Zur besonderen Verwendung
Erinnerungsvermögen liegt offen vor Ihnen, Kapitän. Es kann durch kontrollierte Nebenbeeinflussung nicht mehr daran gehindert werden, die absolute Wahrheit preiszugeben.«
»Ich danke Ihnen. Rufen Sie jetzt die anderen herein.«
Es war gut, daß er das gesagt hatte, denn damit half er mir über meine Übelkeit hinweg. Ich war gespannt und neugierig. Nicht nur auf die eintretenden Personen, sondern in erster Linie auf das, was sie voraussichtlich sprechen würden. Jetzt oder nie mußte ich das erfahren, was ich noch nicht wußte.
Ich durfte den Kopf nicht wenden und mußte mich auch hüten, die Augen zu verdrehen. Trotzdem erkannte ich Holy Sester, die in Begleitung eines sehr großen und fülligen Mannes an den Tisch trat.
Der korpulente Mann stützte sich schwer auf einen Stock. Ich wußte sofort, mit wem ich es zu tun hatte. Dieser Mann war der ganzen Welt ein Begriff. Das war Leo Estat, der Herrscher über unzählige Schiffsreedereien, Werften, Fluglinien und Flugzeugfabriken.
Welche Gründe mochte der Milliardär haben, den Handlanger für den »Großasiatischen Staatenbund« zu spielen? Er hatte doch wirklich genug Besitz, um nicht auf die Zuschüsse der Asiaten angewiesen zu sein. Erhoffte er sich eine noch machtvollere Position? Wollte er seine Handelsbeziehungen noch größer und gewaltiger ausbauen? Wußte er denn nicht, daß er gerade im Begriff war, dem »GAS« eine Waffe auszuliefern, die zur Vernichtung der ganzen westlichen Welt führen konnte?
»Wollen Sie einen Stuhl, Chef«, fragte Holy. Bei dieser Anrede schwang alles in meinem Gehirn, das eigentlich betäubt sein sollte.
Also Leo Estat war der Chef jener Spionageorganisation, die die Staaten unsicher machte! Das hätten wir niemals vermutet.
»Nein danke«, lehnte er ab. Sein Asthma schien ihm heute das Atmen besonders zu erschweren. »Ich möchte ihn sehen. Das ist also dieser Doktor Tensin, Morset? Was halten Sie von ihm? Kann man ihm vertrauen? Wird es mit seinem Strahler möglich sein, den Virenstaub abzublasen?«
»Soweit ich die Sache beurteilen kann, hat er die Wahrheit gesprochen. Ich kann deshalb Ihre Frage mit ›ja‹ beantworten«, entgegnete Morset. »Sie können beginnen, Kapitän!«
Ich atmete immer schwerer. Die keuchenden Laute kamen jetzt von selbst aus meinem Mund. Ich litt stärker, als ich erwartet hatte. Die überaus heftige Reaktion war jedoch nicht verwunderlich, denn man hatte mir ja erst vor einigen Tagen bei dem Testversuch eine Dosis injiziert.
In meinem Blickfeld tauchte der Chinese auf. Er sah mich prüfend an und fragte mit seiner einschmeichelnden Stimme:
»Hören Sie mich? Antworten Sie, hören Sie mich?«
Beinahe hätte ich »ja« gesagt! Der Schreck rann mir eiskalt durch die Glieder. Mit diesem einen Wörtchen hätte ich mich unwiderruflich verraten.
»Er kann nicht antworten, Kapitän«, erklärte Morset. »Sie müssen bei einem Ralowgaltinbetäubten immer den Namen erwähnen, damit sich seine noch wachen Gehirnzentren auch angesprochen fühlen.«
»Ja, ich weiß«, sagte der Chinese verbindlich. »Ich wollte nur noch einmal testen.«
Innerlich fluchte ich über diesen kaltschnäuzigen Burschen, der mich um ein Haar hereingelegt hätte.
»Doktor Tensin, Dr. Bob Tensin, hören Sie mich? Antworten Sie!«
»Ich höre«, stammelte ich.
»Sind Sie Dr. Tensin? Wann und wo wurden Sie geboren?«
»Ich bin Dr. Tensin«, stöhnte ich. »Geboren am 28. August 1960 in Monico, Wisconsin.«
»Stimmt genau«, warf Holy flüsternd ein. Sie kontrollierte meine Angaben. Ich bemerkte den Zettel, den sie in den Händen hielt.
Der Chinese lächelte wie immer. Ihn schien nichts aufzuregen.
»Sie hatten einen
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