Zur Kasse, Schnaeppchen
andere beeinflusst. Beide Bilder bestehen aus den gleichen Elementen: Kreis, zwei Punkte und Halbkreis. Durch Drehung des Halbkreises um 180 Grad entsteht für den Betrachter jedoch ein völlig neuer Eindruck. Das gesamte Bild hat sich verändert und es scheint, als würden die Augen des linken Männchens fröhlicher aussehen als die des rechten, obwohl diese in beiden Bildern identisch sind.
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Beispiel für den Irradiationseffekt 41
Versuche mit gefärbtem Orangensaft belegen den Irradiationseffekt dahingehend, dass die Geschmacksempfindung in erheblichem MaÃe von dem bestimmt wird, was wir sehen. Die Teilnehmer
an diesem Experiment bekamen sowohl geschmackliche als auch farblich veränderte Orangensäfte zu trinken. War der Saft heller gefärbt als üblich, blieb die höhere SüÃe im nachgezuckerten Getränk unentdeckt. War das Getränk hingegen dunkler gefärbt, glaubten die Probanden bei dem gleichen Saft in unterschiedlichen Gläsern Geschmacksunterschiede wahrzunehmen. 42 Damit ist belegt, was der Volksmund schon lange verkündet: Das Auge isst (oder trinkt) mit.
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Farben beeinflussen also unser Geschmacksempfinden. Ein grünes Bonbon schmeckt uns saurer und frischer als ein gleichwertiges rotes Bonbon. Ein blass erscheinendes Lebensmittel schmeckt uns fader als ein leuchtendes.
Die geheimen Verführer
Der amerikanische Publizist Vance Packard hat in seinem konsumkritischen Besteller »Die geheimen Verführer« schon im Jahr 1976 über ein interessantes Experiment berichtet: Hausfrauen bekamen über längere Zeit drei vermeintlich unterschiedliche Waschmittel zum Testen. Die eine Sorte hatte eine tiefblaue Verpackung, die zweite war in einem knallgelben Karton, und die dritte Verpackung war blau und hatte gelbe Farbtupfer. Das Ergebnis war eindeutig: Das Waschmittel in der blauen Packung war den Hausfrauen zu wenig reinigungsstark, die Wäsche bliebe oft dreckig. Das gelb verpackte Waschmittel sei in seiner Wirkung zu aggressiv gewesen. Nur mit dem dritten Waschmittel waren die Frauen zufrieden. Was die Hausfrauen nicht wussten: In allen drei Kartons war dasselbe Waschmittel.
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Um eine objektive Beurteilung des Geschmacks von Lebensmitteln in der Endstufe der Produktentwicklung sicherzustellen, werden Tests in einem Licht durchgeführt, in dem keine eindeutige Farberkennung mehr möglich ist. Wenn etwa McDonaldâs neue Lieferanten auf die Qualität von Paddies - so nennt man im Fachjargon die Hackfleischscheiben - untersucht, sitzen die Tester in einer Kabine, die mit einem Speziallicht ausgestattet ist. Durch die Beleuchtung sehen alle Test-Paddies gleich aus, sodass vom visuellen Eindruck kein Einfluss auf das Geschmacksempfinden ausgehen kann.
Woher kommen unsere Farbvorstellungen?
Doch wo bzw. wie wird festgelegt, welche Vorstellungen wir mit Farben verbinden? Hier lassen sich drei Erklärungen finden: Da sind als Erstes die eigenen Erfahrungen: Wir haben im Laufe unseres Lebens gelernt, dass bestimmte Gegenstände bestimmte Farben tragen. Reife und wohlschmeckende Orangen zeichnen sich durch eine bestimmte Farbe namens Orange aus. Pflaumen hingegen sollten blau und nicht grün sein, wohingegen Gurken grün und nicht Orange sein müssen. Im Laufe der Zeit kann es passieren, dass wir uns so an die Farben gewöhnt haben, dass andere Farben eines sonst völlig gleichwertigen Produkts als Mangelerscheinung oder Defizit bewertet werden. Wir selbst halten ein Lebensmittel nur dann für gesund und appetitlich, wenn es in Geschmack, Form, Konsistenz, Geruch und eben Farbe unseren Erwartungen entspricht.
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Legendär ist in diesem Zusammenhang der Misserfolg von »Crystal Pepsi«. Mit diesem klaren Softdrink sollte die »neue Nachfrage nach Reinheit« befriedigt werden. Die Verbraucher erwarteten jedoch von einem Produkt mit dem Namen Pepsi, dass es auch wie Pepsi aussah. Nicht einmal ein Jahr später stellte Pepsi die Produktion von »Crystal Pepsi« ein und brachte einen Nachfolger mit dem Namen »Crystal« in die Regale. Die Negativassoziationen hielten sich jedoch hartnäckig - Crystal Nummer zwei setzte sich noch weniger durch als sein unbeliebter Vorgänger.
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Der zweite Grund für die Irradiation durch Farbe ist die Evolution: Bestimmte Farbvorstellungen sind rund um den Globus gleich. Beispielsweise verbinden alle Menschen mit der Farbe Grün sauer und mit Gelb und
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