Zur Leidenschaft verfuehrt
spüren, weil ich genau dasselbe für dich fühle.“
Im Halbdunkel des Flurs wurden seine Züge plötzlich so hart, dass er fast aussah wie ein Krieger aus alten Zeiten, der keine andere Wahl hat, als unter schrecklichen Qualen über sich selbst hinauszuwachsen.
„Für uns kann es keine Zukunft geben“, erklärte er kalt.
„Ich bitte dich nicht um eine Zukunft.“
„Worum bittest du mich denn dann?“
„Nur um eine einzige Nacht, mehr nicht“, erwiderte Charley sanft. „Um eine einzige Nacht, in der es nichts Trennendes zwischen uns gibt, nichts, was uns davon abhält, unsere Empfindungen ehrlich zu teilen. Mit den Komplimenten, die du mir heute gemacht hast … über mein … meine Haltung, meine Eleganz … da hast du in mir einen Prozess angestoßen, den ich jetzt gemeinsam mit dir vollenden möchte, Raphael.“
Charley konnte seine Atemzüge hören, die sich beschleunigt hatten, obwohl er sich nicht bewegt hatte.
Ohne seinen Blick loszulassen, fuhr sie fort: „Ich möchte, dass du mich nimmst, Raphael. Ich möchte, dass du das, was du begonnen hast, zu Ende bringst.“
Er atmete schwer unter dem Druck, den er auf sich selbst ausübte.
Charley senkte die Stimme zu einem heiseren Flüstern. „Ich will, dass wir deine hehren Prinzipien über Bord werfen, Raphael. Ich will, dass wir uns heute Nacht alles nehmen, was wir bekommen können.“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu und wartete mit Herzklopfen auf seine Reaktion. Nie im Leben hätte sie sich vorstellen können, dass sie sich jemals so verhalten, dass sie diese Kühnheit aufbringen könnte. Doch seit sie wusste, dass Raphael sie ebenso begehrte wie sie ihn, war sie bereit, alles zu riskieren, um zu bekommen, wonach sie sich so sehr sehnte.
Als sich seine kräftigen Hände wie Schraubstöcke um ihre Taille legten, wandelte sich Charleys freudige Erwartung in Erschrecken. Er versuchte sie wegzuschieben, um an ihr vorbeizugehen.
„Eine Nacht?“, fragte er leise. „Glaubst du wirklich, dass eine einzige Nacht ausreicht, um meinen Hunger nach dir zu stillen?“ Und dann küsste er sie wieder so leidenschaftlich, dass sie im Nu in Flammen stand vor Begehren.
9. KAPITEL
Obwohl Charley nicht wusste, wie es hatte geschehen können, waren sie auf dem obersten Treppenabsatz angelangt. Und küssten sich immer noch. Sie hatte gar nichts mitbekommen, bis auf die Leidenschaft, die Raphaels Mund verströmte, und ihrem eigenen Verlangen.
„Es kann aber keine Zukunft für uns geben“, warnte er sie erneut.
„Es geht mir nicht um eine Zukunft“, sagte Charley fest. „Ich will nur eine Nacht mit dir, sonst nichts.“
Raphael stöhnte rau auf. Kapitulation … ihm blieb nur noch die Kapitulation. Er schaffte es nicht, sich zu verweigern. Der Drang, ihren Körper an seinen zu pressen, ihre Haut an seiner zu spüren, war übermächtig. Dass es ihm trotzdem irgendwie gelang, sich an einen letzten Rest Vernunft zu klammern, war unter diesen Umständen ein Wunder.
„Gut, aber nur unter einer Bedingung. Du musst mir etwas versprechen.“
Charley wartete. Was für eine Bedingung sollte das sein? Dass sie sich nicht in ihn verlieben durfte? Das wusste sie auch so.
Raphael stieß einen Schwall Luft aus und atmete langsam wieder ein.
„Du darfst auf keinen Fall schwanger werden.“
Warum trafen sie seine Worte wie ein Fausthieb in den Magen? Obwohl sie doch keine Sekunde lang an ein Kind gedacht hatte?
„Natürlich werde ich ein Kondom benutzen, aber …“
„Das ist nicht nötig“, fiel Charley ihm eilig ins Wort. „Ich nehme die Pille.“ Was die Wahrheit war, auch wenn die regelmäßige Hormoneinnahme nur dazu diente, ihren unregelmäßigen Monatszyklus zu stabilisieren.
„Das ist gut, aber ich muss dich dennoch warnen: Solltest du trotz Pille schwanger werden, musst du auf jeden Fall abtreiben. Ohne dieses Versprechen von deiner Seite läuft nichts.“
Seine Worte verursachten ihr eine Gänsehaut.
Mach dir nichts draus, du willst schließlich nicht sein Kind, sondern ihn, ermahnte sich Charley. Und sie wollte ihn wirklich … mit jeder Faser ihres Herzens.
Hör sofort auf damit, das ist der reine Wahnsinn, befahl sich Raphael. Noch war es nicht zu spät. Er hatte immer noch die Möglichkeit, sich umzudrehen und zu verschwinden. Er musste das, was sie ihm anbot, nicht annehmen. Wirklich nicht? Wo sich sein Körper wie verrückt nach ihr sehnte und seine Fantasie bereits alle Sinnenlust vorwegnahm? Er schaffte es nicht, sich zu
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