Zur Kasse, Schnaeppchen
Mitgliederadressen zu Geld. Das gilt beispielsweise für Versandhandelsunternehmen. Aufgrund langfristiger Geschäftsbeziehungen mit ihren Kunden können sie zahlreiche Adressen anbieten, geordnet nach werberelevanten Informationen über Kauf- und Zahlungsverhalten. Hier kann es sich für Sie lohnen, das Kleingedruckte genau zu studieren und der Weitergabe Ihrer Daten zu widersprechen.
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Auf den Punkt gebracht: Sie selbst können weitgehend selbst beeinflussen, wie viele Werbebriefe Sie erhalten. Denn die meisten Daten, die für Werbezwecke genutzt werden, werden von den Betroffenen selbst in Umlauf gebracht. Wenn Sie keine Werbung wollen, sollten Sie bei der Weitergabe Ihrer Daten äuÃerst zurückhaltend sein. 10
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Vorsicht bei Gewinnspielen: Nicht selten werden sie durchgeführt, damit Unternehmen Ihre aktuelle Adresse gewinnen können.
Ein Selbstversuch
Sie sollten bei Gewinnspielen, Katalogbestellungen und Vertragsabschlüssen immer darauf achten, ob Ihre Daten an Dritte weitergegeben
werden dürfen. Denn auf diesem Weg beschaffen sich Unternehmen ganze Adressdatensätze, die sie dazu verwenden, um neue Kunden zu gewinnen. Um die AusmaÃe einer solchen Adressweitergabe einmal nachzuvollziehen, empfehlen wir einen Selbstversuch: Bestellen Sie einen Katalog oder nehmen Sie an einem Gewinnspiel teil. Bei der Angabe Ihrer Adresse fügen Sie zwischen Ihrem Vor- und Nachnamen einen willkürlichen Buchstaben ein. Nehmen wir mal an, dass Sie beispielsweise »Christian Müller« heiÃen. Dann schreiben Sie einfach mal »Christian O. Müller« beim Gewinnspiel. Und das machen Sie nur ein einziges Mal. Jetzt können Sie genau nachvollziehen, welche der bei Ihnen zukünftig eingehenden persönlich adressierten Werbebriefe auf diese eine Adressangabe zurückzuführen sind. Und wir versprechen Ihnen: Sie werden sich wundern, welche Kreise die Weitergabe Ihrer Adresse ziehen wird und wie viel Werbepost an Christian Müller mit dem O dazwischen im Briefkasten landet.
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Leider kein Trost: Die klassische Werbung verliert an Bedeutung. Heute treffen wir die meisten Entscheidungen erst im Geschäft, oder wir werden dort zumindest stark beeinflusst.
Informationsüberlastung am Point-of-Sale
Wir treffen unsere Einkaufsentscheidungen zunehmend vor Ort. Doch hier, im Einkaufsdschungel, den Ãberblick zu behalten, ist leichter gesagt als getan. Denn wir werden mit einem ständig wachsenden Produktangebot konfrontiert, das immer schneller wechselt. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Artikel um rund 130% gestiegen. Während Discounter wie ALDI und Lidl rund 1.000 verschiedene Produkte führen, sind es in groÃflächigen Betriebstypen wie Verbrauchermärkten und SB-Warenhäusern mittlerweile bis zu 63.000 unterschiedliche Artikel.
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Gleichzeitig hat sich die Dauer, die ein durchschnittliches Produkt am Markt überlebt, um rund 80% verkürzt. Und sämtliche einschlägige Studien belegen, dass nur eine Minderheit an Neuprodukten am Markt erfolgreich ist. Rund 70% der im Lebensmitteleinzelhandel neu eingeführten Markenartikel scheitern. Ãhnlich hoch liegen die Flopraten bei Handelsmarken.
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Wir müssen uns auf immer mehr, aber auch auf immer häufiger wechselnde Produkte einstellen.
Immer mehr Produkte - warum eigentlich?
Der immer stärker anschwellende Strom an (vermeintlich?) neuen Produkten hat mehrere Ursachen. Zunächst nimmt die Zahl der Produktvarianten bei Markenartikeln ständig zu. Nachvollziehen lässt sich diese an einem so bekannten Produkt wie NIVEA.
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Vor 100 Jahren, als die »SchneeweiÃe« (das bedeutet das lateinische Wort »nivea«) das Licht der Welt erblickte, hätte wohl niemand im Hause Beiersdorf vermutet, dass sich daraus eine Markenfamilie mit mehr als 500 verschiedenen Produkten entwickeln würde. Unter dem NIVEA-Markendach sind mittlerweile Produktlinien wie NIVEA Visage (seit 1993), NIVEA Vital (1994), NIVEA Beauté (1997), NIVEA Hair Care (1991), NIVEA for Men (1986), NIVEA Sun (1993), NIVEA Hand (1998), NIVEA body (1992), NIVEA Bath Care (1996) und NIVEA Deo (1991) angesiedelt. Dass hier kaum noch einer durchblickt, hat mittlerweile auch Beiersdorf erkannt. Die Zahl der Produktlinien soll drastisch reduziert werden.
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Verschärfend hinzu kommt die Markeninflation durch Handelsmarken und Me-too-Produkte. Im Gegensatz zu Markenartikeln,
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