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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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wor­den war.
    Sie brach­ten mich in ein ge­räu­mi­ges Zim­mer, in dem sich an­schei­nend Han­ni­bal auf­hielt. Ich hat­te die Au­gen ge­schlos­sen und öff­ne­te sie auch nicht eher, be­vor wir nicht al­lei­ne wa­ren. Da­her ver­nahm ich nur die zor­ni­gen Aus­ru­fe des Klei­nen.
    »Na, sind Sie jetzt zu­frie­den«, brüll­te er den Arzt an, der den Wut­aus­bruch igno­rier­te.
    »Es ist Dr. Ten­sin doch kein Leid zu­ge­fügt wor­den«, ent­geg­ne­te Dr. Mor­set be­schwich­ti­gend.
    Han­ni­bal tob­te wei­ter. Sein Ver­hal­ten be­rei­te­te mir Spaß. Der Zwerg war ein Ge­nie. Er spiel­te sei­ne Rol­le aus­ge­zeich­net.
    »Wenn er auf­wacht, ru­fen Sie mich so­fort«, sag­te Ho­ly. Sie strich mir da­bei fast zärt­lich über die schweiß­be­deck­te Stirn.
    Han­ni­bal lach­te me­ckernd und ließ sich in sei­nen Be­schimp­fun­gen kaum un­ter­bre­chen.
    »Sie ru­fen mich so­fort, so­bald Dr. Ten­sin auf­wacht, ver­stan­den«, wie­der­hol­te Ho­ly ge­reizt.
    Wort­los ging sie zu­sam­men mit Dr. Mor­set hin­aus und ließ die Schie­be­tür hin­ter sich zuglei­ten.
    Ich grins­te still. Han­ni­bal flüs­ter­te so­fort:
    »Ver­zie­he nicht das Ge­sicht, Lan­ger. Du bist vor­läu­fig noch k.o. Wie war es ge­we­sen? Et­was er­fah­ren?«
    »Und ob! Be­sor­ge mir gu­te Stär­kungs­mit­tel. Ich bin rest­los fer­tig. In drei Stun­den muß ich wie­der fit sein.«
     
     

10.
     
    Ich hat­te et­was mehr als drei Stun­den tief und fest ge­schla­fen. Bei mei­ner to­ta­len Er­schöp­fung war das auch nicht ver­wun­der­lich.
    Ho­ly Ses­ter war vor ei­ni­gen Mi­nu­ten ge­gan­gen, da sie mir einen neu­en An­zug und Wä­sche be­sor­gen woll­te. Die Klei­dung, die ich zur Zeit trug, war recht stra­pa­ziert, da sie einen an­geb­li­chen Un­fall über­stan­den hat­te.
    Han­ni­bal husch­te zur Tür und preß­te sein Ohr da­ge­gen.
    Ich wuß­te, daß er nach Fern­se­hau­gen und ver­bor­ge­nen Mi­kro­pho­nen such­te. Auch ich hat­te mich schon sehr ge­wis­sen­haft um­ge­se­hen – und das hat­te ich mit den Au­gen ei­nes GWA-Be­am­ten ge­tan.
    »Nichts«, sag­te ich lei­se. »Warum soll­ten sie ih­re Zen­tra­le auch mit ei­ner Über­wa­chungs­zen­tra­le aus­stat­ten! In die­se Gast­zim­mer kommt viel­leicht al­le Schalt­jah­re je­mand hin­ein.«
    »Da kannst du dich aber leicht täu­schen. Mir will die gan­ze Ge­schich­te nicht ge­fal­len. Er­zähl doch. Was hat es ge­ge­ben?«
    Ich er­klär­te in knap­pen Wor­ten, was ich er­fah­ren hat­te. Bei mei­nen Stich­wor­ten wur­de sein Ge­sicht sehr blaß. Er schwieg ei­ni­ge Se­kun­den, ehe er flüs­ter­te:
    »Was willst du tun? Du bist hier der Chef, aber wenn ich zu be­stim­men hät­te, dann wür­de ich kei­nes­falls ra­ten …«
    »Was?« un­ter­brach ich ihn.
    »Nicht aus­he­ben las­sen, auf kei­nen Fall! Wir müs­sen noch­mals in den sau­ren Ap­fel bei­ßen. Wir müs­sen ein­fach auf das Boot. Sonst ist al­les un­wich­tig. Die Ban­de ha­ben wir oh­ne­hin schon in der Ta­sche.«
    Ich nick­te. Es hät­te mich auch ge­wun­dert, wenn er auf einen an­de­ren Ge­dan­ken ge­kom­men wä­re.
    Plötz­lich fiel mir ein, daß der chi­ne­si­sche Ma­ri­ne­of­fi­zier sein Ver­spre­chen ge­bro­chen hat­te. In mei­nem an­geb­li­chen Rausch hat­te er doch nach dem Auf­be­wah­rungs­ort mei­ner For­schungs­un­ter­la­gen ge­fragt. Ich hat­te na­tür­lich ge­sagt, wo sie zu fin­den wä­ren. Jetzt sah ich das als Vor­teil an, da es kei­nen un­lieb­sa­men Auf­ent­halt mehr ge­ben konn­te.
    In mei­nem Kopf brumm­te es noch ziem­lich, so daß es mir ei­ni­ger­ma­ßen schwer fiel, einen kla­ren Ge­dan­ken zu fas­sen. Trotz­dem kam ich zu der An­sicht, aus Tar­nungs­grün­den nach mei­nen Pa­pie­ren fra­gen zu müs­sen.
    Han­ni­bal sah mich er­staunt an, als ich das klei­ne Sichtsprech­ge­rät ein­schal­te­te, das di­rekt ne­ben der Couch auf ei­nem Tisch­chen stand. Man hat­te mir ge­sagt, daß ich da­mit je­der­zeit mei­ne Wün­sche äu­ßern könn­te, da ich das Zim­mer nicht ver­las­sen durf­te.
    So­fort er­schi­en auf der hand­großen Bild­flä­che das Ge­sicht ei­nes Man­nes, der mir un­be­kannt war. Hier muß­te es über­haupt noch

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