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Zur Leidenschaft verfuehrt

Zur Leidenschaft verfuehrt

Titel: Zur Leidenschaft verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Raphael in den ersten Stock folgte.
    Das Gästezimmer war in französischem Empirestil möbliert und in den Farben Taubenblau, Grau und Weiß gehalten. Eine Tür führte in ein großes Bad mit einer gewaltigen Löwenklauenbadewanne und hohen Spiegeln in verschnörkelten Goldrahmen an den Wänden. Trotz der ruhigen Farben strahlte die Suite eine Sinnlichkeit aus, die Charley schmerzlich an ihre eigene Unzulänglichkeit erinnerte. Dies waren Räume für eine Frau, die sich ihrer Weiblichkeit und Sexualität sehr deutlich bewusst war, eine Suite für eine raffinierte Verführerin, gekleidet in Seide und Satin, die lange schwüle Sommernachmittage in den Armen ihres Liebhabers verbrachte.
    Ob Raphael seine Geliebten mit hierher brachte? Erfahrene, weltgewandte Frauen, die … Rigoros schob Charley den Gedanken beiseite. Sich so etwas auszumalen hatte sie kein Recht. Das ging sie nichts, wirklich gar nichts an! Doch auch diese Einsicht konnte nicht über das heftige Ziehen hinwegtäuschen, das sie im Unterleib verspürte. Sie durfte nicht zulassen, dass sie so etwas fühlte. Das darfst du nicht, und du wirst es auch nicht, schärfte Charley sich ein, während sie wieder nach unten ging. Sie traf fast gleichzeitig im Salon mit einem kleinen untersetzten Mann ein, der eben aus dem Lift gestiegen war und jetzt Raphael die Hand schüttelte.
    „Das ist gut, Sie kommen gerade richtig, Charlotte. Darf ich Ihnen meinen Freund Paulo Franchetti vorstellen? Paulo haben wir den Kontakt mit Niccolo Volpari zu verdanken.“
    Charley hatte keine Chance auszuweichen, als Raphael den Arm ausstreckte und sie sanft am Handgelenk zu sich heranzog.
    „ Buongiorno, Charlotte.“ Paulo reichte ihr lächelnd die Hand.
    Fünfzehn Minuten später, nachdem sie verschiedene Themen, darunter auch das Gartenprojekt, kurz gestreift hatten, verabschiedete sich Paulo. Raphael warf einen Blick auf seine Armbanduhr, dann forderte er Charley auf: „Kommen Sie. Wir haben etwas zu erledigen.“
    Draußen schien die Sonne so hell, dass Charley die Augen zusammenkneifen musste.
    „Hier entlang.“ Raphael nahm ihren Arm und lotste sie durch den Touristenstrom, der sich fast wie durch Magie teilte, um sie durchzulassen. Bereits nach wenigen Metern blieb Raphael vor dem Schaufenster eines weltbekannten italienischen Modedesigners stehen.
    „Wenn Sie für mich arbeiten, brauchen Sie Arbeitskleidung, die Ihrer Position entspricht“, erklärte Raphael. „Und da wir heute die Zeit haben, schlage ich vor, dass wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“
    Charley schaute ihn perplex an. „Aber ich habe zu Hause einen ganzen Schrank voller Garderobe“, wandte sie ein. „Meine Schwestern schicken mir alles was ich brauche.“
    Raphael hob spöttisch eine Augenbraue und musterte sie durchdringend. Charley spürte, wie ihre Wangen anfingen zu brennen.
    „Darf ich raten? Ich tippe auf lauter betont unauffällige, langweile Sachen, die Ihnen alle mindestens zwei Nummern zu groß sind, richtig?“ Er schüttelte den Kopf. „Das vergessen Sie lieber ganz schnell. So eine Art Garderobe wäre Ihrer Stellung nicht angemessen. Bei diesem Projekt arbeiten Sie mit Leuten zusammen, für die Schönheit einen hohen Stellenwert besitzt … mit italienischen Männern“, ergänzte er. „Und da Sie für mich tätig sind, möchte ich, dass man Sie achtet und respektiert und weder an ihrem Schönheitssinn noch an Ihrem Qualitätsbewusstsein zweifelt. Für einen Steinmetz ist die Passform eines Kleidungsstückes ebenso von Bedeutung wie die Auswahl des Materials, das er bearbeitet, und das gilt für alle, mit denen Sie es zu tun bekommen. Außerdem müssen Sie mich bei zahlreichen Gelegenheiten begleiten. Heute Abend möchte ich zum Beispiel nicht …“
    „Dass ich unangenehm auffalle?“, beendete Charley seinen Satz. „Nun, dann hätten Sie sich vielleicht jemand anders suchen sollen. Ich bin eben keine … keine Modepuppe!“
    „Jetzt werden Sie doch nicht gleich zickig! Was ist dagegen einzuwenden, dass eine Frau hübsche Kleider trägt? Die meisten Frauen …“
    „Ich bin nicht die meisten Frauen, und ich werde auch nicht zickig“, protestierte Charley. Obwohl er natürlich recht hatte. Weil sie ganz genau wusste, dass „hübsche Kleider“ nicht zu ihr passten.
    „Eigentlich wollte ich sagen“, fuhr Raphael fort, „dass sich die meisten Frauen über eine neue Garderobe freuen würden – besonders Italienerinnen, die viel Wert auf ihr Äußeres legen.

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