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Zur Leidenschaft verfuehrt

Zur Leidenschaft verfuehrt

Titel: Zur Leidenschaft verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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ihrem eigenen Schutz.
    Es war sinnlos, völlig sinnlos, mit sich selbst zu hadern. Charley hätte auf ihren Verstand hören sollen und sich Raphael gegenüber nicht so verletzlich machen dürfen. Er gehörte zweifellos zu den Menschen, vor denen sie sich am meisten hüten musste. Irgendetwas anderes anzunehmen wäre sträflicher Leichtsinn. Diese Gedanken gingen Charley durch den Kopf, während sie vor dem Porträt von Raphaels Eltern stand, das kurz nach deren Hochzeit angefertigt worden war, wie Anna ihr erzählt hatte.
    Sie betrachtete nachdenklich die Gesichtszüge von Raphaels Mutter, die dunkelhaarig gewesen war wie ihr Sohn, aber mit dunklen Augen. Auch ihr Ehemann, dem Charley sich jetzt zuwandte, war dunkeläugig gewesen. Charley war wie gebannt von der Liebe, die auf beiden Gesichtern leuchtete, von der großen Zärtlichkeit, mit der Raphaels Vater den innigen Blick seiner Ehefrau erwiderte.
    Von Anna wusste sie, dass es zwischen den beiden die große Liebe gewesen war. An ihrem vierzehnten Geburtstag hatte sich die junge Gräfin unsterblich in den zweiundzwanzigjährigen Grafen verliebt, und sie hatte sich geschworen, entweder ihn oder gar keinen zu heiraten. Diese große Liebe spiegelte sich unübersehbar auf ihrem Gesicht wider. Dass die unermessliche Trauer um ihren Mann die Gräfin in den Tod getrieben hatte, machte Charley ganz traurig. Die arme Frau. Und Raphael? War er ebenfalls zu bedauern? Er hatte schließlich seine Eltern ebenso verloren wie sie selbst und das in einem Alter, in dem er noch weit jünger und verletzlicher gewesen war. Charley schob den Gedanken entschlossen beiseite. Sie wollte mit Raphael kein Mitgefühl haben. Sie wollte überhaupt nichts für ihn empfinden. Ihr Herz begann, unruhig zu schlagen, während sie die Botschaft ihres Körpers zu überhören versuchte … die Botschaft, die besagte, dass es bereits zu spät war.
    Sie hatte den Vormittag damit verbracht, die Firma, die den Auftrag erhalten hatte, den Garten zu säubern, davon zu überzeugen, dass es durchaus auch in ihrem eigenen Interesse lag, die Arbeiten in dem von Raphael vorgegebenen Zeitrahmen durchzuführen, natürlich mit einem angemessenen Preisaufschlag. Außerdem hatte sie mehrere Angebote für die von Raphael geplanten Lichtspiele eingeholt.
    Sie riss sich von dem Gemälde los und machte sich auf den Weg zu Raphael, der ihr durch Anna hatte ausrichten lassen, dass er sie sprechen wolle. Wahrscheinlich um zu hören, was sie für Fortschritte gemacht hatte. An ihrem Ziel angelangt klopfte Charley widerstrebend und betrat auf seine Aufforderung hin das Zimmer.
    „Sie wollten mich sprechen?“
    „Ja. Es geht um die Restaurierungsarbeiten. Ich habe mich in Florenz umgehört und bin dabei auf einen Verein gestoßen, der sich für die Erhaltung der historischen Bausubstanz der Stadt einsetzt. Dort habe ich einige Kontaktadressen erhalten, unter anderem die eines Landschaftsarchitekten, außerdem hat man mich an die Akademie für Kunsthandwerk in Florenz verwiesen. Dort werden derzeit die talentiertesten Steinmetze ausgebildet. Obwohl wir den Leiter der Akademie – sein Name ist Niccolo Volpari – natürlich erst noch überzeugen müssen, dass unser Projekt seine Aufmerksamkeit auch wirklich verdient.“
    „Das klingt vielversprechend. Wenn Sie mir die E-Mail-Adresse von Niccolo Volpari geben, setze ich mich sofort mit ihm in Verbindung und versuche, einen Besichtigungstermin im Garten mit ihm zu machen.“
    Raphael schüttelte entschieden den Kopf.
    „Nein, auf gar keinen Fall, Volpari ist ein vielbeschäftigter Mann. Wenn wir ihn sprechen wollen, müssen wir uns schon nach Florenz bemühen“, gab er zurück, während er aus seinem Schreibtischstuhl aufstand und ans Fenster trat. Charley beobachtete jede einzelne seiner Bewegungen. Nur mit Mühe schaffte sie es, ihren Blick von seinen breiten Schultern zu lösen, mit dem Ergebnis, dass dieser auf seiner schlanken Taille landete. Raphaels Hemd, vermutlich maßgeschneidert, betonte auf geheimnisvolle Weise seinen breiten Oberkörper, obwohl es bei Weitem nicht so an seiner Brust klebte wie eben ihr Blick noch. Und wie schafften es die italienischen Männer bloß – oder genauer: Wie schaffte es dieser italienische Mann hier – ganz normale Chinos auf eine so atemberaubend erotische Art zu tragen, obwohl sie eigentlich gar nichts Erotisches an sich hatten? Die Art, wie sich unter dem weichen Hosenstoff bei jeder Bewegung die Muskeln abzeichneten, war ein

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