Dr. Bob Ten­sin, hö­ren Sie mich? Ant­wor­ten Sie!«
    »Ich hö­re«, stam­mel­te ich.
    »Sind Sie Dr. Ten­sin? Wann und wo wur­den Sie ge­bo­ren?«
    »Ich bin Dr. Ten­sin«, stöhn­te ich. »Ge­bo­ren am 28. Au­gust 1960 in Mo­ni­co, Wis­con­sin.«
    »Stimmt ge­nau«, warf Ho­ly flüs­ternd ein. Sie kon­trol­lier­te mei­ne An­ga­ben. Ich be­merk­te den Zet­tel, den sie in den Hän­den hielt.
    Der Chi­ne­se lä­chel­te wie im­mer. Ihn schi­en nichts auf­zu­re­gen.
    »Sie hat­ten einen

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