Zur besonderen Verwendung
umflogen das Regierungsdistrikt, da die Maschine nicht die Kennzeichen der GWA trug. Ich war unauffällig abgeholt worden. In der Klinik hatte man keine Ahnung, daß der höfliche und dienstbereite Pilot nicht mein Angestellter war.
Seinen Namen kannte ich nicht, so wie er auch meinen nicht kannte. Innerhalb der GWA gab es nur einen Mann, der über sämtliche Agenten in jeder Hinsicht informiert war: Der Chef!
Wenn wir im Hauptquartier zu tun hatten, gingen wir in den langen Gängen aneinander vorbei, ohne zu wissen, wem wir begegneten. Wir wußten nur, daß wir einen Mitarbeiter gesehen hatten; mehr nicht.
Die Sicherheitsvorschriften forderten die absolute Anonymität. Niemand durfte in der Lage sein, andere Personen eventuell identifizieren zu können.
Der Pilot sagte ›Sir‹ zu mir. Ich dagegen vermied eine direkte Anrede. An sich war mir diese Geheimniskrämerei schon immer lästig gewesen, doch ich wußte andererseits, daß die Maßnahme für uns eine Art Lebensversicherung bedeutete.
Die Hubrotoren waren wieder ausgefahren worden. Die Reisetriebwerke liefen aus. Die Fahrt war zu gering geworden, als daß die Tragflächen das Gewicht der Maschine noch in der Luft hätten halten können.
Wir überflogen im Langsamflug ausgedehnte Villenkolonien, bis an der Peripherie einige unschöne Betongebäude auftauchten. Sie bildeten ein großes Viereck. Von oben betrachtet schien es, als habe sie ein Riese ins offene Land hineingestellt.
Das war das Hauptquartier der »Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr«, die ihren Namen nicht umsonst trug.
Es gab in der Welt keine Organisation, die sich mit der GWA hätte vergleichen können. Sie war aus der Geheimen Bundeskriminalpolizei hervorgegangen.
Die GWA verfügte über abwehrtechnische Einrichtungen, die den Staat zirka fünfhundert Milliarden Dollar gekostet hatten. Die wissenschaftlichen Methoden moderner Verbrechensbekämpfung waren in unseren Labors bis zur Vollendung entwickelt worden. Es gab kein naturwissenschaftliches oder technologisches Fachgebiet, das von den ausgesuchten Könnern dieser Sonderabteilung nicht beherrscht wurde. Wir verfügten über modernste Waffen, Sendeanlagen aller Art, Schutz- und Testvorrichtungen, Ermittlungsverfahren und derart hochwertige Computeranlagen, daß selbst Fachleute zutiefst beeindruckt waren.
Nirgends in der Welt existierte eine Polizeiorganisation, die sich rühmen konnte, mit derartigen Mitteln ausgerüstet zu sein. Alleine unsere riesigen Elektronengehirne zur Lösung komplizierter Vorgänge und zur Wahrscheinlichkeitsauswertung diffiziler Fälle waren Wunderwerke.
In den Betongebäuden gab es mehr Forschungsstätten als Büros. Ich wußte, daß die aktiven Mitglieder der GWA nicht mehr als fünfhundert Männer und Frauen zählten. Außerdem waren noch ungefähr fünftausend Techniker und Wissenschaftler aller Fachrichtungen für die GWA tätig. Sie werteten das aus, was wir bei unseren schweren Einsätzen ermittelten.
GWA-Spezialisten besaßen Sondervollmachten, die sie in eng begrenzten Notfällen unter anderem ermächtigten, höchste Militärs und Politiker zu verhaften. Es war eigentlich unfaßbar, welch ein machtvolles und präzise reagierendes Instrument der Chef geschaffen hatte. Er hatte seinen Lehrmeister, John Edgar Hoover, der einst die berühmte Bundeskriminalpolizei, das FBI, gegründet hatte, weit überflügelt.
Ende der achtziger Jahre hatte der »Alte«, wie er von uns genannt wurde, seine Ideen in die Tat umsetzen können.
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