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Zur besonderen Verwendung

Zur besonderen Verwendung

Titel: Zur besonderen Verwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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um­flo­gen das Re­gie­rungs­dis­trikt, da die Ma­schi­ne nicht die Kenn­zei­chen der GWA trug. Ich war un­auf­fäl­lig ab­ge­holt wor­den. In der Kli­nik hat­te man kei­ne Ah­nung, daß der höf­li­che und dienst­be­rei­te Pi­lot nicht mein An­ge­stell­ter war.
    Sei­nen Na­men kann­te ich nicht, so wie er auch mei­nen nicht kann­te. In­ner­halb der GWA gab es nur einen Mann, der über sämt­li­che Agen­ten in je­der Hin­sicht in­for­miert war: Der Chef!
    Wenn wir im Haupt­quar­tier zu tun hat­ten, gin­gen wir in den lan­gen Gän­gen an­ein­an­der vor­bei, oh­ne zu wis­sen, wem wir be­geg­ne­ten. Wir wuß­ten nur, daß wir einen Mit­ar­bei­ter ge­se­hen hat­ten; mehr nicht.
    Die Si­cher­heits­vor­schrif­ten for­der­ten die ab­so­lu­te An­ony­mi­tät. Nie­mand durf­te in der La­ge sein, an­de­re Per­so­nen even­tu­ell iden­ti­fi­zie­ren zu kön­nen.
    Der Pi­lot sag­te ›Sir‹ zu mir. Ich da­ge­gen ver­mied ei­ne di­rek­te An­re­de. An sich war mir die­se Ge­heim­nis­krä­me­rei schon im­mer läs­tig ge­we­sen, doch ich wuß­te an­de­rer­seits, daß die Maß­nah­me für uns ei­ne Art Le­bens­ver­si­che­rung be­deu­te­te.
    Die Hub­ro­to­ren wa­ren wie­der aus­ge­fah­ren wor­den. Die Rei­se­trieb­wer­ke lie­fen aus. Die Fahrt war zu ge­ring ge­wor­den, als daß die Trag­flä­chen das Ge­wicht der Ma­schi­ne noch in der Luft hät­ten hal­ten kön­nen.
    Wir über­flo­gen im Lang­sam­flug aus­ge­dehn­te Vil­len­ko­lo­ni­en, bis an der Pe­ri­phe­rie ei­ni­ge un­schö­ne Be­ton­ge­bäu­de auf­tauch­ten. Sie bil­de­ten ein großes Vier­eck. Von oben be­trach­tet schi­en es, als ha­be sie ein Rie­se ins of­fe­ne Land hin­ein­ge­stellt.
    Das war das Haupt­quar­tier der »Ge­hei­men-Wis­sen­schaft­li­chen-Ab­wehr«, die ih­ren Na­men nicht um­sonst trug.
    Es gab in der Welt kei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on, die sich mit der GWA hät­te ver­glei­chen kön­nen. Sie war aus der Ge­hei­men Bun­des­kri­mi­nal­po­li­zei her­vor­ge­gan­gen.
    Die GWA ver­füg­te über ab­wehr­tech­ni­sche Ein­rich­tun­gen, die den Staat zir­ka fünf­hun­dert Mil­li­ar­den Dol­lar ge­kos­tet hat­ten. Die wis­sen­schaft­li­chen Me­tho­den mo­der­ner Ver­bre­chens­be­kämp­fung wa­ren in un­se­ren La­bors bis zur Vollen­dung ent­wi­ckelt wor­den. Es gab kein na­tur­wis­sen­schaft­li­ches oder tech­no­lo­gi­sches Fach­ge­biet, das von den aus­ge­such­ten Kön­nern die­ser Son­der­ab­tei­lung nicht be­herrscht wur­de. Wir ver­füg­ten über mo­d­erns­te Waf­fen, Sen­de­an­la­gen al­ler Art, Schutz- und Test­vor­rich­tun­gen, Er­mitt­lungs­ver­fah­ren und der­art hoch­wer­ti­ge Com­pu­ter­an­la­gen, daß selbst Fach­leu­te zu­tiefst be­ein­druckt wa­ren.
    Nir­gends in der Welt exis­tier­te ei­ne Po­li­zei­or­ga­ni­sa­ti­on, die sich rüh­men konn­te, mit der­ar­ti­gen Mit­teln aus­ge­rüs­tet zu sein. Al­lei­ne un­se­re rie­si­gen Elek­tro­nen­ge­hir­ne zur Lö­sung kom­pli­zier­ter Vor­gän­ge und zur Wahr­schein­lich­keits­aus­wer­tung dif­fi­zi­ler Fäl­le wa­ren Wun­der­wer­ke.
    In den Be­ton­ge­bäu­den gab es mehr For­schungs­stät­ten als Bü­ros. Ich wuß­te, daß die ak­ti­ven Mit­glie­der der GWA nicht mehr als fünf­hun­dert Män­ner und Frau­en zähl­ten. Au­ßer­dem wa­ren noch un­ge­fähr fünf­tau­send Tech­ni­ker und Wis­sen­schaft­ler al­ler Fach­rich­tun­gen für die GWA tä­tig. Sie wer­te­ten das aus, was wir bei un­se­ren schwe­ren Ein­sät­zen er­mit­tel­ten.
    GWA-Spe­zia­lis­ten be­sa­ßen Son­der­voll­mach­ten, die sie in eng be­grenz­ten Not­fäl­len un­ter an­de­rem er­mäch­tig­ten, höchs­te Mi­li­tärs und Po­li­ti­ker zu ver­haf­ten. Es war ei­gent­lich un­faß­bar, welch ein macht­vol­les und prä­zi­se rea­gie­ren­des In­stru­ment der Chef ge­schaf­fen hat­te. Er hat­te sei­nen Lehr­meis­ter, John Ed­gar Hoo­ver, der einst die be­rühm­te Bun­des­kri­mi­nal­po­li­zei, das FBI, ge­grün­det hat­te, weit über­flü­gelt.
    En­de der acht­zi­ger Jah­re hat­te der »Al­te«, wie er von uns ge­nannt wur­de, sei­ne Ide­en in die Tat um­set­zen kön­nen.

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